"Wir grüßen dies Haus und wünschen euch allen von Herzen das göttliche Wohlgefallen." Wer am Dreikönigstag in Erlenbach die Wohnungstüre öffnet, wird von den Sternsingern besucht. Eine Gruppe Jugendlicher, verkleidet als Könige, bringt Gottes Segen in die Häuser. Diese Aufgabe ist den Ministranten der katholischen Kirche vorbehalten - in diesem Jahr werden sich neben den etwa 20 Jugendlichen auch vier junge Erwachsene Kronen aufsetzen und durch die Straßen ziehen.
Die 20- bis 27-Jährigen waren vor einigen Jahren selbst noch Messdiener. Als solcher hat man vielfältige, zum Teil anstrengende Aufgaben. Das schweißt zusammen, berichten die jungen Menschen. Das ist auch für Kaya Kominek ein Grund, warum sie wieder dabei ist: "Es macht einfach Spaß und vor allem alte Leute freuen sich über den Besuch."
Sternsinger sind meist den ganzen Tag und nicht selten in teils klirrender Kälte auf den Beinen. Nicht selten fängt man sich als Sternsinger da einen Schnupfen ein. "Uns haben viele Menschen unterstützt und uns zum Beispiel in ihrem warmen Wohnzimmer aufwärmen lassen", sagt die zehnjährige Leonie Salomon über den Dreikönigstag im vergangenen Jahr. Der Wunsch der Könige an die Hausbewohner klingt zwar etwas altertümlich, aber Gesundheit kann wohl jeder gebrauchen: "Gott möge euch allen Gesundheit verleih'n, dem Vieh und den Saaten ein gutes Gedeih'n."
Besucht werden alle Häuser in Erlenbach - selbst die weit entfernten am Weiler. Dort fährt in diesem Jahr die Gruppe der Ehemaligen mit dem eigenen Auto hin. Der 6. Januar beginnt frühmorgens mit dem Schminken und dem Kostümieren. Bei manchen wird das Gesicht schwarz, bei anderen gelb bemalt. Die Gewänder sind zum Teil aus alten, schimmernden Vorhangstoffen, aufwendig verziert mit goldenen Borten und Quasten.
Krone oder Turban auf dem Kopf
Hier ist das Geschick der Mütter gefragt. Auf dem Kopf tragen die Könige goldene Kronen oder einen passenden Turban. Sie führen nicht nur einen Stern mit sich, sondern auch ein Weihrauchfass und Kreide.
Unter den Gewändern der vier, groß gewachsenen "alten Hasen" schauen die Schuhe hervor. Macht nichts. Der gute Wille zählt. Und ein bisschen Spaß gehört auch dazu: Felix Liebler, einer der derzeitigen Oberministranten erzählt zum Beispiel, dass er und seine Gruppe vor etwa zwei Jahren von einem Erlenbacher dazu aufgefordert wurden, mit dem Weihrauchfass kräftig einzuräuchern. "Er wollte wissen, ob der Feuermelder noch funktioniert", erinnert sich der 17-Jährige.
Als Sternsinger gibt es immer etwas zu erleben
Glaubt man den "Legenden", die Väter und Großväter gerne an die jüngeren Akteure weitergeben, hat auch schon mal ein Teppich gebrannt, als einer von ihnen das Weihrauchfass so stark schwenkte, dass die glühenden Kohlen herausfielen. Marlene Rothaug (10 Jahre) ist heuer zum ersten Mal als König Melchior dabei und freut sich schon auf den 6. Januar. Von ihrem großen Bruder weiß sie, dass es als Sternsinger immer etwas zu erleben gibt.
Ihre Sprüche können die Jugendlichen auswendig. Der, der den Melchior mimt, sagt: "Christus möge im Hause wohnen, für jede Wohltat euch reich belohnen." Und alle: "Er segne das Haus, er möge euch führen, das schreiben wir heut' auf die Schwelle der Türen."
"Christus mansionem benedicat"
Mit geweihter Kreide notiert der Größte in Schönschrift an die Haustüren: 20*C+M+B*19. Den Menschen ist es wichtig, dass der Segen gerade und mit gleich großen Buchstaben angebracht wird. Man muss ihn schließlich ein Jahr lang ansehen. Doch was bedeuten die Zeichen eigentlich? Von den Anfangsbuchstaben der Namen Caspar, Melchior und Balthasar leitete man Mitte des 20. Jahrhunderts "Christus mansionem benedicat" ("Christus segne (dieses) Haus!") als christlichen Segensspruch ab.
"Wir bitten euch, ihr wisst es schon, um Gaben für die Weltmission. Drum öffnet willig eure Hände und gebt uns eine gute Spende." Auf diesen Moment haben viele Menschen schon gewartet. Sie zücken ihre Geldbörsen und stecken Münzen oder Scheine in die Sammeldose der Besucher. Die Einnahmen fließen an die Aktion "Dreikönigssingen" des Kindermissionswerks.
Doch auch die Jugendlichen kommen nicht zu kurz. Für sie gibt es Süßes - und davon nicht gerade wenig. In manchen Jahren ist ein Begleiter der Könige mit Taschen und Tüten ausgestattet, um Schokolade, Schaumküsse und andere Süßigkeiten zu tragen. Gegen Ende des Tages werden da die Arme ganz schön lang. Da tut eine Pause gut.
Mittagessen gibt es für die Gruppe von Leonie Salomon bei deren Mutter. Und was kommt auf den Tisch? Das steht noch nicht fest - anders als bei den "alten Hasen". "Bei uns gibt es Spaghetti Bolognese, so wie früher", verrät einer von ihnen. Angst, dass die Schminke im Gesicht verwischt, haben sie nicht.
Geld für die Mission, Süßigkeiten für die Akteure
Wer schon mehrmals bei der Sternsingeraktion dabei war, weiß, wo es die meisten Süßigkeiten zu erwarten gibt oder in welchem Haus man ein Glas Limo bekommt. Umso inbrünstiger fällt dann der Schlusssatz aus: "Christus dem Herrn habt ihr freudig gegeben. Er lohne es euch mit dem ewigen Leben."
fiz; Quelle: www.sternsinger.de