Eine neue Kultur kennenlernen – das war die Hauptmotivation von Achim Höfling aus Eußenheim für seinen sechsjährigen Aufenthalt in China. Dafür unterbrach er seine Festanstellung als Lehrer für Wirtschaft und Englisch an einem Gymnasium in Aschaffenburg und wechselte als Deutschlehrer ins chinesische Wuhan. Jetzt ist der 46-Jährige wieder zurück und berichtet von seinen Erlebnissen und Erfahrungen.
Höfling muss heute noch schmunzeln, wie er zu Beginn seines Aufenthalts in der 12-Millionen -Metropole Wuhan, gelegen auf dem Festland zwischen Peking und Hongkong, sich in einem Restaurant etwas zu essen bestellte. Die Speisekarte konnte er nicht lesen. Daher tippte er mit dem Finger auf ein Gericht im Vertrauen, es wird schon irgendwie schmecken. Was er bekam, war eine Suppe mit für ihn übel riechenden Pilzen, in der unter anderem Hühnerfüße grob gehäckselt schwammen, auch der Hühnerkopf starrte ihn noch an.
Chinesische Sprache - schwere Sprache
Höfling war dort an einer Schule Deutschlehrer, die mit einem Gymnasium vergleichbar ist. Er redete mit den chinesischen Schülern Deutsch, mit den Lehrerkollegen in Englisch und Deutsch. Dennoch wollte er sich richtig auf das Land einlassen und dazu gehört auch das Erlernen der chinesischen Sprache, schon deshalb, damit er sich bei der Wahl seiner Speisen im Restaurant nicht mehr vertut. "Doch es gilt auch, was man von der deutschen Sprache sagt: Chinesisch ist eine schwere Sprache", sagt Höfling.
Vor Antritt seines neuen Lebensabschnitts hatte er bei der VHS einen Kurs in Chinesisch belegt, in China erhielt er mehrere Stunden in der Woche Unterricht von einem Privatlehrer. Heute, nach sechs Jahren, könne er gut chinesisch lesen und sich in Alltagssituationen verständigen, sagt er. Allerdings einer Unterhaltung von zwei Chinesen zu folgen, sei für ihn immer noch schwierig. "Als Ausländer hören wir nicht die kleinen Unterschiede in den Lauten", sagt er. Vieles müsse er daher aus dem Zusammenhang schließen.
Dennoch, sein Ziel hat Höfling erreicht. Er habe eine neue Kultur kennengelernt und weiß jetzt, wie dieses riesige Land mit seiner Milliarde Einwohner tickt. Darauf ist er stolz. Zudem habe er alle 34 Provinzen des Landes bereist und dabei unglaublich schöne Landschaften erlebt.
In den süd- und östlichen Küstenregionen leben die meisten Chinesen. In den Städten herrscht dabei ein Wohlstand, der mit dem im Westen vergleichbar ist. Doch dann gibt es noch das arme Hinterland mit seinen Wüsten und Steppen wie beispielsweise Tibet oder der Wüste Gobi. Überall ist Höfling gewesen. Es ist ein Land voller Gegensätze: In den Städten reihen sich die Shopping-Mails nach der anderen, auf dem Land wird der Pflug noch von Ochsen gezogen.
Die meisten Chinesen essen keine Hunde und Katzen
Dabei stellte er fest, die Menschen in China sind freundlich. Dass sie alle Hunde und Katzen essen, sei ein Klischee. "Das kommt wohl vor, aber die allermeisten Chinesen essen keine Tiere, die man streicheln kann", sagt er. Die chinesische Küche sei sehr schmackhaft, wenn man weiß, was man will.
Auch seine Schüler habe er stets als ausgeglichen erlebt, obwohl diese bis Abends in der Schule sind. "Und dann müssen sie noch Hausaufgaben machen", sagt er. Zeit für ein Hobby wie Fußball oder Tennis oder das Erlernen eines Musikinstruments bleibe da nicht. Den Grund dafür sieht Höfling auch in der Ein-Kind-Politik, die in China jahrelang praktiziert worden ist. "Da wird von Opa, Oma und den Eltern alles in das eine Kind gesteckt", sagt er. Mittlerweile habe sich das aufgeweicht und es werden zwei Kinder pro Familie erlaubt.
Höfling beschreibt die Chinesen als sehr technik-freundlich. Auf dem Land und in den Städten werde nur noch mit dem Smartphone bezahlt, auch wenn es Beträge von umgerechnet 30 Cent sind. Das gilt für die Jugend, aber auch für 80-Jährige.
China hat keine Demokratie und keine Pressefreiheit, es ist ein autoritärer Staat. Wird dies von den Chinesen als Makel empfunden? Nein, meint Höfling. Er glaubt, würde sich die chinesische Regierung zur Wahl stellen, wäre ihnen dennoch eine überwältigende Mehrheit sicher. Es gebe eine stille Übereinkunft. Die Parteiführung sorgt dafür, dass China zu einer Größe aufsteigt, die es in früherer Zeit hatte. China dürfe nicht mehr Spielball des Auslands sein, so die feste Überzeugung. Dies werde propagandistisch begleitet. "Wir sorgen dafür, dass es Euch gut geht, dafür gibt es kein Mitspracherecht", so sehen es die meisten Chinesen und akzeptieren dies.
Wie ein Konflikt gelöst wird, wenn wie in Hongkong die Bevölkerung aufbegehrt, weiß Höfling nicht. "Vermutlich werde die chinesische Führung dies aussitzen", meint er. "Vor einem militärischen Einsatz schreckt sie hoffentlich zurück", sagt er. Auch weil ein Massaker wie vor 30 Jahren in Peking das Land international diskreditieren würde.
Nach seiner Aufenthalt in China - Höfling war in dieser Zeit nur dreimal in Eußenheim - habe sich sein Blick auf das Zuhause verändert. Die Landschaft in China ist schön, das treffe aber auch auf seine unterfränkische Heimat zu. Seine unterbrochene Lehrer-Karriere wird er ab dem neuen Schuljahr am Gymnasium Mellrichstadt fortsetzen, ein starker Kontrast zur fünftgrößten Stadt Chinas. Aber er freut sich drauf. Dort wird er wieder Englisch und Wirtschaft unterrichten, eine Wohnung hat er schon. Und er weiß auch, was er kriegt, wenn er dort in einer Gastwirtschaft blaue Zipfel bestellt.
Vortrag: Achim Höfling will für Interessierte von seinem Aufenthalt in China berichten. Es gibt einen chinesischen Abend am Sonntag, 29. September, im Pfarrheim in Eußenheim ab 19 Uhr mit Fotos.