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Lohr
800 Tonnen Altlasten müssen raus
Auf der im Hintergrund zu sehenden Fläche unterhalb des Eisenhammerweges will die Stadt ein Feuchtbiotop schaffen. Doch zunächst muss sie rund 800 Tonnen Altlasten entsorgen, die im Untergrund schlummern.
Foto: Johannes Ungemach | Auf der im Hintergrund zu sehenden Fläche unterhalb des Eisenhammerweges will die Stadt ein Feuchtbiotop schaffen. Doch zunächst muss sie rund 800 Tonnen Altlasten entsorgen, die im Untergrund schlummern.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:57 Uhr

Einmal mehr muss die Stadt Lohr für das Beseitigen von Altlasten tief in die Tasche greifen. Grund: In der Talaue unterhalb des Eisenhammerwegs war beim Anlegen eines als Ausgleichsfläche gedachten Feuchtbiotops im Untergrund kontaminierter Abfall aus der Glasherstellung aufgetaucht. Untersuchungen haben mittlerweile ergeben, dass rund 800 Tonnen an kontaminiertem Boden ausgebaggert und entsorgt werden müssen. Das könnte bis zu 95 000 Euro kosten.

Den Auftrag für die Entsorgung soll der Umweltausschuss des Stadtrats in seiner Sitzung an diesem Mittwoch, 14. April, an die Lohrer Firma MS Umweltservice GmbH vergeben. Das ist dem Newsletter der Stadt zu entnehmen, in dem das Rathaus die Sitzung ankündigt. Bis das neue Biotop im Uferbereich des Oberwasserkanals der Lohr angelegt ist, wird die Stadt demnach insgesamt zwischen 180 000 Euro und 190 000 Euro ausgegeben haben.

Vorgeschichte: Die Stadt will in der Talaue eine ökologische Ausgleichsfläche anlegen. Doch 2019 tauchen beim Ausbaggern verschiedener Tümpel Abfälle aus der Glasindustrie auf. Sie stammen mutmaßlich von der bis in die 1950er-Jahre an der Partensteiner Straße ansässigen Glashütte. Ein Gutachter stellte fest, dass das direkt unter grünem Gras schlummernde Material teilweise erheblich belastetet ist. Neben Arsen fanden sich auch Schwermetalle wie Blei oder Quecksilber, dazu reichlich Glasreste.

Eine Grundwassergefährdung sei zwar nicht feststellbar, so der Gutachter, jedoch könne das Material eine Gefährdung darstellen, wenn ein Mensch mit ihm in Kontakt komme. Deswegen müsse es entsorgt werden. Ungeklärt blieb bei einer ersten Beratung vor Monaten im Stadtrat, wohin das Material gebracht werden soll, auf die Deponie des Landkreises in Karlstadt oder auf eine andere.

Behörden mit im Boot

Bei der Planung der Entsorgung sitzen Behörden wie das Landratsamt, das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg und das Landesamt für Umweltschutz mit im Boot. Der Entscheidungsprozess sei mittlerweile abgeschlossen, so die Stadt. Die Firma MS Umweltservice habe ein Angebot eingereicht, bei dem die Leistungen preislich nach Schadstoffgehalt gestaffelt seien. Im Extremfall könnten demnach Kosten in Höhe von 95 000 Euro anfallen.

In der Sitzung werden laut Ankündigung exakte Angaben zum geplanten Ablauf der Bodenaushubarbeiten vor Ort und zum Entsorgungsprozess gemacht. Danach soll der Stadtrat über die Auftragsvergabe entscheiden.

Kurios: Die Stadt hatte die betreffende Fläche vor längerer Zeit von Privatbesitzern gekauft, in Unkenntnis des Altlastenproblems. Dass nun ausgerechnet bei der Absicht, das Areal als ökologisch Ausgleichsfläche aufzuwerten, die Altlasten zutage getreten seien, sei der "Fluch der guten Tat", hatte es in einer früheren Stadtratssitzung zu dem Thema geheißen. Die Möglichkeit, den Vorbesitzer für die nun durch die Entsorgung der Altlasten entstehenden Kosten in Haftung zu nehmen, gibt es laut Verwaltung nicht.

Die Sitzung des Stadtrates beginnt an diesem Mittwoch um 17.30 Uhr im großen Saal der Stadthalle.

 
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