Der älteste Mann in Stetten wohnt standesgemäß in einem der ältesten Häuser des Dorfes, im früheren Schultheißen-Haus. Anlässlich seines 90. Geburtstags blickt Edmund Höfling auf ein ereignisreiches und aktives Leben zurück.
Nein, aufgeben tut der Edmund trotz seines hohen Alters nicht. Obwohl allein lebend, versorgt er sich noch weitgehend selbst und nimmt auch noch rege am öffentlichen Leben teil. So besucht er nicht nur gelegentlich wichtige Veranstaltungen im Ort, er geht auch noch zweimal wöchentlich in die Wirtschaft: am Sonntag nach der Kirche zum Frühschoppen und am Mittwochabend zum „Schafkopfen“. Daneben informiert er sich gründlich durch Zeitung, Zeitschriften und Fernsehen.
Höfling ist ein echtes Stettener Gewächs. Als Sohn einer Landwirtsfamilie geboren, wurde er frühzeitig in diesen Beruf eingeführt, zumal sein Vater 1947 früh starb. Nachdem ein Bruder in Stalingrad gefallen und ein weiterer Bruder gestorben war, musste er mit 21 Jahren die Landwirtschaft mit zwölf Hektar Feld und einigen Weinbergen übernehmen.
Der Jubilar verbrachte die Kriegszeit weitgehend an der italienischen Front. Schon in der Schulzeit mit kaum 15 Jahren gemustert, musste er ab 1942/43 in Sizilien am Ätna und rund um den bekannten Monte Cassino Dienst als Kraftfahrer leisten und gefährliche Fahrten als Munitionstransporteur durchführen.
Im Jahr 1950 heiratete er seine Zita, mit der er über 50 Jahre lebte; leider blieb die Ehe kinderlos. Stattdessen leistete sich das Paar eine ganze Reihe interessanter Urlaube und Fahrten ans Nordkap, nach Afrika oder auf Kreuzfahrtschiffen.
Edmund Höfling war immer eng mit dem Dorfleben verbunden. Er wirkte maßgeblich am Umbau der früheren „Kinderbewahranstalt“ in der Werntalstraße zu einem modernen Kindergarten in der Pointstraße mit, beteiligte sich als Heimatforscher, als Sänger im Gesangverein „Edelweiß“ und im Ortsverband der CSU. Seine Mitgliedsnummer bei der Spielvereinigung Stetten, der er 1947 beitrat, ist 15. Große Verdienste erwarb er sich als Kreisobmann der Feldgeschworenen des damaligen Distrikts Karlstadt, den er ab 1972 viele Jahre führte.
So interessant wie die Geschichte des Jubilars ist auch die seines Wohnhauses. Es war lange Zeit der Sitz des Schultheißen, des Beauftragten des Dorfherren. Eine Tafel verweist auf ein Ereignis während des Dreißigjährigen Krieges, um den amtierenden Schultheiß, als „Am 17 July Klaus Gerich in Steitte nach schröcklichen Myshandlungen seinen Geist uffgab. Die Soldaten hatten ihn den schwedisch Trunk eingeschenkt.“ Dieser Vorfall im Jahr 1640 war der Hintergrund des Historienspiels, das eben vor diesem Haus im vergangenen Sommer anlässlich der 1225-Jahrfeier so erfolgreich aufgeführt wurde.