Widrigkeiten sind für die Aktiven des Erlacher Carneval Vereins nichts Unbekanntes. Besonders heftig war aber in diesem Jahr, dass für die Sitzung am Freitag abend zu wenig Karten im Vorverkauf nachgefragt wurden: Also traten sie nur am Samstag in die Bütt und auf die Bühne.
Gleich zu Beginn gab's dann auch noch Probleme mit der Technik. Und Manuela Feistle und Kevin Zentel sollten den Abend ohne den Vorsitzenden moderieren? Karl-Heinz Dann war zum Jubiläum krankheitsbedingt seiner Stimme „beraubt“. Pantomimisch machte er deutlich, dass er sein Schicksal mit Humor trug: Weil es „nicht ansteckend“ sei, dürfe er wenigstens die Küsschen an die Gardemädchen verteilen.
Dies waren in diesem Jahr – begeistert empfangen und mit Zugabe-Rufen gefeiert – die Garden aus Bergrothenfels und Altfeld. Auch wenn Karl-Heinz Dann mit ihnen auf der Bühne stand, die „Kroakensänger“ litten unter dem Verlust seiner Stimme: Die „falschen Töne“ hätten diesmal gefehlt, neckte Moderator Kevin Zentel. Thematisch widmeten sie sich des „Maines Ufer am Erlier Strand“. Zur Melodie von „an der Nordseeküste“ reimten die Sänger „sind die Fische im Wasser und die Rentner an Land“. Das ECV-Heim würdigten sie als „... die Halle, ist die große Narrenfalle“.
Als Putzfrauen verbreiteten Leni und Angelika Brehm einiges, das manche Leute lieber unter den Teppich gekehrt hätten. Viel zu sehr mit sich selbst und seinem „Alkoholpflaster“ beschäftigt war Sven Zentel. Ihrem Ärger um die Streiks bei der Deutschen Bahn im vergangenen Jahr machte ein Quartett in einem weiteren Sketch deftig Luft, indem sie den „unfähigsten Mitarbeiter“ zum Bahnvorstand beförderten.
Über den „Kroakenorden“ freute sich Annette Hartung, die Neustädter „Hääkönichin“. Stephan Morgenroth, Bürgermeister der Gemeinde war die Auszeichnung alleine jedoch nicht genug: „Die anderen haben alle auch 'was zu trinken gekriegt!?“, beschwerte er sich.
Nach der Pause schwärmte Manuela Feistle ihrem Co-Moderator von der weiten Welt vor. Beim „Iron-Man“ auf Hawaii sei sie gewesen, in Spanien zum Stierkampf, London und New York. „Warst Du denn wenigstens schon mal auf der Wies'n?“. „Nein“, er sei immer nur am Erlier Strand“, erwiderte Kevin Zentel.
Grüße aus New York
Dass der breit genug ist für eine Weltreise zeigte das Männerballett. Und weil es dabei keiner „Stimme“ bedurfte, hatte der Vorsitzende Gelegenheit, sich beim Triathlon zu beweisen. Die nächste Männergruppe hatte sich auf den Weg zu den „Bärenfellträgern“ nach London begeben. Und dann brandete Applaus auf für die liebreizenden Damen – „Fiesta“ in „Mexicana“ – mit ihren tapferen Stierkämpfern oder auf dem Oktoberfest. Beim letzten Reiseziel tobte die „Narrenfalle“ vor Begeisterung: Aus New York grüßte eine Freiheitsstatue die den „Christopher Street Day“ tanzende männliche Dorfjugend.
Auf den Boden der Erlacher Tatsachen zurück führten Lehrling und Geselle. So nutzten sie die Bütt, um von den kleinen und großen Missgeschicken der Ortsbewohner zu berichten: Dass statt des „Tempo-30-Schildes“ jetzt eins auf den Biergarten hinweist, dessen Besitzer sein Anwesen mit Holzleim verschönert hat. Bei „Männchen machen“ kam ihnen der Dackel in den Sinn, der mit der Hupe im Auto sein Herrchen zum Aufbruch drängelt und sich mit Kuscheldecke und Hundeknochen im Ledersofa versteckt.
Und was eigentlich der Gemeinderat mache? Ach, da wolle man doch besser zur „Neuschter“ Sitzung gehen, „und hören, ob die dazu was zu sagen haben.
Der Weg ist ja nicht weit. Denn anders als auf ihrem ersten Bühnenbild zu sehen, das die „Kroaken“ zur Jubiläumsfeier aus ihrem Archiv geholt haben, ist „der Steg“ nicht mehr durch eine Mauer aus Hohlblocksteinen versperrt.
Wo ist die Million?
Wissen um Erlacher Zusammenhänge war auch bei „Wer wird Erllionär“ gefragt. Wie im Traum konnten die drei Kandidaten jede Frage beantworten. Als sie aber im Biergarten wieder erwachten, konnten sie sich nicht daran erinnern, ob sie die Million nun gewonnen hatten. Wahrscheinlich aber nicht.
Die „Hupfdohlen“ setzten schließlich ein choreographisches und optisches Ausrufezeichen hinter den Abend: Als „Untote“ machten sie, musikalisch untermalt von Michael Jacksons „Thriller“, die in einen Friedhof verwandelte Bühne zur Geisterstunde unsicher.