Manchmal tun Stille und Besinnung einfach gut. Spürbar wurde dies am Sonntagnachmittag, als der Gesangverein 1906 Marktheidenfeld mit seinen beiden Chören ein Konzert zum Advent in der St.-Laurentius-Kirche zugunsten des Hospizvereins Main-Spessart veranstaltete. Vor der Türe herrschte in der Innenstadt Trubel. Der Weihnachtsmarkt verführte zum Besuch.
In der Kirche freute sich der katholische Dekan Hermann Becker bei seiner Begrüßung, dass doch viele Zuhörer ihren Weg in das Gotteshaus gefunden hatten. Im Schein der zweiten Kerze des Adventskranzes erinnerte er mit Worten der evangelischen Theologin Dorothee Sölle daran, dass auf der Welt an vielen Stellen Krieg herrsche. Die Suche nach Frieden sei ein Werk, das sich aus vielen kleinen Bausteinen zusammensetze. Solche stellten auch die Arbeit des Hospizvereins und das besinnliche Benefizkonzert dar, das man miterleben dürfe.
Der 06er-Chor „MARcanto“, der sich unter Leitung von Hubert Hoche an einem traditionellen Chor-Repertoire orientiert, schuf mit den Liedern „Gott sei stets in mir“ des englischen Komponisten John Rutter und „Dem in der Finsternis wandelnde Volke“ des Berliners August Eduard Grell (1800–1886) einen nachdenklichen, harmonischen Auftakt in Moll. Zwischen den Liedblöcken sorgten Geschichten und Gedanken für besinnliche Momente.
Rund 30 Köpfe zählt der Chor „Cantiamo“. Dirigent Hubert Hoche setzte mit dem Gospel „Only by Grace“ von Gerrit Gustafson und dem Spiritual „Heaven is a Wonderful Place“ in der Bearbeitung von Lorenz Maierhofer dynamisch-rhythmische Kontrapunkte. Mit „Away in a Manger“ (Bearbeitung: Jay Althouse) klang die reiche Welt traditioneller Weihnachtslieder mit großer Ausdruckskraft kurz an. Nochmals wandte sich „Cantiamo“ mit „Angels Singin‘ Glory!“ von Andy Beck der zeitgenössischen christlichen Musik aus den USA zu.
Spenden für Hospizverein
Heribert Zeller, Vorsitzender des Hospizvereins Main-Spessart, dankte den 06ern für die Unterstützung, denn die Gäste des Konzerts waren statt eines Eintritts um eine Spende für seine Organisation gebeten worden. Viele Facetten habe die Arbeit des Hospizvereins in der Lebensbegleitung von schwer Erkrankten und Sterbenden seit 23 Jahren. Die wichtige Arbeit, wie Trauerbegleitung in persönlichen Gesprächen oder im Trauercafé, könne durch ehrenamtliche Helfer nur mit finanzieller Unterstützung professionell geleistet werden. Ihre Aufgabe sei es nicht, dem Leben mehr Tage zu geben – vielmehr gehe es darum, den Tagen mehr Leben zu verleihen.
Mit einem kleinen Reigen traditioneller Lieder zum Advent und zur Weihnacht rundete der Chor „MARcanto“ das Konzertprogramm ab. Joseph Haydn schuf eine Vertonung des Kirchenlieds „Brich an, du schönes Morgenlicht“. Der adventliche Choral „Es kommt ein Schiff geladen“ ist eines der ältesten deutschen, geistlichen Lieder, dessen Melodie Daniel Sudermann 1626 erstmals in Straßburg veröffentlichte.
Friedrich Spee soll den Text des barocken Adventslieds „O Heiland, reiß den Himmel auf“ verfasst haben. 1622 ist es erstmals in Würzburg verlegt worden. Zu Weihnachten 1858 schuf der gerade 23-jährige Komponist Camille Saint-Saëns sein „Oratorio de Noël“ in Paris. Der Schlusschor „Tollite Hostias“ (Bringt dem Herrn Opfer) erfüllte die Kirche mit Freude.
Zum Schluss vereinigten sich „MARcanto“ und „Cantiamo“ zu einem Chor und sangen mit dem Publikum das Kirchenlied „Macht hoch die Tür“ des Königsberger Pfarrers Georg Weissel aus dem Jahr 1623, das bis heute zu den beliebtesten und weitest verbreiteten Gesängen im Advent zählt.