Vor vollem Haus hat am Samstag die Künstlergruppe "Kontraste" ihre Jahresausstellung in der Alten Turnhalle in Lohr eröffnet. Seit 2009 präsentieren die Künstlerinnen und ein Künstler jährlich ihre Werke zu speziellen Themen, deren Interpretationen in Motiven, Techniken und Formaten frei sind.
Die diesjährige Werkschau steht unter dem Titel "Alles Gelb?". Die Gruppenmitglieder werfen in ihren Arbeiten einen differenzierten Blick auf Gelb als Primär-, Signal- und Symbolfarbe und thematisieren sie in vielfältigen Facetten und Techniken.
Ruth Steger, Dritte Bürgermeisterin der Stadt Lohr, ging auf Symbolik, Wirkung und Interpretation der Farbe Gelb ein und nannte sie so vielfältig wie die Kunst selbst. Die Farbe stehe für Licht, Leben und Wärme, aber auch für Vorsicht und Warnung. Gelb könne fröhlich und einladend wirken, jedoch auch herausfordernd und provozierend. Diese Vielschichtigkeit sei der Ausgangspunkt für die Jahresausstellung.
Humorvoll und informativ führte Moderator Bernhard Gubick aus Rieneck durch die Vernissage. Auch er beleuchtete die Gefühle, die die Farbe erzeugen kann. Dass sie nicht nur positiv sein könne, zeigten zum Beispiel die Gelbe Karte auf grünem Rasen oder die Gelbsucht (Hepatitis) in der Medizin. "Auch die schwärzeste Zeit in Deutschland trug einen gelben Judenstern", so Gubick.
Gegenüber der Eingangstür zum Turnhallensaal fallen die drei großformatigen Eidotter-Varianten von Uli Gubick aus Rieneck ins Auge. "Auch die gelbe Löwenzahn-Gefahr in meinem Garten hat mich herausgefordert, sie als Farbholzschnitte zu bearbeiten", sagt sie über ihre fünf Variationen. In 98 Mini-Materialdrucken hat sie ihre "Blickwanderung" angelegt.
Brigitte Heck aus Langenprozelten präsentiert neben Collagen und Assemblagen ihre großformatige, in leuchtenden Farben gestaltete Installation "Lucky und die Glückshormone" in Mischtechnik.
Annette Madré (Lohr) fragt: "Alles Gelb? Ist das wirklich der richtige Blick auf das Leben?" Dem sei nicht so. Um Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen, komme es auf feine Nuancen und Zwischentöne an. Ihre Interpretationen setzt sie mit Ölmalerei und Blattgold um.
Die Fotoserien "Vollmondschein" und "Sommersonnensegel" von Kerstin Römhild (Lohr) spielen mit Licht und Schatten. Laut der Künstlerin entstehen ihre Fotos meist in der Natur oder dem öffentlichen Raum.
Von der Stirnseite des Saales blicken die Porträts der Beatles (Acryl) und "Yellow Dancer" (Collageschnipsel und Blattgold) des Hammelburger Künstlers Thomas Ottenweller dem Betrachter entgegen. Er experimentiert mit unterschiedlichen Materialien und Untergründen. Mehrere große Kohlezeichnungen mit sich überdeckenden Körpern hat er auf Naturpapier gearbeitet. Das auf der Rückseite angebrachte Gelb schimmert durch das dünne Papier.
Gast- und Glaskünstlerin Silvia Lobenhofer-Albrecht aus dem Landkreis Nürnberg ist mit zwei Models zur Vernissage gekommen. Die beiden Frauen tragen von ihr kreierte spektakuläre Glaskleider. Glaskunst und Malerei gehen beim "Fusing" (Verschmelzen, Vereinigen) der Künstlerin Hand in Hand. Am Anfang steht die Zeichnung, dann werden Flachglasscheiben und Metalleinlagerungen in mehreren Arbeits- und Brennschritten zum künstlerischen Produkt verbunden.
Musikalisch untermalte die Vernissage das Jazzduett Birgit und Rainer Nöth.
Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 15. September, geöffnet. Zu sehen ist sie täglich von 14 bis 18 Uhr.