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RETZBACH
Abstandsregelung macht Zellingen zu schaffen
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 17.01.2014 18:02 Uhr

Mehr als 60 Interessierte aus dem Markt Zellingen sowie aus der nahen und fernen Umgebung waren auf Einladung von Sylvia Türk-Rupp nach Retzbach gekommen, um den Ausführungen von Hans-Josef Fell, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und Mitautor des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG 2000), zu folgen.

Der Sorge um die Verunstaltung der Landschaft durch Windkraftanlagen stellte Fell den Landverbrauch für den Abbau von Braunkohle gegenüber. Die Bayerische Staatsregierung wolle die Abstände zu Wohnbebauungen willkürlich auf Windradhöhe mal zehn ausdehnen. Dadurch würde in Bayern der weitere Ausbau der Windenergienutzung nahezu unmöglich.

Bürgermeister Wieland Gsell berichtete über die Entwicklung im Markt Zellingen. So wurde eine Energiepotenzialanalyse in Auftrag gegeben. Sie werde zeigen, welche lokalen Energiequellen wirtschaftlich nutzbar sind und wie die Energieverbraucher mit der benötigten Energie effektiv beliefert werden können.

Der Einstieg in eine lokale, wirtschaftliche Energiegewinnung, für die ein Vertrag mit der N-Ergie Nürnberg geschlossen wurde, gestaltet sich wegen der Windkraft als schwierig. So soll nach dem neuen Regionalplan vom Main ein Abstand von zwei Kilometern eingehalten werden. Zur geplanten B 26 n sei ein Abstand von 400 Metern vorgeschrieben. Dass eine neue „Hubschrauberschneise“ für Bundeswehrhubschrauber existiert, wurde mit Erstaunen zur Kenntnis genommen. Mit dieser Entwicklung wolle man sich aber nicht abfinden.

Politisch unabhängig bleiben

Fell stellte den Zusammenhang zwischen Rohstoffkosten und den weltweiten Finanzkrisen her. Ein weiteres Ansteigen der Schulden könne durch die Weiterentwicklung von „eigenen“, regenerativen Energiequellen verhindert werden, so seine These. Damit sei man auch nicht politisch abhängig.

War ursprünglich das Ziel, 2030 zu 100 Prozent regenerativen Strom zu erzeugen, so sieht die jetzige Planung 2020 nur 20 Prozent und 2050 etwa 80 Prozent regenerativen Strom vor, obwohl die bisherige Entwicklung die Prognosen weit überschritten hat und sich 93 Prozent der Bevölkerung für die Energiewende aussprechen. Der Anteil erneuerbarer Energien lag 2012 schon bei 23 Prozent, obwohl der Verbrauch fossiler Brennstoffe immer noch stärker gefördert werde als die Nutzung regenerativer Energiequellen.

Fell sagte, entgegen der Meinungskampagne sei trotz der Abschaltung von acht Atomkraftwerken Deutschlands Stromexport gestiegen. „Die Nachbarländer freuen sich über billigen Strom aus Deutschland.“ Ein Engpass sei nicht in Sicht.

Sorge wegen hoher Energiekosten

Auch die EEG-Umlage werde immer wieder als Argument angewandt, um die Energiewende zu stoppen. Die EEG-Umlage sei Opfer ihrer selbst. Je mehr Strom produziert wird, desto billiger wird er an der Strombörse gehandelt. Da jedoch die Einspeisevergütung gleich bleiben muss, wird die Differenz, die vom Verbraucher gezahlt wird, immer größer. Die Bedenken bezüglich Wettbewerbsnachteilen der Wirtschaft wegen zu hoher Energiekosten seien unbegründet, da der Industriestrom in den letzten fünf Jahren günstiger geworden ist.

Die Speicherung regenerativer Energien ist nach wie vor viel diskutiertes Thema. So kann zum Beispiel aus überschüssigem Strom Wasserstoff hergestellt werden. Nach Umwandlung in Methan kann dieses Gas gespeichert oder in das Gasleitungsnetz eingespeist werden und beispielsweise auch für gasbetriebene Kraftfahrzeuge verwendet werden.

Wichtig sei, intelligente Netze aufzubauen, um Energieerzeugung und -verbrauch aufeinander abzustimmen. So können Haushaltsgeräte dann eingeschaltet werden, wenn besonders viel Energie zur Verfügung steht. Dies kann mit wenig Aufwand geschehen. Die Stadtwerke Haßberge haben bereits sogenannte „Smartmeter“ umsonst an Haushalte verteilt.

In der anschließenden lebhaften Diskussion wurden Argumente pro und contra Elektro-Mobilität ausgetauscht. Nach Ansicht Fells ist sie ein wichtiger Beitrag zur ressourcenschonenden Mobilität.

 
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