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Lohr
Als Kolonialwarenhandlung fing es an
Diese Aufnahme von der Drogerie Kleinfelder in Lohr stammt schätzungsweise aus dem Jahr 1938.
Foto: Foto-Kleinfelder | Diese Aufnahme von der Drogerie Kleinfelder in Lohr stammt schätzungsweise aus dem Jahr 1938.
Bearbeitet von Günter Weislogel
 |  aktualisiert: 19.06.2021 02:25 Uhr

Mit Foto-Kleinfelder verliert Lohr ein weiteres familiengeführtes Einzelhandels-Fachgeschäft. Bei der Feier des 100-jährigen Bestehens im Jahr 2004 würdigte der damalige Lohrer Bürgermeister Siegfried Selinger die Geschäftsleute samt ihren Mitarbeitern: "Sie haben mit dazu beigetragen, dass die Stadt Lohr sich so entwickelt hat."

Hervorgegangen war das Handelsgeschäft aus der Kolonialwaren- und Chemikalienhandlung, die Udo Kleinfelders Großvater Carl am 17. Dezember 1904 in der Turmstraße 3 eröffnet hatte. Sie entwickelte sich bald auch zu einer Drogerie. Anfang der 1920er Jahre wurden Fotoprodukte ins Programm aufgenommen. Es gab beispielsweise das Verkaufsprogramm von Agfa, Filme, Chemikalien und Fotopapiere für Amateurfotografen und unter anderem Kameras von Leica, Zeiss-Ikon und Voigtländer.

Fotoabteilung gezielt ausgebaut

In den ersten Jahrzehnten setzten die Fotografen ihr Entwicklungsbäder noch selbst an. Anfang der 1930er Jahre trat Udo Kleinfelders Vater Heribert in die väterliche Firma ein, baute die Fotoabteilung gezielt aus und erweiterte das damals schon bestehende Labor.

Der Zweite Weltkrieg beendete den Aufschwung. Der ausgebildete Fotograf Heribert Kleinfelder musste zur Luftwaffe und fiel 1945 in den letzten Tagen des Kriegs. Daheim war das Geschäft in dem zerschossenen Haus bei null angelangt, die spärlichen Waren geplündert. Sohn Udo war damals sieben Jahre alt.

Seine Mutter Anni Kleinfelder-Dreisbusch stieg an Stelle ihres Mannes in das Geschäft ein und baute es mit dem Gründer unter schwierigsten Verhältnissen wieder auf. Es gab zunächst nichts. Die US-Militärregierung hatte die verbliebenen Kameras einsammeln lassen und beschlagnahmt. Aber von ihr kam auch der erste Auftrag, denn die verbliebene Bevölkerung brauchte neue Pässe. Chemikalien und Fotopapiere war noch vorhanden, Filme stellte die Besatzungsmacht zur Verfügung, weiß Udo Kleinfelder aus Überlieferungen.

Drogerie 1990 aufgelöst

Als 18-Jähriger stieg er 1956 nach der Ausbildung zum Fotokaufmann in das mütterliche Unternehmen ein. Ein Studium an der Fotoschule Kiel und viele Fortbildungen kamen hinzu. Als 1970 die Räume im Nachbarhaus Geist an der Ecke Große Kirchgasse/Turmstraße gemietet werden konnten, nutzte Kleinfelder die Chance zum Aufbau eines Fotostudios. 1975 trennte die Familie Drogerie und Fotogeschäft in eigenständige Unternehmen. Die Drogerie wurde 1990 aufgelöst.

Udo Kleinfelder wandte sich schon vorher der Technik und damit dem Foto-Spezialgeschäft zu. Er kümmerte sich um Studio, Gerätesortiment und Service im Foto-, Video- und später im Digitalbereich. Seine aus dem Bankfach gekommene Frau nahm ihm alle anderen Geschäfte ab, organisierte den Betrieb. Ohne sie wäre vieles nicht möglich gewesen.

 
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