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Politischer Aschermittwoch der Grünen in Lohr: "Alle uns wichtigen Werte werden bedroht"
Politischer Aschermittwoch bei Bündnis 90/Die Grünen in Lohr (von links): Kreisvorsitzende Verena Frey, Ortsvorsitzende und Bezirksrätin Bärbel Imhof, Bundesschatzmeisterin Manuela Rottmann und der designierte Bügermeisterkandidat und Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Clemens Kracht.
Foto: Christian Weyer | Politischer Aschermittwoch bei Bündnis 90/Die Grünen in Lohr (von links): Kreisvorsitzende Verena Frey, Ortsvorsitzende und Bezirksrätin Bärbel Imhof, Bundesschatzmeisterin Manuela Rottmann und der designierte ...
Bearbeitet von Christian Weyer
 |  aktualisiert: 13.03.2025 02:36 Uhr

"Der Rechtsruck in der Gesellschaft bereitet uns allen Sorgen. Alle Werte, die uns wichtig sind, werden bedroht – von Ost und West." Dies sagte Kreisvorsitzende Verena Frey beim Politischen Aschermittwoch von Bündnis 90/Die Grünen in der Alten Turnhalle in Lohr. "Ich bin froh, dass eine Zivilgesellschaft entsteht und sich wehrt. Das zeigt, dass es hier noch ganz viele Menschen gibt, die noch alle Tassen im Schrank haben", sagte Frey. Binnen kurzer Zeit seien die Grünen bundesweit um rund 50.000 Mitglieder gewachsen. Im Main-Spessart-Kreis hätten sich 50 Menschen ihrer Partei neu angeschlossen, ein Plus von 30 Prozent seit dem Ampel-Aus.

Die AfD habe im Landkreis 19,4 Prozent erreicht und nur minimal unter dem Bundesdurchschnitt gelegen. Dies wollen die Grünen nach den Worten ihrer Kreisvorsitzenden "als Signal und Auftrag verstehen, noch mehr die Partei der Zuversicht zu verkörpern". Jetzt beginne der Kommunalwahlkampf: Am Weltfrauentag, 8. März 2026, werden neue Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte gewählt.

Kämpfer seit 35 Jahren

Die Grünen wollen in Lohr mit Clemens Kracht als Bürgermeisterkandidaten ins Rennen gehen. Der 54-Jährige ist "das grüne Gesicht in Lohr, ein Kämpfer seit 35 Jahren", stellte ihn Ortsvorsitzende und Bezirksrätin Bärbel Imhof vor. Kracht ist nicht nur seit 1990 Mitglied der Partei, sondern seit 2022 auch Fraktionsvorsitzender im Stadtrat. Er ist seit 38 Jahren Feuerwehrmann und war sechs Jahre lang stellvertretender und ebenso lang Kommandant der Lohrer Wehr. Als Gebietsverkaufsleiter arbeitet er bei Warema in Marktheidenfeld.

Zwei Tage vor seinem 55. Geburtstag nutzte Kracht den Politischen Aschermittwoch, um sich und seine Ziele vorzustellen. Vor allen Dingen will er mehr Schwung in die Stadtpolitik bringen: "Schluss mit Zögern, endlosen Gutachten, Expertenrunden, Workshops, Klausuren und Arbeitskreisen. Das kostet Zeit, Energie und Geld", sagte Kracht, ohne dass viel dabei herauskäme. "Wir haben einen Haufen Papier mit schönen Vorschlägen produziert, die meist in der Schublade verschwinden."

Stattdessen seien Entschlossenheit, Mut zu Entscheidungen, Gestaltungswillen, Antworten auf Fragen und Lösungen für Probleme gefragt. "Lohr braucht vor allem jemanden, der handelt. Und dieser jemand bin ich", sagte der zweifache Familienvater selbstbewusst. Er wolle mutige Entscheidungen treffen, neue Wege gehen und "Lohr zu einer Stadt machen, in der wir alle gerne leben und arbeiten, eine Stadt mit Zukunft für uns alle", sagte der designierte Bürgermeisterkandidat, der im Mai offiziell nominiert werden soll.

Schutz von Umwelt und Klima

Krachts Konzept fußt auf fünf Säulen. Absolute Priorität räumt er dem Schutz von Umwelt und Klima ein. Soziale Gerechtigkeit, sein nächstes Ziel, beginne damit, dass jeder Mensch ein Zuhause habe, das er bezahlen könne. Dies will er mit einer neu zu gründenden Stadtbaugesellschaft erreichen. Als weitere Säulen nannte der 54-Jährige: Innovation und Transformation, die Unterstützung junger Menschen und Familien sowie Transparenz und Bürgerbeteiligung.

"Ich bin ein Brückenbauer, einer, der auch dem politischen Gegner die Hand reicht. Ich glaube fest daran, dass wir gemeinsam erfolgreich sein können, wenn wir bereit sind, aufeinander zuzugehen", sagte Kracht. Er sei aber auch "einer, der weiß, was er will, und der sich nicht scheut, unbequeme Wahrheiten anzusprechen, wenn es nötig ist".

Manuela Rottmann, Bundesschatzmeisterin der Grünen aus Hammelburg und ehemalige Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, erinnerte an den Politischen Aschermittwoch vor einem Jahr, der von lautstarken Bauernprotesten begleitet worden war.

Im Hobby sei sie "Söderologin", sagte die Juristin und habe über den bayerischen Ministerpräsidenten herausgefunden: "Je dicker er aufträgt, desto schlechter geht's ihm." Markus Söders Worte, die Union habe die Wahl klar gewonnen, vor allem die CSU, entpuppe sich mit Blick auf die Realität als zweitschlechtestes Ergebnis seit 1949.

Vom Adler zum Huhn

"Merz ist als Adler gestartet und als gerupftes Huhn gelandet", resümierte die 52-Jährige zehn Tage nach der Bundestagswahl. "Ausgerechnet die Grünen brauchen sie jetzt für Investitionen in Frieden und Freiheit sowie Infrastruktur, was wir im Wahlkampf plakatiert haben", so Rottmann. Die Schuldenbremse, vor kurzem noch unantastbar – "jetzt brauchen sie die Grünen", um diese zu lösen.

Auch die FDP bekam ihr Fett weg. "Konsequenz hat ein Gesicht" sei eines ihrer Wahlplakate gewesen, mit dem Konterfei von Wolfgang Kubicki. Dieser habe am Wahlabend gesagt, er ziehe sich aus der Politik zurück, um dann doch für den Parteivorsitz kandidieren zu wollen. An dem ehemaligen Koalitionspartner lässt Rottmann kein gutes Haar: "Die FDP hat sich in dieser Bundesregierung aufgeführt wie ein bockiges Kind".

Schließlich bekam auch Hubert Aiwanger eine Breitseite. "Er saß in allen Talkshows" und habe seinen Senf zum Biosphärenreservat gegeben. Zum Glück sei er von einer Koalition aus Landräten aus dem Spessart gebremst worden. Nach der Devise, er habe keine Ahnung und solle sich um seinen eigenen Kehricht kümmern, sei ihm die Luft rausgelassen worden und Aiwanger auf sein Normalmaß geschrumpft, meinte Rottmann.

Auch zum Krieg in der Ukraine und den aktuellen Entwicklungen hat die Schatzmeisterin der Grünen eine klare Haltung: "Kein Land darf von einem anderen überfallen werden. Kein Volk darf gezwungen werden, sich zu unterwerfen."

 
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