
Ein beeindruckendes Konzert mit knapp 60 Mitwirkenden erlebten die Besucher in der Kirche Zur Heiligen Familie. Das Akademische Orchester der Universität Würzburg unter der Leitung von Markus Popp präsentierte zum ersten Mal das Konzertprogramm des Sommersemesters in Karlstadt.
Die Ouvertüre zu Fidelio, der einzigen von Ludwig van Beethoven (1770-1827) komponierten Oper, bildete den Auftakt des Konzertes. Für dieses erst im dritten Anlauf erfolgreiche Bühnenwerk schuf Beethoven insgesamt vier unterschiedliche Fassungen der Ouvertüre. Das Akademische Orchester setzte mit diesem Werk einen ersten Glanzpunkt seines Programms.
Konzert für Violine und Orchester
Nur wenig aus dem Schaffenswerk des russischen Komponisten armenischer Herkunft, Aram Chatschaturjan (1903-1978), ist im Westen bekannt. Sein Konzert für Violine und Orchester in d-Moll erfuhr allerdings wegen der Widmung an den russischen Violinisten David Oistrach einen internationalen Bekanntheitsgrad. In der Aufführung des Akademischen Orchesters übernahm Johanna Pittrof das Violin-Solo. Sie ist langjähriges Mitglied des Ensembles, zudem im ehrenamtlichen Vorstand tätig und seit 2014 Konzertmeisterin des Orchesters.
Im ersten Satz „Allegro con fermezza“ (mit Bestimmtheit) hatte die Violinistin ausgedehnte Passagen ohne jegliche Begleitung eines Orchesterinstruments zu bestreiten. Melodiös getragen, liedhaft und sehnsuchtsvoll setzt der zweite Satz einen Gegenpool, in dem folkloristische Elemente aus der armenischen Heimat des Komponisten anklingen.
Mit dem „Allegro vivace“ erlebten die Zuhörer, wie von Chatschaturjan beabsichtigt, nochmals ein „Feuerwerk der Geigenvirtuosität“. Technisch perfekt, temperametvoll bis melodiös getragen, interpretierte die 25-jährige Pittrof den höchst anspruchsvollen Solopart. Das Orchester bot der Solistin die sichere Einbindung, aber auch den interpretatorischen Freiraum.
Heiter und bodenständig
Mit der Sinfonie Nr. 2 in D-Dur, op. 73, von Johannes Brahms (1833-1897) in vier Sätzen erklang ein weiterer Glanzpunkt des Abends. Brahms hatte angesichts der übermächtig erscheinenden Sinfonik Beethovens viele Jahre mit der Gattung Sinfonie gerungen. Mit seiner zweiten Sinfonie gelang ihm ein heiteres und doch bodenständiges Werk. Das Akademische Orchester stellte mit dieser Sinfonie seine Brillanz in der Intonation und die ausgeglichene Abstimmung der einzelnen Register untereinander unter Beweis.
Dirigent Markus Popp führte den Klangkörper souverän und bestimmt und hatte stets die volle Aufmerksamkeit seiner Ensemblemitglieder.
Am Institut für Musikforschung
Das Akademische Orchester, angesiedelt am Institut für Musikforschung, besteht aus Studierenden verschiedener Fakultäten. Das 1978 von Rudolf Dangel gegründete Ensemble hat demzufolge eine häufig wechselnde Zusammensetzung der Musiker. Konzerte in Würzburg und Umgebung und die musikalische Umrahmung universitärer Veranstaltungen bestreitet das Orchester. Aber auch Konzerttourneen in Europa wurden schon organisiert.
2006 wurde Markus Popp als Dirigent gewonnen. Popp, Jahrgang 1969, studierte an der Weimarer Musikhochschule „Franz Liszt” in der Kapellmeisterklasse und schloss ein Aufbaustudium an der Musikhochschule Saarbrücken ab. Seit Januar 2015 ist er am Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen als Chordirektor und Kapellmeister verpflichtet. Von 2001 bis 2013 war Popp als Chordirektor und Kapellmeister am Mainfranken Theater Würzburg beschäftigt und wurde dort 2002 mit dem großen Theaterpreis des Fördervereins für sein Engagement geehrt. 2014 erhielt das Akademische Orchester zusammen mit Leiter Popp den Förderpreis Musik der „Keck-Köppe-Stiftung“.
Mit fünf Jahren Geigenunterricht
Die Violin-Solistin Pittrof wurde in Freiburg im Breisgau geboren und erhielt mit fünf Jahren den ersten Geigenunterricht. Weitere Studien folgten in Freiburg, Eichstätt, Ingolstadt und bei Katharina Cording in Würzburg. Zurzeit ist sie Schülerin von Ella Bulatova, ehemals Studentin am Moskauer Konservatorium und Mitglied des weltberühmten Bolschoi-Orchesters.
Johanna Pittrof erspielte sich während des Studiums zahlreiche Preise und erhielt Stipendien. Sie ist Mitglied renommierter Orchester und tritt immer wieder solistisch mit bekannten kammermusikalischen Ensembles auf. Sie studiert Deutsch und Musik für Gymnasiallehramt.
Mit dem Lied „Napolitana“ aus „Der Zarewitsch“ von Franz Lehar als Zugabe verabschiedete sich das sympathische Ensemble, das frenetischen Beifall erhielt.