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Lohr
Alice Hasters las beim Literaturfestival: "Man kann Krisen nicht alleine lösen"
Die Autorin Alice Hasters las beim Literaturfestival aus ihrem Buch 'Identitätskrise'. Hier im Gespräch mit der Lohrer Autorin und Moderatorin des Abends, Krystyna Kuhn. 
Foto: Annette Helfmann | Die Autorin Alice Hasters las beim Literaturfestival aus ihrem Buch "Identitätskrise". Hier im Gespräch mit der Lohrer Autorin und Moderatorin des Abends, Krystyna Kuhn. 
Bearbeitet von Gabriele Kriese
 |  aktualisiert: 27.10.2024 02:29 Uhr

Die uneingeschränkte Sympathie der rund 60 bis 70 Gäste wurde der Kölner Autorin Alice Hasters bei der Lesung aus ihrem Buch "Identitätskrise" in der Lohrer Stadthalle zuteil. Der Auftritt von Hasters war einer von zwei Veranstaltungshöhepunkten des fünftägigen Lohrer Kinder- und Jugendliteraturfestivals, heißt es in der Pressemitteilung.

Ohne Umschweife stieg Hasters direkt in den Prolog ihres zweiten Buches ein. Darin thematisiert sie Identitätskrisen auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Sie beleuchtet Rassismus ebenso wie Feminismus, das Wirtschaftswunder, die Klimakrise und die deutsche Wiedervereinigung und die Kriege.

Haltung überdenken

Ihr Buch gibt Anstöße, die eigene privilegierte Haltung zu überdenken, um das Ziel einer gleichberechtigten Gesellschaft zu erlangen. Dazu müsste vieles neu überdacht werden. Es sei an der Zeit, "an den Werten, wie wir sie leben, zu zweifeln", sagte Hasters.

Menschen könnten Privilegierte und Diskriminierte zugleich sein. Ein scheinbarer Widerspruch, eine Mehrdeutigkeit, die die Menschheit herausfordere. Jeweils zehn bis etwa 15 Minuten las Hasters aus ihrem Buch.

Veränderungen nötig

Im Anschluss folgte jeweils eine kurze Gesprächsrunde mit der Lohrer Autorin und Moderatorin des Abends, Krystyna Kuhn. Sie stellte gezielte Fragen zum Inhalt des Buches. "Was müssen wir verändern für eine gerechtere Gesellschaft?" Und "Brauchen wir eine neue Geschichte?" Eine Gesellschaft brauche eine Identität als Zugehörigkeit, die zusammenhält, antwortete Hasters.

Aber die Gesellschaft müsse realisieren, dass sie an Geschichten festhalte, die nicht mehr funktionieren. Das Problem sei, dass die Politik derzeit vielen wenig Identifikationsfläche biete. Daraus resultiere die Gefahr, dass Menschen Angst hätten, die eigene Identität zu verlieren. Deshalb schlössen sich etliche Gruppierungen an, die ein Bewahren des Hergebrachten versprächen, das als Sicherheit wahrgenommen werde, antwortete Hasters.

In der Gesprächsrunde mit dem Publikum dauerte es nicht lange, bis exakt dieses Problem mit der rechts zugeordneten Partei im Bundestag zur Sprache kam. Es helfe nicht, eine Brandmauer zu sein, meinte Hasters. Stattdessen sei es erforderlich, dass die etablierten Parteien neu gestalten. Krisen könnten ohne Veränderungen nicht behoben werden. Auch funktioniere eine Erinnerungskultur nicht, die gleichzeitig eine Vergessenskultur pflege – nach dem Motto: "Früher ist hier Schlimmes passiert, aber heute ja nicht mehr", bezog Hasters Position.

Viele Fragen

Aus dem Publikum kamen viele Fragen rund um das Thema Identität, der persönlichen Freiheit und auch der Frage, wie viel Toleranz verträgt freiheitliches Denken. Der Themenbogen spannte sich weiter bis zur Überlegung, wie eine internationale Solidaritätsgesellschaft hergestellt werden könne. "Man kann Krisen nicht alleine lösen", hatte Hasters dazu eine klare Meinung.

Es brauche das internationale Miteinander, aber auch das Hinterfragen der gesellschaftlichen Werte im eigenen Land ebenso wie im Persönlichen. Manchmal stehe man da, mit dem Gedanken: "Ich bin nur ein kleiner Mensch. Was soll ich machen? Ich koch' mir mal Kaffee", fasste sie die eigene Hilflosigkeit angesichts von Krieg, Klimakrise und gesellschaftlichem Auseinanderdriften humoristisch in Worte.

Wichtig sei es trotzdem, seinen eigenen Beitrag, wenn auch nur im Kleinen, zu leisten und dabei den Blick über die Grenzen nicht zu vergessen, machte Hasters Mut.

 
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