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Lohr
Adele Hauck ist Ehrenringträgerin der Stadt Lohr
 Adele Hauck ist die erste Frau, die von der Stadt Lohr den Ehrenring verliehen bekommen hat.
Foto: Petra Reith |  Adele Hauck ist die erste Frau, die von der Stadt Lohr den Ehrenring verliehen bekommen hat.
Bearbeitet von Lena Schwaiger
 |  aktualisiert: 10.05.2024 02:50 Uhr

Lohr hat eine erste Ehrenringträgerin: Der Stadtrat hat entschieden, der engagierten Musikerin und Spendensammlerin Adele Hauck diese Auszeichnung zu verleihen. Vorgeschlagen haben die Würdigung die Freien Wähler, alle voran Brigitte Riedmann. Für Lohr ist Hauck die erste Frau, die überhaupt für ihren Einsatz für die Stadt ausgezeichnet wird. Auch unter den Ehrenbürgern der Stadt sind die Männer bislang unter sich.

Für die 1930 geborene Adele Hauck ist der Ehrenring nicht die erste hohe Würdigung: 2007 hat sie stellvertretend für die "Lohrer Hausfrauen" und ihren Einsatz für die Welthungerhilfe das Bundesverdienstkreuz bekommen. Seit 1984 hatte sie mit ihren Mitstreiterinnen regelmäßig in Lohr die Sammelbüchse hochgehalten und vielfältige Aktionen organisiert, um Spenden für die Hungerleidenden in der Welt zu generieren. 

Inzwischen seien insgesamt 500.000 Euro zusammengekommen, erzählt Hauck stolz. 2022 hat sie ihre Sammelbüchse abgegeben und das Engagement bei den Lohrer Hausfrauen in jüngere Hände übergeben. Marlehn Thieme, Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, bezeichnete sie bei ihrer Verabschiedung als "richtungsweisende Stimme und unermüdliche Mitstreiterin".

"Unermüdliches Engagement"

Haucks "unermüdliches Engagement" für die Welthungerhilfe nennt selbstverständlich auch die Stadt Lohr als Hintergrund für die Verleihung des Ehrenrings. Sie habe der Stadt Lohr damit überregionale Bekanntheit verschafft. Genauso wichtig für die Auszeichnung der Stadt ist aber Adele Haucks Beitrag für das kulturelle Leben in Lohr. "Adele und Waldemar Hauck waren maßgeblich daran beteiligt, dass die Musikschule in Lohr entstanden ist", erzählt Peter Häring, langjähriger Leiter der Einrichtung. "Der Motor war Adele." Sie habe ihm zur Seite gestanden, als er mit 23 Jahren dort anfing, sich um Verwaltung und Organisation gekümmert. 

Drei Veranstaltungsreihen

Adele Hauck selbst gab mehrmals pro Woche Flötenunterricht und gründete ein Blockflötenensemble, das 1984 die Keimzelle der "Lohrer Hausfrauen" werden sollte. Haucks musikalischer Schwerpunkt lag zunächst in der Renaissance, dem Barock und der Romantik. Später habe sie sich intensiv der Volksmusik zugewandt. Daraus entstanden drei Veranstaltungsreihen, die das kulturelle Leben in Lohr über Jahrzehnte prägen sollten – und heute die dritte Säule der Verleihung des Ehrenrings an Adele Hauck sind. "Die Spinnstube, Franken is' schö', die Fränkische Weihnacht: Da hatte sie immer die Federführung", so Häring. Ihr Mann Waldemar habe sich um das Musikalische gekümmert, beispielsweise Hunderte von Liedern für das Volksmusik-Ensemble der Musikschule gesetzt.

Die älteste Reihe war die Fränkische Weihnacht. Schon seit Mitte der 70er und insgesamt 32 Mal bot diese Veranstaltung in der Vorweihnachtszeit "stimmungsvoll und informativ", so Amrhein, Weihnachtslieder und Literatur. "Es war immer rappelvoll." 1983 folgte die "Spinnstube". Er habe beiläufig erzählt, dass seine Großmutter noch eine Spinnstube unterhalte, mit Gesang und Märchen, berichtet Amrhein. Eine Initialzündung. "Das könnte man doch auch mal machen", meinte Adele Hauck. In Zusammenarbeit mit dem Gesangverein 1843 Lohr und der Musikschule entstand daraus eine 25 Jahre andauernde, erfolgreiche Reihe, die teils auch im Radio übertragen wurde. Die Gäste kamen mit Spinnrad oder zumindest Strickzeug. Jeweils zu einem Thema – etwa Hochzeitsbräuche, Wein oder Metzgerhandwerk – entwarf Adele Hauck ein buntes Programm mit Musik und Rezitationen.

1984 folgte die Reihe "In Franken is' schö'", später die "Serenaden" des Gesangsvereins 1843 im Rahmen des Spessartsommers. Ihren "hochgeliebten Gesangsverein" musste Adele Hauck 2010 auflösen. "Ein Gesangverein, der nicht mehr regelmäßig zu Proben zusammenkommt, darf sich nicht Gesangverein nennen", sagte sie in der letzten Mitgliederversammlung des Vereins, inzwischen als Vorsitzende. 

Ein einschneidender Verlust war 2009 der Tod ihres Mannes Waldemar. 1952 hatte sie den Mainaschaffer Kirchenmusiker kennengelernt. 1956 war die Trauung, zwischen 1958 und 1966 kamen drei Söhne und eine Tochter zur Welt. "Es war ein Glücksfall, dass Waldemar und ich so gut zusammengepasst haben", so Hauck. Sie würde den Ehrenring heute eher an seiner Hand sehen. "Mein Mann hätte ihn verdient. Lohr war seine zweite Heimat. Ich bin ja ein Lohrer Urgewächs."

Reise in die Vergangenheit

Als "Lohrer Urgewächs" hat Adele Hauck in den vergangenen Jahren eine neue Aufgabe gefunden: Sie engagiert sich beim Lohrer Geschichtsverein, unter anderem mit der Recherche über ihre Familiengeschichte. Mit ihrem Sohn Clemens hat sie herausgefunden, dass ihre Tante Else Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Morde geworden ist. 

Ehrenring hin oder her – Adele Hauck bleibt unprätentiös und bescheiden. "Ich bin meinem Herrgott dankbar und sehe es als großes Geschenk", sagt sie angesichts der vielfältigen Projekte, die sie angestoßen und umgesetzt hat. "Das hat sich alles so ergeben." 2007, zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, habe man sie gebeten, einen Lebenslauf zu schreiben. "Da habe ich gedacht, das hast du alles schon gemacht?", bemerkt sie humorvoll. Seitdem sind einige weitere Seiten hinzugekommen.

Auch mit 93 sprudelt Adele Hauck noch vor Ideen, die sie mit dem ihr eigenen sanften und gleichzeitig eisernen Willen umsetzen wird. Eine davon: Nach Rückenproblemen im vergangenen Herbst wieder besser laufen lernen, damit sie bald wieder zu den Sitzungen des Geschichtsvereins im ersten Stock des Gasthauses Schönbrunnen gehen kann.

 
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