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Neustadt am Main
»Als käme die Musik vom Himmel herab«
Großartige Sänger mit komödiantischem Talent: Das Vokalensemble Vivat konzertierte in der Pfarrkirche Neustadt. Von links: 1. Tenor Oleg Semenov, 2. Tenor Sergei Chaplinskii, Bass Profundo Egor Suslov sowie Dirigent und Bariton Viktor Stupnev.
Foto: Rita Gress | Großartige Sänger mit komödiantischem Talent: Das Vokalensemble Vivat konzertierte in der Pfarrkirche Neustadt. Von links: 1. Tenor Oleg Semenov, 2.
Rita Greß
 |  aktualisiert: 22.09.2019 02:11 Uhr

Dicht gefüllt waren die Bankreihen im Mittelschiff der Pfarrkirche Neustadt am Dienstagabend. »Es ist eine glückliche Fügung, dass wir gerade heute am Namenstag der Heiligen Hildegard das Vokalensemble Vivat aus St. Petersburg bei uns begrüßen dürfen«, sagte Pfarrvikar Christian Nowak in der von ihm zelebrierten Eucharistiefeier.

Das Quartett vermöge Hildegard von Bingens Schlüsselworte »Symphonie, Harmonie und Klang« trefflich in die Bildersprache der Musik umzusetzen. »Es ist, als käme die Musik geradezu vom Himmel herab.« In der Tat gedieh der Vortrag des Quartetts an Werken aus der orthodoxen Liturgie, Balladen und Volksliedern zum hoch emotionalen Wechselspiel von Temperament und Mystik. Letztere mag sich in der Fremdartigkeit der orthodoxen Liturgie begründen, die - gepaart mit der russischen Sprache - einen feinen Nerv westlicher Gemüter trifft.

Das Ensemble steht unter künstlerischer Leitung von Bariton Viktor Stupnev. Er ist Dozent für Chorleitung und Dirigieren an der Pädagogischen Universität St. Petersburg und hat den Chor 1991 ins Leben gerufen. Die Solisten haben ihr Studium am St. Petersburger Konservatorium absolviert. Jeder Einzelne verfügt über ein immenses Stimmvermögen; es reicht vom tiefen Bass Profundo Egor Suslovs über den tragenden Bariton Stupnevs bis in die hohen Spitzen der Tenöre Oleg Semenov und Sergei Chaplinskii. So legen sie Zeugnis ab vom Geist des alten Russlands.

Den ersten Konzertteil markierten geistliche Werke, darunter Tschaikowskys »Dreimal Heilig«, die tragende Rachmaninov-Weise »Freu dich o Mutter Gottes« oder die auf Russisch und Deutsch vorgetragene Komposition des Ukrainers Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski (1751 bis 1825) »Ich bete an die Macht der Liebe.« Sie ist Teil des Großen Zapfenstreichs.

Dass das Ensemble nicht nur herausragendes Gesangstalent auszeichnet, sondern auch herrlich komödiantisches, zeigte sich im zweiten Teil in russischen Volks- und Scherzliedern. Nach einer Stunde Vortrag der traditionelle russische Segenswunsch »Auf viele Jahre« und stehende Gäste, deren Beifall brandete. Vivat unterstützt mit Spendeneinnahmen aus seinen Konzerten die Intensivstation für Neugeborene am Städtischen Kinderkrankenhaus St. Nikolaja Tschudotvorza in St. Petersburg.

 
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