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MAIN-SPESSART
Alte Bäume und alte Rechte
Der Namensgeber: Aus dem Spechtshardt, heute würde man sagen: Spechtewald, wurde der Spessart. Foto: Gerhard Hagen
| Der Namensgeber: Aus dem Spechtshardt, heute würde man sagen: Spechtewald, wurde der Spessart. Foto: Gerhard Hagen
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:52 Uhr

Rhön und Spessart kommen in die engere Auswahl für einen neuen Nationalpark in Bayern. Das ebenfalls taugliche Ammergebirge zwischen Garmisch-Partenkirchen und Füssen hat wohl weniger gute Chancen, weil es mit Berchtesgaden schon einen oberbayerischen Nationalpark in den Alpen gibt. Der Steigerwald gilt aufgrund jahrelanger kontroverser Diskussionen als ausgeschlossen.

Der Spessart hat auf den ersten Blick den Charme, dass sich große Teile des größten zusammenhängenden Laubwalds in Deutschland in der Hand des Freistaats befinden. Das würde eine Ausweisung erleichtern, anders, als wenn man die durch die fränkische Realteilung zerstückelten privaten Waldgrundstücke einbeziehen müsste.

Bei einer Größe von 244 000 Hektar ließe sich in dem Mittelgebirge zweifellos ein mindestens 10 000 Hektar großes Gebiet einrichten. Das wäre die Minimalgröße für den avisierten Nationalpark. Der bestehende Naturpark Spessart umfasst etwa 240 000 Hektar davon 170 000 in Bayern, den Rest in Hessen. Der Wald teilt sich ungefähr gleichmäßig in ein Drittel Staatswald, ein Drittel kommunale Wälder und ein Drittel Privatwälder auf.

Für die Ausweisung als Nationalpark käme nach Auskunft der Bayerischen Staatsforsten in erster Linie der südliche Spessart infrage. Der nördliche Teil in Bayern und Hessen wurde schon zu frühindustrieller Zeit abgeholzt und dann überwiegend mit Nadelholz aufgeforstet. Dort finden sich also weniger schützenswerte Bestände.

Der Haken daran: Grundsätzlich soll der Nationalpark grenzübergreifend ausgewiesen werden. Ein Verbund mit Hessen ist im Spessart aber eher fraglich. Anders in der Rhön, wo schützenswerte Gebiete sowohl auf bayerischer wie auf hessischer Seite der Grenze zu finden sind. Und die Rhön hat den Vorteil, dass es dort keine alten Holznutzungsrechte im Staatsforst gibt. Die stehen im Spessart augenblicklich zur Debatte, wenn es um die Einrichtung eines Nationalparks geht.

Was den Südspessart interessant macht: Alte Eichen- und Buchenwälder, die das Gebiet trotz der forstlichen Nutzung wie Trittsteine durchziehen, gelten Naturschutzverbänden wie dem Bund Naturschutz oder Greenpeace als besonders erhaltenswert. Schon im Spessartlied ist davon die Rede: „Weißt Du wo die Eichen trotzig ragen, . . . wo die Buchen grüne Schirme tragen“.

Auch die Artenvielfalt der Fauna ist in Bayern einzigartig. Nirgendwo sonst im Freistaat leben so viele Spechte, die Namensgeber für den Spessart (Spechtewald). Schwarzstörche, Habichte, Baumfalken und rund 400 Käferarten wie der seltene Juchtenkäfer bevölkern einen der ältesten Wälder in Mitteleuropa außerhalb der Alpen.

 
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