Frostig waren die Temperaturen vor dem Distributionszentrum von Procter & Gamble am Montagnachmittag. Doch bei gerade mal zwei Grad Plus und vereinzelten Schneeflöckchen erhitzte die rund 150 Teilnehmer am Warnstreik der IG Metall der Zorn über die bisherigen Angebote der Arbeitgeber. „Das ist eine Provokation. Wir haben gute Arbeit geleistet und wollen das auch bezahlt haben“, rief IG Metall-Sekretär Norbert Zirnsak, der den Reigen der Redner eröffnete.
„Das lassen wir uns nicht gefallen“
Laute Trillerpfeifen kommentierten die Feststellung von P&G-Betriebsratsvorsitzenden Helmut Hauptmann, dass die Leiharbeitsfirma die Busabfahrtszeiten zum Schichtwechsel um eine halbe Stunde vorverlegt habe, vermutlich um die Teilnahme der Kolleginnen und Kollegen am Warnstreik zu verhindern. Die Forderungen in der Tarifrunde seien berechtigt, so Hauptmann, der darauf hinwies, dass die Arbeitgeber sogar alte Errungenschaften wie die bezahlte Pause im Drei-Schicht-Betrieb wieder abschaffen wollten. „Das lassen wir uns nicht gefallen.“
Dass die Verhandlungsführerin der Arbeitgeber der bayerischen Metall- und Elektroindustrie, Angelique Renkhoff-Mücke, aus Marktheidenfeld kommt, das griffen gleich mehrere Redner auf. „Nächste Woche stehen wir vor dem Fenster der Chefin“, kündigte Warema-Betriebsratsvorsitzender Bernd Ruppert an und lud zur Teilnahme am Warnstreik ein. Ein großes Kontingent wird am Montag um 13 Uhr unter anderem vom Nachbarwerk am Äußeren Ring, Procter & Gamble, erwartet.
Renkhoff-Mücke soll Vorbild sein
Die Arbeitgeber forderten immer mehr Flexibilität von ihren Beschäftigten. „Flexibilität wollen wir Arbeitnehmer auch“, stellte Hilite-Betriebsratsvorsitzender Karl Rüppel fest. Die Forderungen von sechs Prozent mehr Lohn und ein Anspruch auf Reduzierung der Arbeitszeit auf 28 Stunden, befristet auf zwei Jahre, für Kindererziehung oder Pflege, mit Rückkehrrecht in Vollzeit – das seien Forderungen, die in die Zeit passten. Renkhoff-Mücke solle mit ihrem familienfreundlichen Betrieb hier Vorbild für die Arbeitgeber sein.
„Die Aufträge sind da, das Geld in den Betrieben ist da“, sagte der politische IG-Metall-Sekretär Jürgen Wawersig. Mit Blick auf die Arbeitslosenzahlen und den Fachkräftemangel rief er unter dem Beifall der Anwesenden: „Wir haben endlich mal eine Zeit, in der wir Arbeitnehmer auf den Tisch klopfen können.“
Arbeitsniederlegungen wären für Firmen problematisch
Unter den Teilnehmern des Warnstreiks waren auch Walter Mann, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Würzburg, und Werner Flierl, der 2. Bevollmächtigte. Mann machte eingangs im Gespräch am Rande deutlich, dass die Beschäftigten „ein Gesamtpaket Geld und Zeit“ bräuchten. Und er gab angesichts der Auftragslage zu bedenken: „Für die Arbeitgeber wäre es problematisch, wenn es zu Arbeitsniederlegungen käme“.
Weiter gehen die Warnstreiks im Main-Spessart-Kreis an diesem Mittwoch. Geplant ist, so sich in den Verhandlungen keine deutlich positive Bewegung ergibt, eine Kundgebung um 13.30 Uhr vor dem Werkstor der SchmitterGroup GmbH in Thüngen.