Als einen Versuch der Schadensbegrenzung kann man die Informationsveranstaltung der Stadtverwaltung zur Umbenennung des Nikolaus-Fey-Wegs betrachten. Gut 25 Interessierte waren dazu in die Stadthalle gekommen, die meisten von ihnen Anwohner des Straßenzugs, die erwartungsgemäß gegen die Umbenennung waren.
Bürgermeister Mario Paul erinnerte an den Mehrheitsbeschluss des Stadtrats vom 25. Mai, den Nikolaus-Fey-Weg umzubenennen. Dabei sei es niemals darum gegangen, den Menschen Nikolaus Fey zu beurteilen. Vielmehr habe die Frage im Mittelpunkt gestanden, ob Nikolaus Fey ein Vorbild sei, um nach ihm eine Straße zu benennen und damit seine Person besonders hervorzuheben.
Die Mehrheit des Stadtrats habe diese Frage verneint. Die Entscheidung sei unter anderem durch Sichtung von Quellen "gründlich vorbereitet" worden, betonte Paul. Sie beruhe auf einer "fundierten Basis". Fey sei ein "geistiger Wegbereiter des Antisemitismus und des Zweiten Weltkriegs" gewesen.
Einsatz für Brauchtum
Zudem habe Fey publiziert, um Menschen mit seinen Schriften zu erreichen. Mit dem Wissen um Feys Wirken im NS-Deutschland "würde der Weg heute nicht mehr nach ihm benannt werden". Nach den Worten des Bürgermeisters bleibt "Feys Einsatz für das fränkische Brauchtum weiterhin verdienstvoll".
Laut Paul werden Gebühren und Beiträge, die mit der Umbenennung bei den Anwohnern fällig würden, von der Stadt nicht in Rechnung gestellt. Ihm sei klar, dass ein nicht unerheblicher Aufwand für die Adressenänderung erforderlich sei. Über den neuen Straßennamen sei noch nicht entschieden worden. Weitere Straßenbenennungen wie die nach Hans Stadler und Hans Hönlein würden noch begutachtet.
Rainer Tratberger, der nach Pauls Angaben als Sachgebietsleiter für die Umbenennung zuständig ist, kündigte an, dabei mit einer sogenannten Allgemeinverfügung vorzugehen. Sobald diese Bestandskraft habe, würden die zuständigen Stellen informiert und die Straßenschilder ausgetauscht. Eine Besucherin erfuhr von Paul auf Nachfrage, dass sich die Hausnummern nicht ändern werden. Zudem betonte er, es bestehe beim Verfahren keine Eile.
Der neue Straßenname werde beim Einwohnermeldeamt hinterlegt, kündigte Frieder Wolf an, stellvertretender Amtsleiter Bürgerdienste. Deshalb müssten die Anwohner ihre Personalausweise ändern lassen, auf denen die vollständige Adresse stehe. Reisepässe seien nicht betroffen, weil auf ihnen nur der Wohnort vermerkt sei.
Mehr Personal nicht nötig
Eine Anwohnerin befürchtete, dass durch die Umbenennung "unvorhersehbare personelle und finanzielle Ressourcen" bei der Stadt gebunden werden. Das wird nach Pauls Worten nicht der Fall sein. Weil man mit einer Allgemeinverfügung vorgehen werde, sei vom Tisch, an alle 140 bis 150 Meldeadressen des Straßenzugs Einzelbescheide verschicken zu müssen, gegen die der Rechtsweg offen stehe. Das Straßen- und Wegerecht im Rathaus, derzeit mit einer Teilzeitstelle besetzt, müsse deshalb auch nicht personell verstärkt werden.
"Hans Stadler wäre der erste gewesen, den man hätte streichen sollen", beschwerte sich ein Anwohner. Denn dieser sei bereits 1922 in die NSDAP eingetreten. In Würzburg werde jetzt diskutiert, ob der Kardinal-Faulhaber-Platz umbenannt werden müsse: "Wann fangen wir an, Richard-Wagner-Straßen umzubenennen?"
Der Einwurf sei berechtigt, räumte der Bürgermeister ein. Ihm wäre es lieber gewesen, mehrere Straßenbenennungen in einer "vergleichenden Perspektive" zu betrachten, aber der Stadtrat habe am 9. Mai beschlossen, am 25. Mai über Fey abzustimmen. Er rechne aber auch im Fall von Hans Stadler mit einer Umbenennung.
Edgar Schuhmann bemängelte die aus seiner Sicht unzureichende Einbindung der Öffentlichkeit. In anderen Kommunen sei vor der Stadtratsentscheidung die Meinung der Bürger abgefragt worden. Er schlug vor, nur den Namensteil Fey zu streichen, "der heilige Nikolaus hatte bestimmt keine NS-Vergangenheit".
Fakten verschwinden nicht
Ihm sei die Bürgerbeteiligung wichtig, beteuerte Paul. In diesem Fall habe man das aber nicht gemacht. Denn die Anwohner seien persönlich Betroffene und wenn sie gegen eine Umbenennung seien, "verschwinden die historischen Fakten nicht". Zudem sei vor dem Stadtratsbeschluss in der Öffentlichkeit über das Thema diskutiert worden. "Völlig egal, was die Bürger reden, letzten Endes entscheidet der Stadtrat", meinte eine Anwohnerin. So sei es in einer repräsentativen Demokratie, gab Paul zu bedenken. Betroffene zu Beteiligten zu machen, sei häufig keine gute Idee.
Ob der Stadtrat auch über den neuen Namen ohne Beteiligung der Bürger bestimme, wollte Erika Stolz wissen. Nach Pauls Worten sind die Bürger aufgerufen, Vorschläge zu machen, die Entscheidung liege aber beim Stadtrat.
Lothar Stolz wandte sich gegen eine Benennung nach dem Heimatdichter Hermann Sendelbach. Wenige Minuten Internetrecherche genügten für die Erkenntnis, dass dieser ebenfalls in NS-Aktivitäten wie die Kinderlandverschickung verstrickt gewesen sei.
"Es gibt noch keine Vorentscheidung, wir werden uns intensiv mit dem neuen Namen auseinandersetzen", versicherte Paul. Eine Anwohnerin schlug wegen einiger Naturdenkmäler am Nikolaus-Fey-Weg den Namen Ahornweg vor.
Die Verbrechen, die der Kirchenfürst angezettelt hat, waren viel schlimmer.