Ein fremdes Auto in der Einfahrt oder auf dem Parkplatz vor dem Haus, das ist ärgerlich für einen Grundstücksbesitzer. Doch rechtfertigen fünf Minuten unerlaubtes Parken eine Rechnung über 141 Euro?
Diesen Betrag sollen einige Kunden der Postfiliale in der Karbacher Straße in Marktheidenfeld nun zahlen. Sie waren es gewohnt, dass der ganze Parkplatz vor der Post für Kunden frei ist. Doch seit einigen Wochen hat der Grundstückseigentümer Thomas Bils die Stellplätze gegenüber des Geschäfts an Alexander Reichert vermietet – und Reichert ging rigoros vor gegen die Falschparker, die oft nur wenige Minuten seine Plätze belegten.
Über die App "Park & Collect" machte er seinen Anspruch geltend: Dort kann jeder Besitzer einen Parkplatz registrieren und Falschparker-Autos mit Foto melden. Der Dienst übernimmt dann alles weitere, ermittelt den Halter des Fahrzeugs und schickt diesem ein "außergerichtliches Vergleichsangebot".
Kleiner Teil der Summe geht an Parkplatzbesitzer
Von den 141 Euro, die die Falschparker bezahlen sollen, erhält der Besitzer des Parkplatzes nur 35 Euro als "Kompensation". Berechnet werden weiterhin zehn Euro Gebühr, um den Fahrzeughalter zu ermitteln, 13 Euro für "Post und Telekommunikation" und 67 Euro, die das Inkassounternehmen Euro Collect für "Einigungskosten" bekommt. Zu dieser Rechnung kommen außerdem Steuern hinzu.
Mehrere Leser haben sich gegenüber dieser Redaktion über die Höhe der Strafe aufgeregt, auch auf Facebook waren viele empörte Posts zu lesen. Der Tenor: Falsch parken ist nicht in Ordnung – aber ein Bußgeld von 140 Euro sei eben auch überzogen. In einem Schreiben an die Redaktion vermutet ein Leser sogar, es könne sich um ein Geschäftsmodell handeln.
Jürgen Schäfer, Inhaber der Postfiliale, weiß inzwischen von weit über 100 Menschen, die ein Schreiben des Inkassounternehmens bekommen haben. "Anfangs haben die Kunden ja sogar gedacht, dass ich dieses Schreiben veranlasst hätte", sagt Schäfer. Er ärgert sich auch darüber, dass die gemieteten Parkplätze seiner Beobachtung nach nie genutzt werden. Schäfer sammelt nun die Beschwerden seiner Kunden, um gegen die Flut von privaten Parkknöllchen vorzugehen.
Rechtlich sei das Verfahren von "Park & Collect" nicht zu beanstanden, sagt Stefan Schwind, Dienststellenleiter der Polizei Marktheidenfeld: "Hier liegt eine Besitzstandsstörung vor, denn der Mieter der Parkplätze kann sein Grundstück nicht nutzen." Die Polizei ist hier nicht zuständig, da es sich um ein Privatgrundstück handelt. Der Grundstücksbesitzer könne einen Parksünder aber auch abschleppen lassen und ihm die Kosten in Rechnung stellen – "hier muss aber eine Verhältnismäßigkeit gewahrt sein, sonst bleibt der Parkplatzbesitzer auf den Kosten hängen", so Schwind.
Parkplatzbesitzer beobachtet Wiederholungstäter
Alexander Reichert hat in der Lagerhalle auf dem Gelände eine Fläche gemietet und deswegen auch die Parkplätze. "Ich verstehe nicht, warum ich in dieser Sache der Böse sein soll", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Dass man auf einem Privatgrundstück nicht einfach parke, solle doch eigentlich selbstverständlich sein.
Er sieht keine andere Möglichkeit, um seine Parkplätze frei zu halten: Polizei und Ordnungsamt sind nicht zuständig, ein Abschleppdienst wäre für die Parksünder noch teurer. Natürlich könnte er Parkbügel auf den Stellplätzen anbringen, auf eigene Kosten. "Aber warum soll ich noch mehr Geld dafür bezahlen, dass ich meine gemietete Fläche nutzen kann?" Auch die Gebühr des Inkassounternehmens findet er nicht überzogen.
"Für Einzelfälle, die aus Versehen auf meinen Parkplätzen stehen, tut es mir leid", sagt Reichert. Er beobachte jedoch auch viele Wiederholungstäter. Gegen den Vorwurf, dass er die Parkplätze überhaupt nicht nutze, wehrt er sich: Er brauche den Platz gelegentlich für seinen Anhänger und sein Wohnmobil.
Mietvertrag wird wohl nicht verlängert
Für Reichert gäbe es eine einfache Lösung: Jürgen Schäfer müsste die Parkplätze eben selbst anmieten für seine Postkunden. Grundstückseigentümer Thomas Bils sagt im Gespräch mit der Redaktion, er habe Schäfer das auch vorgeschlagen, doch der habe abgelehnt. Schäfer streitet jedoch ab, dass ihm die Parkplätze angeboten wurden.
Nicht nur Schäfer, sondern auch Thomas Bils ist unglücklich über die Parkplatz-Diskussion. "Ich habe mit all den Beschwerden auch nur Arbeit gehabt", so Bils. Der Mietvertrag für die Parkplätze sei nur befristet, sagt er, und er habe nicht vor, den Vertrag zu verlängern.
Nur 30 Meter weiter sind freie, kostenlose Parkplätze! Aber man müsste ja 30 Meter weiter laufen. Da kann die olle Alte mit dem Kinderwagen doch auf die Fahrbahn ausweichen, oder?
Nein, das gibt Foto und Anruf bei den blauen Boys! 140€ ist noch viel zu wenig für derart ignorante Zeitgenossen! Und sollte mal jemand auf meinem privaten Stellplatz stehen kommt der Abschleppdienst!
Achja....die Vermutung eines Geschäftsmodells...
Ernsthaft?
Ein Geschäftsmodell, dass von der Dummheit und Ignoranz der Menschen lebt?
Mehr Gerechtfertigung gibts ja gar nicht!
Erinnert mich an die Leute, die von Abzocke reden, wenn sie mit 70 innerorts geblitzt wurden....
Der Grundstücksmieter: er hat die Parkplätze mehr als deutlich als privat gekennzeichnet und bei unerlaubter Nutzung mit Konsequenzen gedroht.
Der App-Betreiber: einer der üblichen Abmahner, der auf möglichst viel Geld aus ist. Aus juristischen Gründen schenke ich mir deutlichere Formulierungen.
Und die Moral von der Geschicht:
Lies vorher und park dort nicht.
Der Abmahner verdient nichts mehr,
das freut uns alle sehr.
Endlich mal ein Artikel in der MP der wirklich sein Geld wert ist.
Wenn mehr diese App nutzen würden (wie ich künftig) würde es im sogenannten ruhenden Verkehr erheblich disziplinierter und rücksichtsvoller zugehen.
Für jeden Einzelnen der da kommt ist es vielleicht so.
Wenn am Tag aber 50 Leute da Parken sind wir bei guten 4 Stunden aus Sicht des Parkplatzbesitzers und das ist offensichtlich nicht in Ordnung.
Ich halte den Betrag für absolut gerechtfertigt. Scheinbar spüren Falschparker ja doch noch etwas. Die wenigen Euros ,die das Ordnungsamt mit etwas Glück fürs Falschparken auf öffentlichen Flächen einfordert, scheinen ja die meisten in Kauf zu nehmen.
Trotz alledem ist der Betrag schon recht hoch, aber wer nicht lesen will...