Nein, vom Nationalpark Spessart halten die Freien Wähler nicht viel. Um sich in dieser Haltung bestätigen zu lassen und sich über die Auswirkungen des angedachten Nationalparks zu informieren, hatten die Freien Wähler um ihren Parteichef Hubert Aiwanger am Donnerstagnachmittag in den Wald bei Rothenbuch und Rechtenbach eingeladen. Geladen waren aber nicht nur Nationalparkgegner aus der Forst- und Holzbranche sowie aus Jäger- und Holzrechtlerkreisen, sondern auch Vertreter des Bunds Naturschutz, die ebenfalls zu Wort kamen. Nicht mit dabei waren Vertreter der Staatsregierung und des Tourismus.
Aiwanger begrüßte seine Parteikollegen wie Günther Felbinger und Hans Jürgen Fahn am Bischborner Hof mit einem „Griaß di!“ und machte gleich zu Beginn klar, welchem Zweck die Veranstaltung dient: Die Debatte um einen Nationalpark im Spessart habe „Unruhe in die Region hineingetragen“, die man bis München spüre. Die Staatsregierung wolle offenbar „krampfhaft“ einen dritten Nationalpark. Rhetorisch fragte er, ob angesichts des Millionenwerts des Holzes eine „Käseglocke“ über dem Spessart sinnvoll wäre.
Forstbetriebsleiter: „Ohne Förderung keine Eiche“
Jann Oetting, bis Freitag Leiter des Forstbetriebs Rothenbuch, führte in zwei Waldabteilungen, eine bei Rothenbuch und eine bei Rechtenbach. Auf Bitte des BN-Waldexperten Ralf Straußberger fuhr der Tross am Ende, trotz Terminnöten Aiwangers, der nach Ansbach weiter musste, noch ins aus der Nutzung genommene Naturschutzgebiet Metzger.
Forstmann Oetting sagte: „Ohne die Förderung der Eiche hätten wir hier 98 Prozent Buchenbestände.“ So jedoch habe der Forstbetrieb nur 50 Prozent Buche, außerdem 25 Prozent Eiche und 25 Prozent Nadelbäume. Sein Fazit: „Wenn Sie die Eiche haben wollen, müssen Sie sie durch Pflege erhalten.“ Ansonsten würde die Buche dominant. Dies unterstreiche etwa die Inventur des Forstbetriebs, die zeige, dass die Buche auf Dauer wuchskräftiger sei und spätestens nach 50 Jahren höher werde als die Eiche.
Wie viele Spessarteichen braucht die Furnierindustrie?
Hier schaltete sich Diana Paul vom Lohrer Sägewerk Mehling & Wiesmann und Frau des Lohrer Bürgermeisters in die Diskussion ein. Die Spessarteichen seien der „Hauptgrund, dass wir in Main-Spessart noch produzieren“. „Diese Eichen“, so Paul, „sind nicht zu ersetzen, die wachsen hier in Rothenbuch, wo der Nationalpark kommen soll.“ Auf die Frage von BN-Mann Straußberger, wie viele Stämme die Firma konkret aus Rothenbuch beziehe, antwortete Paul: „Jeden, den wir bekommen.“ Viel seien es nicht. Konkreter wollte sie nicht werden, die Zahl der letzten fünf Jahre sei nicht aussagekräftig. Miltenbergs Landrat Jens Marco Scherf war hingegen auch der Meinung, dass konkrete Zahlen hilfreich wären.
Valentin Weber, Freier Wähler, Laufacher Altbürgermeister und ehemaliger Vorsitzender der Spessartholzrechtler sagte: „Nur da, wo Holz gemacht wird, gibt es Holz für die Rechtler.“ Er glaubt, dass es eng wird, wenn die Gemeinden um den Nationalpark herum die Hälfte des Waldes verlieren.
Von anwesenden Holzrechtlern war immer wieder die Befürchtung zu hören, dass vor der Einrichtung des Nationalparks womöglich Versprechungen gemacht, die aber in ein paar Jahren nicht mehr gehalten würden – und sei es, weil jemand draufkomme, dass sie einer Nationalparkverordnung widersprechen.
Naturschützer unterstützt die Holzrechtler
Naturschützer und Nationalparkbefürworter Straußberger machte klar, dass die Holzversorgung von Sägewerken und Holzrechtlern auch mit einem Nationalpark gewährleistet sein muss. Ihm zur Seite sprang Sebastian Schönauer, stellvertretender BN-Landesvorsitzender aus Rothenbuch: „Ich mache seit 50 Jahren mein Holz. Das machen wir auch in Zukunft, ob mit oder ohne Nationalpark.“ Straußberger sagte auch, dass natürlich auch in einem Nationalpark gejagt werden müsse, vor allem Wildschweine. Dies könnte über große Drückjagden und Saufänge geschehen. Saufänge, so wandten Jäger ein, seien aber nicht mit dem Tierschutz vereinbar, was nach Straußberger sehr wohl machbar sei.
Noch-Forstbetriebsleiter Oetting fand, dass mit Totholz, Biotop- und Methusalembäumen und kleinen aus der Nutzung genommenen Flächen bereits viel für den Naturschutz getan werde. Er sieht den Eichenmosaikschichtpilzt wie auch den Hirschkäfer bedroht, sollte es weniger Eichen geben. Zudem fürchtet er, dass der Eichenprachtkäfer bei zunehmender Erwärmung verstärkt auftritt und den restlichen Eichen den Garaus macht.
Naturschützer: „Eiche profitiert von Katastrophen“
In einem Waldstück oberhalb von Rechtenbach erklärte der zuständige Revierleiter Hubertus Bernhart, warum man die Buche kontrollieren muss, damit die Eiche gedeiht und nachwächst. Ralf Straußberger wandte ein, dass die Eiche eine andere Verjüngungsstrategie als die Buche habe. Die Eiche profitiere in der Natur von Katastrophen wie Stürmen, die auch nur alle paar hundert Jahre vorkommen können. Aber natürlich würde es in einem Nationalpark ohne Eichenpflege weniger Eichen geben, räumte Straußberger ein.
Im Naturschutzgebiet Metzger erklärte Walter Malkmus, der den Arbeitskreis Biotop- und Artenschutz in Main-Spessart leitet, dass dieses seit 1928 geschützte Gebiet im Vergleich zu den umliegenden Waldgebieten „viel artenreicher“ sei und die Eiche weiterhin vorhanden. „Der Nationalpark ist weiß Gott nicht der Tod der Eiche.“ Trittsteine allein reichten aber nicht. Aiwanger hörte es sich an, musste jedoch irgendwann weg, wofür er sogar den direkten Weg durch den Wald einen Hang hinunter wählte, um zu seinem Auto zu kommen.
Felbinger glaubt nicht an Touristenmagnet Nationalpark
Als Aiwanger schon weg war, sagte der Landtagsabgeordnete Günther Felbinger, dass er nicht glaube, dass der Nationalpark für den Tourismus etwas bringe. Dafür gebe es im Spessart zu wenige Gasthöfe und Hotels, die davon profitieren könnten. Mit Blick auf das Naturschutzgebiet Metzger sagte er: „Wer will sich denn so etwas anschauen?“ Ein Baumwipfelpfad bringe aus seiner Sicht mehr, dafür brauche man aber keinen Nationalpark.