95,4 Prozent machten Bernd Rützel stolz: Mit diesem sehr guten Ergebnis erzielte der SPD-Abgeordnete, der seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestags ist, bei der Nominierungs-Konferenz zur Aufstellung des Bundestagskandidaten des Bundeswahlkreises Main-Spessart/Miltenberg am Samstag in der Grafschaftshalle in Altfeld.
Besonders erfreut zeigte sich der 48-Jährige aus dem Gemündener Stadtteil Schaippach über die voll besetzten Plätze im „Wohnzimmer, bei uns zu Hause“, so Rützel bei seiner Begrüßung. Insgesamt waren 111 stimmberechtigte Delegierten aus 40 Ortsverbände der Einladung gefolgt, um ihren Bundestagskandidaten für die Wahl 2017 zu nominieren.
Positive Stimmung dank Rützel
Man will nicht mehr nur der Koalitionspartner sein, sondern wieder mit eigenen Themen der SPD auf Stimmenfang gehen, so der Jungsozialist Markus Ludwig, der seit einem Jahr Parteimitglied ist. Wobei herauszuhören war, dass die durchweg positive Stimmung offenbar auch ein großer Verdienst ihres Abgeordneten Rützel ist.
Landrat Marco Scherf aus Miltenberg hob als Gastredner die enge Zusammenarbeit zwischen Berlin und Miltenberg hervor, die durch Rützel in hervorragender Weise gelinge. Durch seinen Einsatz für seine Heimat sei schon viel in der Region erreicht worden, stellte Scherf fest.
In seiner einstündigen Bewerbungsrede bedankte sich Rützel – einziger Kandidat bei der Nominierungsversammlung – bei seinen Genossen für das Vertrauen. Er sei stolz, dass der Bundeswahlkreis einen Kandidaten zum zweiten Mal ins Rennen schicke. Für ihn seien die Delegierten wichtig, da ihr Rückhalt in den Ortsvereinen enorm wichtig für einen Abgeordneten sei, stellte Rützel heraus. Denn ohne Arbeit vor Ort gebe es auch keinen Wahlkampf. Allein über 800 Anfragen von Bürger haben er und sein Büro bearbeitet. Darauf sei er stolz.
Er machte deutlich, dass die Große Koalition 2013 nicht angestrebt war und auch für 2017 kein Ziel sei. Unter seiner Arbeit im Ausschuss für Arbeit und Soziales seien bisher 19 Gesetzte beschlossen worden, darunter der Mindestlohn und die Verbesserung bei der Erwerbsminderungsrente. Ziel der SPD sei, mit einem überzeugenden Wahlprogramm um Stimmen zu werben. „Wir werden Punkte herausarbeiten an denen man uns messen kann“, stellte Rützel in Aussicht. „Wir sind eine linke Volkspartei und müssen dies bis zum September 2017 auch wieder stärker herausstellen.“
Denn wer am Regierungstisch sitze, könne gestalten. Alles was Opposition sei, komme 1:1 in den Papierkorb, stellte Rützel ernüchternd fest. „Ich bin gern in der SPD und daher kämpfe ich so gerne und leidenschaftlich für unsere Ziele.“ Dafür erhielt er Sonderapplaus. „Für die Mittelschicht müssen wir Politik machen und deren Angst vor dem sozialen Abstieg nehmen“, so Rützel weiter, „denn sie sind unser Klientel.“
Auch für Europa mache er sich stark. „Wer sagt, dass sich Europa nicht lohnt, dem empfehle er Geschichtsunterricht“, machte Rützel deutlich. Denn dieses Projekt brauche aktuell unsere sozialdemokratische Leidenschaft, mehr denn je, betonte Rützel, besonders nach dem Austritt von Großbritannien aus der Europäischen Union. Auch zum Thema TTIP und CETA äußerte sich der Abgeordnete und machte klar, dass es mit der SPD keine Verträge um jeden Preis gibt.
In Zukunft wolle er sich weiterhin für seine Heimat in Berlin stark machen, erklärte der Abgeordnete. Er wolle kämpfen für Ortsumgehungen, barrierefreie Bahnhöfe, für soziale Teilhabe und für gute Netze von Strom und Breitband, die sich mit unserer Umwelt vertragen. Für seinen großen Bundestagswahlkreis, für den man schon mal zwei Stunden braucht, um ihn zu durchfahren (er bedauere jedoch sehr, dass er die meisten Strecken, nicht mit der Bahn fahren kann), möchte er sich auch weiterhin „beackern“, wofür er am Ende seiner Rede langen Applaus erhielt.
Dass unter den Genossen im Moment gute Stimmung herrscht, machte auch die anschließende Aussprache der Delegierten deutlich: Es gab kaum Kritik. Heinz Kaiser machte deutlich, dass die Wahl des Kandidaten ein Zeichen der Geschlossenheit der Partei sei und sich als als richtungsweisend bei der nächsten Wahl zeigt.
Mutige Gespräche gewürdigt
Volker Peter, vom Ortsverband Arnstein bescheinigte dem Abgeordneten außerdem viel Mut, als er Gegner der B 26n zu sich eingeladen und auch für die gegnerische Seite ein offenes Ohr gehabt habe. Pamela Nembach schloss die Aussprache mit den Worten: „Bernd ist der Richtige!“
In seinem Schlusswort als frisch nominierter Bundestagskandidat versprach Rützel, Gas zu geben und die Einladungen der Ortsvereine anzunehmen. „Wir sind alle tot gesagt, aber lebendig wie noch nie“, stellte Rützel am Ende euphorisch fest.
In einem zweiten Wahlgang wurden noch drei Delegierte zur Landesvertreterversammlung in Nürnberg gewählt. Hier setzten sich neben Rützel Sven Gottschalk und Sabine Kettinger durch.