Was nicht allgemein bekannt ist: Alfred Rexroth war auch ein leidenschaftlicher Naturschützer. Er zeigte ganz besonders in seinen letzten Lebensjahren ein beispielhaftes Engagement für seine Heimat. Im Arbeitskreis "Lohrer Natur", der seine Idee war, verbündete er sich mit Gleichgesinnten und investierte viel Kraft und Geld in die Umsetzung seiner Ideen.
In einer Studiensammlung in Lohr stehen zwei gefüllte Aktenordner, in denen in Wort und Bild der energische Kampf Alfred Rexroths gegen den überzogenen Straßenbau im Lohrer Stadtwald dokumentiert wird. Zwischen 1971 und 1977 hatte die städtische Forstabteilung große Straßenbaumaschinen auffahren lassen, die ein rasterartiges System von neuen, breiten Forststraßen schufen.
Bis zu 20 Meter breit waren die Schneisen, die in den Wald geschlagen wurden. Die Wurzelteller der gefällten Bäume sowie große Felsblöcke wurden einfach seitlich in die Wälder geschoben.
Berechtigte Beanstandungen
Alfred Rexroth war Zeuge dieses brutalen Vorgehens. Er wohnte quasi mitten drin, im Rexroth-Schlösschen am oberen Rand des Valentinusbergs, das bergseits bereits von Hochwald umgeben war. Der damals schon betagte Mann hatte zudem einen Jagdbogen im dortigen Stadtwald.
Er war also in mehrfacher Hinsicht Geschädigter des jahrelangen ärgerlichen Geschehens. Vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wurde in einem Schreiben vom 4. Juli 1975 bestätigt, dass die von Alfred Rexroth dem Minister Hans Eisenmann in München persönlich vorgetragenen Beanstandungen der Wegebaumaßnahmen im Lohrer Stadtwald berechtigt waren. Der Oberforstdirektion Würzburg wurde "Weisung gegeben, dem Anliegen nachzugehen".
Im Rexroth-Schlösschen konstituierte sich damals der "Arbeitskreis Lohrer Natur". Er wollte einerseits die durch den Waldstraßenbau entstandenen Schäden mildern, andererseits aber auch grundsätzliche Verbesserungen im Sinne einer ökologischen Bereicherung des stadtnahen Waldes in der Heeg (das ist das Waldgebiet beim Rexroth-Schlösschen) erreichen.
Forderungskatalog an Brauereibesitzer
Als Grundlage dieser Arbeit diente ein Forderungskatalog, den Alfred Rexroth bereits am 3. November 1972 in einem Schreiben an den Brauereibesitzer und Stadtrat Alfred Stumpf gesandt hatte. Darin stellte er Thesen auf, die ganz im Sinne einer modernen, naturgemäßen und umweltverträglichen Waldpflege und -nutzung ausgerichtet waren:
• Schaffung von Waldwanderpfaden, ähnlich dem Fürtherspfad und Seeholzerpfad.
• Begrenzung der Forstwege auf vernünftige und absolut notwendige Zahl und Abmessung.
• Naturgemäße Pflege der vorhandenen Quellen und ihrer nächsten Umgebung.
• Instandsetzung der vor über 100 Jahren gebauten schönen Quellfassungen im Lohrer Wald.
• Errichtung von Tümpeln und kleinen Wasserflächen an geeigneten Stellen als sogenannte Himmelsteiche.
• Schaffung von Waldwiesen und Wildäckem.3 bis 5 Hektar, das sind 0,1 bis 0,2 Prozent des gesamten Stadtwaldes, genügen für diesen Zweck.
• Keine weiteren Fichten- und Kiefernaufforstungen.
• Herausnahme einzelner markanter Baumgruppen und Einzelbäume aus der Forstnutzung.
• Überleitung eines nur auf wirtschaftlichen Nutzen ausgerichteten Forstbetriebes auf einen dem Gemeinwohl dienenden (Erholung, Wasserschutz, Naturschutz, Fremdenverkehr).
• Mehr Information der Lohrer Bürger über ihren Stadtwald.
"Wenn ein solches Programm", fährt Alfred Rexroth in seinem Schreiben fort, "bald angepackt und verwirklicht würde, könnte mit ganz geringen Mitteln eine günstige Wirkung auf Generationen hinaus erzielt werden."
Noch zu Lebzeiten Alfred Rexroths baute die Naturschutzjugend Lohr im Stadtwald in der Nähe des Waldhauses vier Teiche. Eine große Zahl von fruchttragenden Bäumen wurde gepflanzt und Nistkästen für Höhlen- und Halbhöhlenbrüter wurden aufgehängt. Der großherzige Mäzen war in seinem letzten Lebensjahr oft dabei, wenn die Jungen und Mädchen in seinem Wald praktische Naturschutzarbeit leisteten. Es machte ihm selber Mut, sie mit Begeisterung bei der Arbeit zu sehen.