Zu ihrem 102. Geburtstag empfing Gabriele Müller viele Gratulanten im Querfurtraum der Heroldaltersheimstiftung in Karlstadt. Karlstadts Bürgermeister Paul Kruck gratulierte mit einer Torte und einer Urkunde mit folgendem Text: „Zum 102. Geburtstag von Frau Gabriele Müller, der ältesten Bürgerin im gesamten Stadtgebiet der Stadt Karlstadt, gratulieren die Einwohner, der Stadtrat sowie der Erste Bürgermeister sehr herzlich.“ Landrat Thomas Schiebel überreichte Glückwünsche von Ministerpräsident Dr. Markus Söder zusammen mit einem Seidenschal. Pfarrer Simon Mayer, Diakon Franz-Josef Burkard, Verwandte, sogar eine Nichte aus Kanada, und Seniorengruppen gratulierten ebenfalls der rüstigen Jubilarin.
„Ich hätte nie erwartet, dass so viele Leute kommen“, freute sie sich. Gabriele Müller, am 14. Juni 1916 in Karlstadt geboren, wuchs mit fünf Geschwistern auf. Sie genoss in einem Schweizer Internat und an der Handelsschule Würzburg ihre Schulbildung. Ihr Lebensweg führte sie nach Zwickau, zu Kugelfischer nach Schweinfurt und zum Eisenwerk Düker in Karlstadt. Ab 1938 war sie bei einer Baufirma in München angestellt.
Nach dem Krieg zog sie mit einer Welle von Auswanderern 1953 nach Montreal, Kanada und arbeitete bei einer Schweizer Versicherungsgesellschaft. Sie fand einen Bürojob bei der staatlichen Kultureinrichtung „National Filmboard of Canada“. Dort lernte sie den deutschen Bauingenieur Otto Müller kennen, den sie heiratete.
Gemeinsam gingen sie für zwei Jahre nach Sierra Lione in Afrika. 1971 zogen sie nach München. Nachdem ihr Mann verstorben war und ihre Mutter krank wurde, zog Gabriele Müller 2003 nach Karlstadt ins Elternhaus.
Nachdem 2014 ihre Schwester Irma Hesse mit 101 Jahren starb, sorgte sich ihr Neffe Michael Hesse um sie. Nach ihrem 95. Geburtstag gab sie das Radfahren auf, denn es wurde ihr zu gefährlich. Ihren 100. Geburtstag feierte Gabriele Müller noch in ihrem Garten, dann zog sie in die Heroldstiftung um. Täglich geht sie mindestens eine halbe Stunde spazieren, lauscht den Vögeln und den Fröschen. Sie versucht, sich an allen Angeboten der Heimleitung zu beteiligen, besucht den Seniorenkreis in St. Andreas und geht in den Gottesdienst der Hauskapelle Sankt Lukas. „Hier fühle ich mich sehr wohl. Man muss alles auf sich zukommen lassen, denn das Schicksal kann man nicht ändern“, meinte sie und lächelte.