Ab 1976 galt es, sich in Marktheidenfeld samt seinen Stadtteilen an neue Straßennamen zu gewöhnen, und zwar aus zwei Gründen: Die Gemeindegebietsreform und die Ausweisung des Nordbaugebietes.
Gleichlautende Straßennamen wurden nicht nur von der damaligen Deutschen Bundespost als problematisch bei der Briefzustellung kritisiert. Um Verwechslungen zu vermeiden und die Orientierung für Rettungsdienste und Ortsunkundige zu erleichtern, bekamen Straßen neue Namen oder erstmals Namen. Grund für die gleichlautenden oder ähnlichen Straßennamen im Stadtgebiet war die Gemeindegebietsreform. Nachdem bereits Glasofen (1972), Zimmern (1974) und Marienbrunn (1975) nach Marktheidenfeld eingemeindet worden waren, folgten zum Jahresbeginn 1976 noch Altfeld, Michelrieth und Oberwittbach. In Oberwittbach wurden 1976 erstmals Straßennamen amtlich vergeben.
Einstimmig beschloss der Stadtrat: In der Kernstadt sollte die Kirchgasse nördlich der Laurentius-Kirche als Fortsetzung der Kolpingstraße zur Obertorstraße nun ebenfalls Kolpingstraße heißen. Der Vorschlag Laurentiusgasse wurde verworfen. Die Umbenennung erfolgte wegen des Kirchwegs in Altfeld. Später kehrte man in der Kernstadt zur alten Bezeichnung Kirchgasse zurück. Der Namen Gartenstraße (zwischen Heubrunnen- und Heckerstraße) sollte entfallen.
In Glasofen bekam die Michelriether Straße den Namen Lindenstraße und die Hauptstraße den Namen Claushofstraße. Die Straße Am Trieb in Marienbrunn wurde zur Spechtstraße. In Altfeld wurde die Hauptstraße sozusagen geteilt, und zwar in Wertheimer Straße und Michelriether Straße.
Umbenannt wurde die Wiesenstraße in Gartenstraße, die Straße Richtung Kredenbach wurde zur Römerstraße.
Die untere Dorfstraße in Michelrieth, die Hauptstraße, sollte künftig Grafschaftsstraße heißen, die mittlere Dorfstraße Forsthausstraße und die hintere Dorfstraße Esselbacher Straße, der Weg bei der alten Bäckerei Bäckergasse, die Straße zur damaligen Post Am Schlupf, die Eichholzstraße Löwensteinstraße, die Waldstraße Mühlenstraße, die Spessartstraße Am Trabelt, die Tannenstraße Am Brechhaus; außerdem wurde im Neubaugebiet der Name Am Wüstenacker vergeben. In Oberwittbach gab es neu die Bezeichnungen Wittbachstraße, An der Klinge, Mittelbodenweg sowie Hofwiesenweg.
Vor der Zuteilung der Baugrundstücke befasste sich der Marktheidenfelder Stadtrat 1976 auch mit den Straßennamen für das neue Nordbaugebiet: Bleiben sollte der Nordring. Die Eichholzstraße, die Schellstraße, die Pommernstraße, die Gründleinstraße und die Straße Am Hainszaun sollten verlängert werden. Von der Sudetendeutschen Landsmannschaft war der Name Böhmerwaldstraße angeregt worden als Ergänzung zur Sudetenstraße und Egerländerstraße.
Die SPD schlug die Namen An der Köhlerei sowie als Erinnerung an Widerstandskämpfer eine Geschwister-Scholl-Straße und eine Stauffenbergstraße vor. Die Freien Bürger (heute Freie Wähler) wollten Flurnamen berücksichtigt wissen wie Vogelhecke, Steinerner Grund, Am Hollerbusch; außerdem schlugen sie den Namen Bayernstraße vor. Die CSU sprach sich ebenfalls für Flurnamen aus, unter anderem für An den krummen Äckern.
Im Ergebnis kam es dann, manchmal nach einer Art Kampfabstimmung, zu diesen Namen: Am Hollerbusch, An der Hafnergrube, An der Köhlerei, Bayernstraße, Böhmerwaldstraße und Schwabenstraße. Gerade diese Bezeichnung wurde seinerzeit vorsichtig als Verlegenheitslösung bewertet. Zumindest nicht glücklich war die Benennung Bayernstraße im neuen Baugebiet. Wer ortsunkundig ist, könnte nämlich die Bayernstraße in der Nähe der Frankenstraße vermuten. Das ist in Marktheidenfeld aber nicht der Fall. Die Straße Am Hollerbusch gibt es gleich doppelt: zwei Sackstraßen nebeneinander, die eine Straße mit ungeraden Hausnummern und der Hausnummer 12, die andere mit geraden Hausnummern. Die Geschwister Scholl und Claus Schenk Graf von Stauffenberg wurden erst bei der Ausweisung des Baugebiets Birken III als Namensgeber für Straßen berücksichtigt.