Es klingt ein bisschen wie eine Schauergeschichte, wenn Schüler und Kindergartenkinder über ihre Erlebnisse an den Wald- und Kunsttagen an der Bayrischen Schanz bei Ruppertshütten berichten, heißt es in der Pressemitteilung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) . Doch das Gegenteil sei der Fall. „Hört man genau hin, so erzählen die Kinder voller Stolz, wie sie Wespenangriffe überstanden und trotz Dauerregen, tolle und ideenreiche Kunstwerke geschaffen haben.“
Rund 300 begeisterte und kreative Kinder zwischen zwei und 14 Jahren aus Lohr, Gemünden und Karlstadt nahmen in den vergangenen 14 Tagen an den Wald- & Kunsttagen des AELF an der Bayrischen Schanz teil. Bei überwiegend gutem Wetter gestalteten die Kinder beeindruckende Landart-Kunstwerke. Aus Sisalschnur, Ästen, Zapfen und Rinden-stücken entstanden Kugelbahnen, Waldbetten und Waldsofas. Mandalas wurden aus Buntsandsteinen und Moos gelegt und Baumscheiben mit Mosaiksteinen beklebt.
Wespennest freigelegt
Bei den anschließenden Vernissagen wurden die Landartkreationen mit den wohlklingenden Namen: „Neues Haus für Zaunkönige“ „Hotel Moos“ und „die fliegenden Stöcke“ präsentiert. Doch nicht immer lief alles so glatt. Beim Sammeln des Baumaterials für ihre Kunstwerke hatten die Schüler und Kindergartenkinder ein Wespennest freigelegt, aus dem Wespen, die sich durch die „menschlichen Eindringlinge“ bedroht fühlten, ausflogen und zur Gegenwehr ansetzten. Die Kinder hatten jedoch Glück im Unglück.
Weil sie geistesgegenwärtig flüchteten, wurden nur Einzelne gestochen. Der erste Schreck und die schmerzhaften Stiche sorgten für eine Zwangspause, in der die Kinder vom Waldschulungsteam versorgt wurden. Mit Naturheilmitteln und Omas Hausmedizin ging es den anschwellenden Stichen an den Kragen.
Würfelzucker und Spitzwegerich
Mit Würfelzucker und Spitzwegerich wurden die Stiche behandelt, sodass bald weitergearbeitet werden konnte. Die Wespenstiche hatten die Kinder dabei nicht vergessen, waren jedoch stolz darauf diese Herausforderung, gemeinsam mit ihren Betreuern gemeistert zu haben.
Der Bereich um das Wespennest wurde vorläufig abgesperrt und blieb für die nachfolgenden Veranstaltungen von der Materialsuche ausgenommen.
Intensive Regengüsse machten anderen Schülern an ihrem Kreativtag im Wald zu schaffen. Das leichte Nieseln zu Beginn ihres Waldbesuches verstärkte sich im Verlauf des Vormittages und entwickelte sich zu nicht nachlassendem Dauerregen. Motiviert und begeistert waren die Schüler dennoch bei der Sache, als es darum ging Waldgegenstände zu sammeln und Wölfe aus Naturmaterialien zu bauen. Handwerkliches Geschick war beim Bau eines Stachelbaumes gefordert, den die Schüler, trotz der nassen Witterung, geschickt fertigstellten. Am Ende des Vormittagsprogrammes waren Schüler, Lehrer und das Waldschulungsteam durchnässt aber zufrieden.
Auch heftigem Regen getrotzt
Für die Kinder war es ein tolles Erlebnis, dass sie trotz des Regens, kreative Projekte selbstständig bearbeiten und fertigstellen konnten. Hier wurde nicht nur Naturkunst geschaffen, die auf der Wald- & Kunst- Ausstellung am 17. September bewundert werden kann, sondern auch nebenbei die Resilienzfähigkeit der Kinder gestärkt.
Die Erfahrung eigenständig schwierige Situationen zu meistern sei ganz im Sinne von Resilienzforschung und Maria Montessori gewesen und eine nachhaltige und positive Erfahrung für die Kinder, heißt es in der Pressemitteilung. So waren die Schüler Wald- & Kunsttage, trotz zum Teil widriger Umstände, eine Bereicherung für alle Beteiligten.
Resilienz
Der Resilienzbegriff stammt von dem lateinischen Wort resiliere= abprallen ab. Menschliche Resilienz meint die Fähigkeit sich nach Belastungen und Stress zu erholen und die persönliche Bewältigungskompetenz und Widerstandskraft zu stärken.
Für die Resilienzentwicklung bei Kindern ist vor allem eine stabile, emotionale Bindung zu einer Bezugsperson wichtig. Resiliente Kinder suchen aktiv nach Lösungen. Waldpädagogik stärkt die kindliche Resilienz, wenn Kinder in Begleitung einer Bezugsperson neue Erfahrungen machen und positiv bewältigen. Dazu zählen das Balancieren auf Baumstämmen, der Spiegelgang im Wald und das Erleben des Waldes mit verbundenen Augen ebenso, wie ein kräftiger Regenguss oder ein Wespenstich. Was zählt, ist die wertschätzende und liebevolle Begleitung der Kinder und das gemeinsame Erarbeiten von Handlungsmöglichkeiten. AELF