Unsinn, Humbug und Schwachsinn: Diese drei Vokabeln waren es, mit denen SPD, Grüne und CSU die Idee bezeichneten, im Landkreis Main-Spessart wieder die alten KFZ-Kennzeichen KAR, GEM, LOH und MAR zuzulassen – zusätzlich zu MSP, das erhalten geblieben wäre. Freie-Wähler-Landrat Thomas Schiebel drückte sich etwas gewählter aus: „Ich sehe die Sinnhaftigkeit nicht.“ In etwa fünf Minuten war das Thema vom Tisch. Einstimmig lehnten die Kreisräte die Wiedereinführung ab.
Schiebel hatte einleitend gesagt, seiner Meinung nach würden die Alt-Kennzeichen die 40-jährigen Bemühungen um eine Einheit von Main-Spessart konterkarieren. Die Alt-Kennzeichen könnten für touristische Orte in Oberbayern sinnvoll sein, aber nicht für Main-Spessart.
Wörtlich sagte er: „Ich möchte mein Einzelvotum auf eine breitere Basis stellen und bitte um entsprechenden Rückhalt.“ Und: „Lassen Sie sich nicht täuschen. dass der Beschlussvorschlag positiv formuliert ist.“ In diesem nämlich hieß es: „Beim Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie soll ein Antrag auf Wiedereinführung von Altkennzeichen gestellt werden.“
Nach Schiebels einführenden Worten herrschte heitere bis aufgeregte Stimmung im Sitzungssaal. Heinz Mehrlich (SPD) sagte als erster Redner, ihn habe der Beschlussvorschlag irritiert – „nein, das ist zu zurückhaltend formuliert: Ich war von den Socken.“ – Lautstarker Applaus im Saal.
Gerhard Kraft von den Grünen meinte: „Außer irgendwelcher Wirtschaftsförderung kommt nichts dabei raus.“ Damit spielte er ironisch auf das Prägen der Kennzeichen und die damit verbundene Verwaltungsarbeit an.
Thorsten Schwab bemerkte für die CSU: „Es mag Landkreise geben, in denen das Sinn macht, bei unserem Kreis ist es Schwachsinn. Wir stehen zu MSP als unserem einzigen Identifikationsmerkmal. Die Rückkehr zu den Altkennzeichen wäre ein Rückschritt.“
Bei der abschließenden Abstimmung votierten die Kreisräte aller Fraktionen einstimmig gegen den Beschlussvorschlag.
Selbst Bekannte meinerseits aus anderen Landkreisen, wo die alten Kennzeichen lange wieder eingeführt wurden, äußerten sich zu diesem Thema sehr verwundert und fragten mich, wie antiquiert und altmodisch unser Landrat und sein Kreistag seien. Außerdem soll wohl das ein oder andere Kreistagsmitglied im Vorfeld der Sitzung noch FÜR die alten Kennzeichen gewesen sein. Ein Schelm, wer Böses über das einstimmige Ergebnis denkt...
Außerdem sind die Totschlagargumente "unnötig hohe Kosten" und "unnötiger Verwaltungsaufwand" schlichtweg falsch, wie aus Landkreisen zu erfahren ist, die das Prozedere schon hinter sich haben.
Motto in Karscht: "Wenn i net mog, mog i halt net!"
Sowohl Befürworter als auch Gegner sollten sich schämen! Wer sich in dieser Sache so sehr engagiert sollte sich fragen ob seine Kräfte nicht anderswo besser aufgehoben wären.
Das ganze ist peinlich und wirft auf alle Beteiligten ein schlechtes Licht....
Aber auch von Bürgerseite haben sich leider keine Befürworter zusammengetan und gemeinsam um MAR, KAR, LOH und GEM gekämpft. In persönlichen Gesprächen haben mir gegenüber einige Mitbürger entrüstet geäußert "Das können die in Karlstadt doch nicht einfach so abschmettern!" Auch mit ein paar Dorf-Bürgermeistern redete ich, aber auch da hatte keiner den Mumm, sich gegen den Zirkus in Karlstadt zu wehren. Wovor haben denn alle Angst? Man macht doch nichts kaputt mit ein paar Buchstaben auf Blech! Die tun keinem weh!
Und diejenigen, die etwas für "Ihre" Stadt tun wollen, können sich z. B. in Vereinen (Sport oder Umwelt) "Ihrer" Stadt engagieren. Denn da sind die aktiven Mitglieder schwindend. Und man "hebt" sich hervor, indem man etwas Sinnvolles macht und sich nicht nur für drei eigene Buchstaben aus Blech stark macht. Ende der Diskussion.
Nach Ihren belehrenden Worten an das Kleinbürgertum hoffe ich nur, Sie selbst tun mehr für "UNSEREN Landkreis" oder "IHREN Landkreis", als nur ein MSP-Kennzeichen durch die Gegend zu fahren, um sich als "Landkreisler" zu definieren.
In der gleichen Main-Post-Ausgabe lese ich, daß man dieses Thema im Landkreis Bad Neustadt nicht so verbissen sieht und die Entscheidung dem Bürger überläßt. Einfach unmöglich!
Nun weiß ich endlich, was ich von diesem Kabarett in Karlstadt zu halten habe!