
Vater und Sohn, Wolfgang und Maximilian Schmitt, haben sich beide fürs Lehramt an der Grund- beziehungsweise Mittelschule entschieden. Die Erfahrung, gut mit Kindern klarzukommen, hat bei der Berufswahl eine große Rolle gespielt, erzählen die beiden Lohrer.
Wolfgang Schmitt (59) hat sich Anfang der 1980er-Jahre fürs Lehramt an der Grundschule entschieden. Im Gegensatz zu heute gab es damals zu viele Grundschullehrer. Seit einigen Jahren ist er Rektor an der Grundschule Lohr und als Mann in dieser Schulart eine selten gewordene Spezies. 22 Lehrkräfte unterrichten laut Wolfgang Schmitt dieses Schuljahr an der Grundschule, einschließlich Pfarrer. Davon sind vier männlich, voriges Jahr seien sie nur zu dritt gewesen.
Beim Handball Talent entdeckt
"Ich habe durch meinen Vater gemerkt, dass mir das taugt«, sagt Maximilian Schmitt (27), der mit dem Referendariat fertig und damit seine Ausbildung als Mittelschullehrer abgeschlossen hat. Sein Vater war in der Schwimmabteilung des TSV Lohr aktiv und hat schon als Jugendlicher kleine Kinder betreut und Freizeiten mit ihnen unternommen, wie er im Gespräch mit der Redaktion erzählt. Das sei für ihn ausschlaggebend gewesen, Grundschullehrer zu werden.
Auch Handballer Maximilian Schmitt hat, wie er berichtet, sein Talent, mit Kindern umzugehen, im Sport erprobt. "Außerdem bin ich gerne breiter aufgestellt, was die Fächer angeht. Für die Realschule oder das Gymnasium müsste ich mich auf zwei Fächer konzentrieren."
Er hat Sport, katholische Religion, Deutsch und Sozialkunde studiert. Dass er weniger verdient als Lehrer an Realschulen und Gymnasien, hat ihn nicht abgeschreckt. Vater und Sohn sehen darin jedoch einen Grund, warum sich nur wenige Männer für das Lehramt an Grund- und Mittelschulen entscheiden.
Kinder bestärken
Als Lehrer an der Grund- und Mittelschule müsse man alle Fächer unterrichten, mit Ausnahme des Sports und der Religionskunde. Für Ersteres brauche man eine Lehrbefähigung und für Religion die Missio canonica, die Lehrbeauftragung der Kirche. Wolfgang Schmitt schränkt ein: "Wenn man das Pech hat, dass an der Schule keine Lehrkraft mit Lehrbefähigung Sport ist, unterrichtet es auch jemand ohne."
Sein Referendariat hat Maximilian Schmitt an der Mittelschule in Bad Kissingen absolviert. "Eine Brennpunktschule", sagt er. Ihm habe es super Spaß gemacht, was am Chef und dem Kollegium gelegen habe und an der Erfahrung, Bezugsperson für die Mädchen und Jungen zu sein.
"Man ist mehr Erzieher, hat die Kinder fast den ganzen Tag, kann ihnen Halt geben, gerade, wenn die Verhältnisse zu Hause schwierig sind." Auch sein Vater betont, wie wichtig es ist, dass mal jemand da ist, der zu einem Schüler sagt, "du kannst das". Es komme darauf an, diese Kinder zu bestärken, ein offenes Ohr für sie zu haben. "Diese Chance besteht, wenn man die Kinder jeden Tag hat", sagt der Sohn.
Ist dafür überhaupt Zeit? "Wir haben diese Spielräume", sagt Wolfgang Schmitt und verweist auf die Werteerziehung im Lehrplan. Als weiteres Beispiel, Kinder, die sich schwertun, fördern zu können, nennt Maximilian Schmitt die Praxisklassen. "Es ist toll, wenn man sieht, wie ein Schüler im Praktikum als Schweißer oder Metzger aufgeht." Wolfgang Schmitt nennt es "Schatzsuche": Abseits vom Fächerprinzip zu schauen, wo die Talente stecken.
Heimatnah in Hessen
Maximilian Schmitt startet diese Woche als Lehrer an der Grundschule in Lohrhaupten. In Bayern wäre er nach Oberbayern gekommen, weil da die meisten Lehrer fehlten.
Sein Einsatz als Spielertrainer beim TSV Lohr habe bei den sozialen Kriterien nicht ausgereicht, um eine Stelle in Unterfranken zu bekommen. Mit seiner Bewerbung in Hessen hat er Glück gehabt und ist nun näher an Lohr als mancher unterfränkische Ort. In Hessen spiele es keine Rolle, dass er nach bayerischem System Mittelschullehrer ist, ergänzt sein Vater.