
Vor 50 Jahren verlor der Landkreis Gemünden zwar seine Selbstständigkeit. Die Gebietsreform führte aber auch dazu, dass sich größere Gemeinden bildeten und die Stadt Gemünden durch die Eingemeindung einst selbstständiger Gemeinden wuchs. Am 1. Januar 1972 schloss sich Harrbach freiwillig der Stadt Gemünden an und ließ sich eingemeinden.
Fast hätte Harrbach damals jedoch den Gemündener Dunstkreis verlassen und sich dem Nachbarn Karlburg angegliedert, das sich erst 1978 Karlstadt anschloss. Arbeitsplatzbindungen und gutnachbarschaftliche Beziehungen ließen einige von einem Zusammenschluss mit Karlburg träumen.

Allerdings zeigten die Verantwortlichen in Karlburg wenig Interesse an einer solchen Verbindung, wie sich Gemündens Altbürgermeister Kurt Völker in einem Rückblick vor 30 Jahren erinnerte. Abgemacht war zuvor freilich schon, dass Harrbach zu Gemünden kommen sollte. Der damalige Harrbacher Bürgermeister Rudolf Kleinwechter stand denn auch dazu, und schließlich sagte das kleine Harrbach mit seinen heute rund 130 Einwohnern "Ja" zu Gemünden.
Der Schaippacher Anschlusswunsch war eine Überraschung
Harrbach war aber nicht die erste der einst selbstständigen Gemeinden, die sich Gemünden anschlossen. Schon ein Jahr zuvor, am 1. Januar 1971, hatten sich Adelsberg, Hofstetten, Massenbuch und Seifriedsburg mit Schönau und Reichenbuch in die Stadt Gemünden eingemeindet. Auch Schaippach mit Hohenroth schlossen sich damals Gemünden an, was für das Gemündener Rathaus jedoch etwas überraschend kam. Denn sowohl der Rienecker als auch der Gemündener Bürgermeister hatten angesichts der pfarrgemeindlichen Bindung einen Anschluss Schaippachs an Rieneck für wahrscheinlicher gehalten, so Völker. Der Schaippacher Gemeinderat jedoch beschloss ein Zusammengehen mit Gemünden. Dadurch stieg die Einwohnerzahl Gemündens von 4128 Ende 1970 auf 6381 Ende 1971.
Zum 1. Juli 1972 dann wurde auch Aschenroth mit Neutzenbrunn Gemündener Stadtteil. Aschenroth hätte sich auch den zu bildenden Einheitsgemeinden Gräfendorf oder Karsbach anschließen können, fand den Anschluss an Gemünden indes offenbar verlockender. Nach der Eingemeindung von Aschenroth und Harrbach stieg die Einwohnerzahl Gemündens auf 6693 Einwohner.
Wernfeld und Langenprozelten schlossen sich auch noch an
Bekanntlich war aber damit noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Am 1. Januar 1976 ging auch Wernfeld unter Bürgermeister Rudi Dittmeier zu Gemünden. Die beiden hatten beim Teilen der Gewerbesteuer des Schleppergeräteherstellers Mörtl schon gute Erfahrungen gemacht. Denn dessen Werksgelände lag zu zwei Dritteln auf Wernfelder Flur und zu einem Drittel auf Gemündener. Dadurch zählte das Gemündener Rathaus am Jahresende 1976 bereits 7708 Einwohner für die Stadt.
Langenprozelten, einst eine der größten Gemeinden des Landkreises Lohr, hatte schon in den 30er Jahren versucht, vom Landkreis Lohr wegzukommen und in den Landkreis Gemünden eingekreist zu werden. Bemühungen versandeten angesichts des nahenden Krieges jedoch. Nach dem Krieg scheiterten weitere Bemühungen der Langenprozeltener am Widerstand der bayerischen Ministerialbürokratie. Das Lohrer Landratsamt wollte von einer Auskreisung Langenprozeltens nichts wissen und wehrte sich vehement.
Langenprozelten wäre gern selbstständig geblieben
Erst die Gebietsreform brachte neuen Schwung in die Sache. Allerdings wollten die Langenprozeltener zwar in den Landkreis Gemünden, nicht aber zur Stadt Gemünden. In einer Bürgerbefragung am 5. Dezember 1971 sprach sich der überwiegende Teil der Langenprozeltener gegen eine Eingemeindung aus. Diesem Votum schloss sich auch der Gemeinderat an. Langenprozelten wollte ursprünglich mit den Gemeinden Neuendorf und Ruppertshütten eine Verwaltungsgemeinschaft gründen, aber Ruppertshütten sprach sich für Lohr aus und Neuendorf schloss sich mit Neustadt, Rechtenbach und Steinfeld zu einer Verwaltungsgemeinschaft zusammen.
Erst als gegen Ende der Gemeindegebietsreform der Verlust der letzten Sonderschlüsselzuweisungen in Höhe von 450 000 Mark drohte, stimmte der Langenprozeltener Gemeinderat am 9. Dezember 1975 für eine Eingemeindung am 1. Januar 1978. So kam Langenprozelten per Eingemeindungsvertrag zu Gemünden und Gemünden Ende 1976 auf 9785 Einwohner.
Alle Bediensteten der zu übernehmenden Gemeinden wurden damals in den Dienst der Stadt Gemünden gestellt und zusätzlich die ehrenamtlichen Bürgermeister von Massenbuch und Seifriedsburg in die Verwaltung aufgenommen.