
Die Drachenbootrennen um den Red Dragon Cup sind Geschichte. Nachdem sich in diesem Jahr nur sieben Teams angemeldet haben, sagt die Rudergesellschaft Marktheidenfeld (RGM) die Veranstaltung kurz vor dem Start „schweren Herzens“ ab, wie Pressewart Jochen Strnischa mitteilt.
Seit dem Jahr 2000 baute die RGM das Spaß-Rennen am Main immer mehr zu einem Volksfest für alle Altersschichten aus. 2004, auf dem Höhepunkt der Reihe, gingen 90 Mannschaften zu je 19 Teilnehmern an den Start. Tausende von Zuschauern säumten den Mainkai vor der Altstadt oder schauten von der alten Mainbrücke aus zu. Schnell wurde das Drachenbootrennen legendär und die Teilnahme für eine Vielzahl von Betriebs- und Freizeitmannschaften zur Ehrensache.
Ein Großteil von ihnen schneiderte mit großem Aufwand selbst entworfene Kostüme. So stachen im Lauf der Jahre römische Kohorten, Kuhherden, Engel & Teufel, Nixen, Matrosen, Piraten und sogar eine komplette Hochzeitsgesellschaft in See – ebenso sportlich-fair wie der Gaudi halber. Prominente aus dem ganzen Landkreis schwitzten neben Otto Normalpaddler. Junge und Alte, Frauen wie Männer quälten sich gemeinsam unter den antreibenden Trommelschlägen des Taktgebers.
Doch in den vergangenen Jahren ging es mit der Beteiligung immer mehr bergab, gibt Strnischa zu. Obwohl es den Mannschaften „großen Spaß“ gemacht habe, hätten einige „eine Pause einlegen“ wollen. Manche seien älter geworden und hätten das Interesse verloren. Auch sei es schwer, immer 19 Teilnehmer – 18 Paddler und einen Trommler – für ein komplette Crew zusammenzubekommen. Schließlich sei der Nachwuchs ausgeblieben, der die Abgänge hätte kompensieren können.
Funke sprang nicht mehr über
Die RGM hat immer wieder versucht, Abwechslung in die Veranstaltung zu bringen: Mal durften die Mannschaften mit kleinen Vorführungen auf der Bühne um die Gunst des Publikums werben. Dann wieder versuchte es die RGM mit „Light-Booten“ mit zehn Mann Besatzung. Eine andere Neuerung war das Gaudi-Boot-Rennen ab 2010, bei dem Mannschaften mit selbst gebastelten Wasserfahrzeugen den Main befuhren. Doch „der Funke ist nicht mehr übergesprungen“, befindet der Pressewart rückblickend.
Kritik an der Veranstaltung habe es selten gegeben, erklärt Strnischa. Selbst im vergangenen Jahr, als nur noch 14 Teams mitmachten und die RGM das Rennen kurzerhand vom Mainkai an das Bootshaus verlegte, seien so viele Besucher gekommen, dass die Helfer „ohne Ende gegrillt haben, bis alle Vorräte weg waren“.
Doch irgendwann waren nicht nur die Besucher, sondern auch die Teilnehmer gesättigt, so dass der RGM-Vorstand nun „ohne große Diskussion“ den Entschluss gefasst habe, das Rennen abzusagen.
Mit nur vier Mixed- und zwei Männer-Teams sowie einer Jugendmannschaft „wäre eine attraktive und würdige Veranstaltung, wie sie alle aus den letzten Jahren kannten, nicht denkbar“, sagt Strnischa. „So entschied man sich, lieber einen vorläufigen Schlussstrich zu ziehen.“
Vorläufig? – „Wir machen eine kreative Pause“, sagt Strnischa, zumindest mit Blick auf dieses Jahr. Vielleicht sei denkbar, das Drachenbootrennen zu einem bestimmten Anlass, zum Beispiel zum Ende der Mainuferneugestaltung, für ein Jahr wiederzubeleben. Früher habe es auch „Fischerstechen“-Wettbewerbe auf dem Main gegeben, bis das Interesse daran nachgelassen habe. Möglicherweise könne man auch diese Tradition erneuern.
RGM-Mitglieder sind motiviert
An einem hapert es jedenfalls nicht, wenn man Strnischa Glauben schenken darf: „Unsere Mitglieder sind motiviert, etwas zu machen.“
Beim Drachenbootrennen hätten allein 80 bis 100 RGM-Helfer rund fünf Tage lang mitgearbeitet – alte wie junge, aktive wie passive, auch solche, die sonst nicht oft präsent seien. Dazu sei noch die Unterstützung durch THW, BRK, Lorbser und andere gekommen.
„Für den Verein war das eine tolle Sache und ein großes Gemeinschaftsgefühl“, sagt Strnischa. Und das kennt man ja vom Drachenbootrennen: Wenn alle an Bord so im Gleichtakt arbeiten, ist jede Durststrecke überwindbar.