
Rolle rückwärts bei der Lohrer Firma Siegler Bau: Firmengründer und -inhaber Johannes Siegler (62) hat wieder die Funktion des Geschäftsführers inne. Das Ehepaar Kai und Vera Christ, das im Dezember 2023 von Siegler als neue Führungsspitze vorgestellt worden war, ist raus aus dem Unternehmen. Es war, so viel steht fest, keine Trennung im Guten.
In der Branche sorgt der abrupte Personalwechsel beim Platzhirschen unter den Baufirmen im Landkreis Main-Spessart dem Vernehmen nach für einige Beachtung. Die direkt Beteiligten halten sich auf Anfrage der Redaktion mit Einordnungen allerdings sehr zurück.
Johannes Siegler, der das heute rund 60 Mitarbeitende zählende Unternehmen 1985 als 23-Jähriger gegründet und Zug um Zug aufgebaut hat, bestätigt lediglich das, was auch dem Handelsregister zu entnehmen ist: Demnach ist Kai Christ bereits seit 13. November nicht mehr Geschäftsführer des Unternehmens. Zum gleichen Stichtag ist laut Handelsregister auch die Prokura von Vera Christ erloschen.
Mehr dürfe und werde er zu dem Thema nicht sagen, so Siegler auf Anfrage. Er verweist auf eine beiderseitig vertraglich festgeschriebene Verschwiegenheitspflicht.
Christ: Unterschiede bei Zielen
Ebenso hält es Kai Christ: Er könne nur so viel sagen, dass man sich "nicht im Guten" getrennt habe, sagt er am Telefon.
Später schiebt das Paar noch eine Mail mit einer Erklärung nach: Demnach habe es unterschiedliche Auffassungen zu Firmenphilosophie, Prioritäten und Zielen gegeben, heißt es in der von Vera Christ verschickten Mail. Deswegen "haben ich und mein Ehemann Kai Christ uns entschieden, dass wir keine Firmenanteile von Siegler-Bau GmbH übernehmen und auch nicht weiterhin als leitende Angestellte das Unternehmen führen möchten". Diese Anfang November mitgeteilte Entscheidung habe Johannes Siegler akzeptiert.
Dabei hatte im Dezember 2023 bei der Präsentation der neuen Geschäftsführung noch alles nach einer zukunftsweisenden Lösung für das Bauunternehmen ausgesehen. Siegler erklärte damals, lange vergeblich nach einer Nachfolge gesucht zu haben. Zwischendurch sei er fast so weit gewesen, das Unternehmen zu verkaufen. Doch den Gedanken habe er letztendlich wieder verworfen, weil er Sorge gehabt habe, dass der Betrieb, der für ihn Lebenswerk sei, nicht in gute Hände kommen könnte, so Siegler damals.
Er zeigte sich überzeugt, im Ehepaar Christ ein Duo gefunden zu haben, welches das Unternehmen einerseits im Stile eines Familienunternehmens weiterführen, gleichzeitig aber auch die notwendige Digitalisierung von Abläufen vorantreiben könne.
Kai Christ, gelernter Maurer und Bauingenieur, war zuvor als technischer Bereichsleiter bei einem europaweit agierenden Baukonzern beschäftigt. Er und seine Frau, eine studierte Wirtschafts- und Betriebswissenschaftlerin, nannten bei ihrer Vorstellung als Ziel, das Unternehmen gestärkt aus der anhaltenden Baukrise herausführen und die Ausbildung forcieren zu wollen.
Johannes Siegler kündigte damals an, sich aus dem operativen Geschäft raushalten und sich nur noch dann äußern zu wollen, wenn er um Rat gefragt werde. Siegler sprach damals eben auch davon, dass das Ehepaar Christ später eventuell Anteile am Unternehmen übernehmen könne.
Siegler: Neuer Mann in Sicht
Doch irgendwann muss es zu Dissonanzen gekommen sein. So sollen, wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zu hören ist, während der Zeit unter neuer Führung einige, teils langjährige Mitarbeiter das Unternehmen verlassen haben.
Johannes Siegler äußert sich zu all dem nicht. Er sagt nur: "Die Geschäftsführung liegt jetzt wieder bei Johannes Siegler." Mit Blick in die Zukunft erklärt der Bauunternehmer, dass er zuversichtlich sei, innerhalb weniger Wochen einen neuen Geschäftsführer vorstellen zu können. Entsprechende Gespräche hätten bereits stattgefunden.
Er hoffe, so Siegler weiter, dass sich die Abläufe im Unternehmen unter der neuen Leitung bis Ende des Jahres einspielen. Sein Ziel sei weiter, kürzerzutreten. Beibehalten will Siegler jedoch seine Rolle als Geschäftsführer der Siegler Projektbau GmbH und als Co-Geschäftsführer bei der LWB Wohn- und Gewerbebau GmbH.
Schwierige Lage am Bau
Geklärt ist offenbar auch die Zukunft des ehemaligen Siegler-Bau-Geschäftsführers Kai Christ. Er kündigt im Telefonat mit der Redaktion an, dass er weiter in der Baubranche tätig sein werde, allerdings außerhalb des Landkreises Main-Spessart. Details nannte Christ nicht. Die Baubranche selbst durchlebt derzeit eine Krise. Massiv gestiegene Materialkosten im Verbund mit gestiegenen Zinsen hätten die Bautätigkeit abgewürgt, sagt Johannes Siegler.
Bei den wenigen Aufträgen herrsche starker Preisdruck. "Es wird nicht jeder überleben", prognostiziert der Unternehmer mit Blick auf die Branche. In den vier Jahrzehnten, die sein Unternehmen am Markt sei, habe es zwei oder drei vergleichbare Krisen gegeben. Sie hätten jeweils zu einem Ausdünnen bei der Zahl an Bauunternehmen geführt.
Derzeit arbeiten die rund 60 Mitarbeiter von Siegler-Bau nach Aussage ihres Chefs unter anderem an mehreren größeren Wohnbauprojekten. Bei jenem auf dem Gelände des ehemaligen Bürgermeisterhauses in Lohr sei der Rohbau planmäßig fertig, sagt Siegler.
Außerdem baue das Unternehmen aktuell am Würzburger Hubland eine Einheit mit 40 Wohnungen, in Stockstadt eine mit 60 Wohnungen und in Volkach eine mit 28 Wohnungen.