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BISCHBRUNN
Abschied von einem gestandenen Forstmann
Richard Krebs
 |  aktualisiert: 28.10.2015 03:27 Uhr

Günter Radlow ist tot. Der bekannte Forstmann starb im Alter von 94 Jahren – genau 40 Jahre nach der Verlegung des früheren Forstamtes Bischbrunn nach Marktheidenfeld. Die Trauerfeier und die Aussegnung des Verstorbenen fanden bereits statt, sie wurden von Pfarrer Reinhold Völler aus Michelrieth übernommen.

Günter Radlow wurde 1921 in Gersdorf, das heute zu Polen gehört, geboren. Nach dem Schulbesuch machte er seine Lehre. Erste Berufsjahre in einem adeligen Großprivatwald in seiner schlesischen Heimat schlossen sich an. 1941 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und in Afrika schwer verwundet.

Die Zeit der Genesung nutzte Radlow, um sich beruflich zu qualifizieren. Er absolvierte 1942 und 1943 einen Hilfsförsterlehrgang an der Forstschule in Templin in der Uckermark. Dort lernte er auch Kollegen aus Unterfranken kennen, was seinen späteren Lebensweg entscheidend beeinflusste. Nach einer guten Prüfung arbeitete er wieder als Hilfsförster bei einer adligen Forstverwaltung in Amtitz. Im November 1944 wurde er erneut zur Wehrmacht eingezogen. In Österreich kam er in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft und er wurde nach Deutschland entlassen.

Da seine schlesische Heimat besetzt war, bestand für Günter Radlow keine Hoffnung auf eine Rückkehr. Um beruflich wieder Fuß zu fassen, begab er sich zu einem unterfränkischen Forstschulkameraden, der inzwischen Förster in Rohrbrunn geworden war. Bereits im Juli 1945 fand er eine Stelle als „Hilfsförster im Arbeiterverhältnis“ am damaligen Forstamt Bischbrunn und wurde mit der Vertretung des Reviers „Torhaus Aurora“ beauftragt.

Nach kurzen Stationen an den Forstämtern Amorbach und Partenstein kam Radlow wieder an das Forstamt Rohrbrunn, er legte in Ansbach die Revierförsterprüfung mit Erfolg ab und wurde Forstbeamter. Im Jahre 1953 wurde ihm die Leitung des Reviers „Torhaus Aurora“ übertragen. Mit seiner Familie zog er von Partenstein in die Einöde im Torhaus um. Radlow hatte seine aus Bischbrunn stammende Frau Rosa 1949 geheiratet. Zwei Söhne, Werner und Klaus, stammen aus dieser Ehe.

1954 wurde Radlow zum Beamten auf Lebenszeit ernannt und 1965 zum Oberförster befördert. 1969 wurde der Sitz der Forstdienststelle Aurora nach Bischbrunn verlegt und führte dann die Bezeichnung „Bischbrunn II“. Das Revier „Torhaus Aurora“ wurde aufgelöst. 1971 wurde Radlow zum Forstamtmann ernannt. Ab 1975 gehörte das Revier nach Auflösung des Forstamtes Bischbrunn dann zum Forstamt Marktheidenfeld und war dann die „Forstdienststelle Bischbrunn I“. Nach über 40 Dienstjahren ging Radlow 1986 in den Ruhestand.

Während seiner Dienstzeit im Bischbrunner Forst zählten neben der Jagd die Verjüngung und Pflege der Eichenbestände zu den Leidenschaften Radlows. Seine Erfahrungen und Erfolge im Umgang mit der Eiche machten ihn bei Kollegen und Vorgesetzten zu einem gefragten Ratgeber. Als es 1990 nach einem Windwurf zu einer verheerenden Massenvermehrung des Borkenkäfers kam, ließ sich Radlow noch einmal reaktivieren und half in der Notsituation.

Auch nach seiner Pensionierung war er oft bei Waldspaziergängen in seinem ehemaligen Revier unterwegs und frönte der Jagd, so lange es die Gesundheit zuließ.

 
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