Traditionell findet der Weltladentag immer am Samstag vor dem Muttertag statt. Aufgrund der Pandemie haben die Steuerungsgruppe Fair Trade Town Karlstadt und der Weltladen Karlstadt ihre gemeinsame Aktion zum Weltladentag – das Faire Frühstück im Hof der Hohen Kemenate sowie den politischen Teil absagen müssen. Nichtsdestotrotz wollen sie die Kernbotschaft des Weltladentag 2020 bekannt machen. Sie haben deshalb diese Pressemitteilung verfasst:
"Vor dem Beginn der Corona-Pandemie war viel Bewegung in die politische Debatte um ein Lieferkettengesetz gekommen. Die Unterstützung dafür ist in Deutschland im letzten Jahr deutlich gewachsen. Nun dominiert die Corona-Krise das öffentliche Leben und die politische Debatte. Was bedeutet das für die Diskussion zum Lieferkettengesetz? Die Initiative Lieferantenkettengesetz ist ein breites, zivilgesellschaftliches Bündnis aus Menschenrechts-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen, Gewerkschaften und Kirchen. Auch in der Corona-Krise wird daran festgehalten, dass Deutschland ein Lieferkettengesetz braucht.
Gemeinsam mit der Initiative halten wir daran fest, dass noch in dieser Legislaturperiode ein entsprechendes Gesetz in Deutschland erarbeitet werden soll. Denn die aktuelle Situation zeigt uns deutlich, warum Menschenrechte entlang globaler Lieferketten stärker in den Fokus müssen. Gerade am Anfang der Lieferkette sind Produzenten und Arbeiter aufgrund fehlender Absicherung besonders gefährdet.
Pandemie macht Problem noch deutlicher
Die Corona-Krise dominiert derzeit alles. Während sich die Nachrichten überschlagen, müssen wir in unserem persönlichen Alltag lernen, einen Umgang mit der neuen Situation zu finden. Brauchen wir in Zeiten von Corona wirklich so etwas wie ein Lieferkettengesetz? Wir sind der Meinung: Ja – jetzt erst recht! Denn die Corona-Krise führt uns auf dramatische Weise vor Augen, in welchem Maße Transparenz und Sorgfalt in globalen Lieferketten in unser aller Interesse liegen. Gerade in diesen Tagen zeigt sich, wie wenig einige Unternehmen über ihre eigenen Lieferketten wissen.
Die Krise wird Unternehmen weltweit dazu zwingen, bessere Systeme zum Risikomanagement aufzubauen, die auch in Krisenzeiten Lieferengpässe verhindern. Diese neuen Management-Systeme dürfen sich nicht nur auf Geschäftsrisiken beschränken, sondern müssen auch Menschenrechte und Umweltschutz in den Blick nehmen! Wenn Unternehmen in Folge der Krise ihre Lieferketten umbauen, um Transparenz und Sicherheit zu schaffen, sollten sie neben den ökonomischen auch die menschenrechtlichen und ökologischen Risiken in den Blick nehmen.
Die Politik sollte diese Chance nutzen und Klarheit für Unternehmen über diese Anforderung schaffen. Auch wenn die großen Wirtschaftsverbände immer wieder das Gegenteil behaupten: Ein Lieferkettengesetz ist machbar. Das zeigen die Unternehmen, die bereits jetzt menschenrechtliche Risikoanalysen durchführen und Maßnahmen für Menschrechte und Umweltschutz ergreifen.
Transparenz und Risikobewusstsein verbessern
Natürlich braucht es dafür finanzielle und personelle Ressourcen – wie für andere Prozessoptimierungen auch. Doch wenn alle Unternehmen diese Ressourcen gleichermaßen einsetzen müssen, hat kein Unternehmen einen Nachteil. Aus diesem Grund befürworten inzwischen auch viele Unternehmen einen gesetzlichen Rahmen. Ein Lieferkettengesetz wird helfen, Transparenz und Risikobewusstsein in Lieferketten insgesamt zu verbessern. Außerdem: Selbst bei zügiger Umsetzung träte ein Lieferkettengesetz frühestens Mitte 2021 in Kraft. Zeit genug, um sich darauf einzustellen!
Gerade in Zeiten von Corona ist es wichtig, Menschenrechte entlang der Lieferketten in den Fokus zu nehmen! Vor allem in den ersten Stufen vieler Lieferketten sind die Menschen aufgrund von fehlender Absicherung besonders gefährdet. Ein Lieferkettengesetz würde dazu beitragen, derartige Effekte zu verhindern. Zudem ist es wahrscheinlich, dass sich das Virus in weiteren Ländern des Globalen Südens ausbreitet. Gerade hier sind jetzt präventive Maßnahmen von Unternehmen essentiell – auch hierzu würde ein Lieferkettengesetz beitragen.
Klar ist: Menschenrechte dürfen nicht nur in guten Zeiten gelten. Sie sind nicht verhandelbar, sondern international vereinbarte Grundrechte, die eingehalten werden müssen – auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Die Steuerungsgruppe Fair Trade Town Karlstadt, die Ortsgruppe Karlstadt im BUND Naturschutz Bayern und der Weltladen Karlstadt bitten alle Bürger und Bürgerinnen für die Einführung eines Lieferkettengesetzes in Deutschland einzusetzen! Unterschriftslisten liegen im Weltladen aus. Weitere Informationen gibt es unter: www.lieferkettengesetz.de"