Bosch Rexroth schließt die Verhandlungen zur Modernisierung der Gießerei in Lohr ab: Bedingt "durch Prozessoptimierungen in allen Funktionen und die stärkere Konzentration auf den Formmaschinenguss als Kerngeschäft" entfallen in der Gießerei 56 Stellen bis Ende 2025, viele davon im Kokillenguss. Darüber hat die Rexroth-Pressestelle im Nachgang der Informationsveranstaltungen für die Mitarbeiter der Gießerei an diesem Mittwoch informiert.
Konkreter Fahrplan
Wie das Unternehmen weiter mitteilt, sei "der Weg für die Modernisierung der Gießerei von Bosch Rexroth in Lohr nun frei". Arbeitgeberseite und Arbeitnehmervertreter haben demnach einen Sozialplan und Interessenausgleich abgeschlossen. Darin haben beide Seiten einen konkreten Fahrplan zur Modernisierung der Gießerei vereinbart: die Gießanlage werde optimiert, neue automatisierte Anlagen zum Gussputzen integriert und der Schmelzbetrieb durch einen neuen Schmelzofen erweitert.
Außerdem sollen Prozesse, Logistik und Materialflüsse innerhalb der Gießerei verbessert werden. Dies beschleunige die Abläufe bei der Fertigung von Gussteilen und stärke die Wettbewerbsfähigkeit der Gießerei, wie eine Unternehmenssprecherin berichtet. Rund 40 Millionen investiert Bosch Rexroth in den nächsten Jahren in seine Lohrer Gießerei. Während sich der Formmaschinenguss zum Kerngeschäft mit hoher Relevanz für die Zukunftsfähigkeit der Gießerei entwickelt, stehe der Kokillenguss unter Preis- und Wettbewerbsdruck durch spezialisierte Gussanbieter und kostengünstigere Stranggusstechnologie.
Deshalb werde Bosch Rexroth den Bereich Kokillenguss in einem konzentrierteren Umfang fortführen und sich auf die Herstellung hochkomplexer Kokillengussteile für hydraulische Anwendungen für den Eigenbedarf fokussieren. "Damit hält das Unternehmen wettbewerbsrelevantes Know-how in Lohr", heißt es in dem Schreiben.
Freiwillige Maßnahmen
"Die kommenden Investitionen in die Gießerei stärken unsere gute Marktposition im qualitativ hochwertigen Hydraulikguss, die wir uns in den vergangenen Jahren erarbeitet haben", wird André Kramer, kaufmännischer Werkleiter der Gießerei und Verhandlungsführer auf Unternehmensseite, in der Mitteilung zitiert. Und weiter: "Zudem sind wir ein wichtiger Bestandteil der Lieferkette von Bosch Rexroth. Deshalb ist es gut, dass wir nach konstruktiven und zielorientierten Verhandlungsgesprächen mit unseren Arbeitnehmervertretern zügig zum Abschluss gekommen sind und nun mit den Modernisierungen starten können." Um den Stellenabbau umzusetzen, hat Bosch Rexroth mit den Arbeitnehmervertretern im Rahmen eines Sozialplans und Interessenausgleichs freiwillige Maßnahmen vereinbart, beispielsweise den Nichtersatz von Fluktuation, Vorruhestands- und Altersteilzeit sowie freiwillige Abfindungen.
Bosch Rexroth wird nach eigenen Angaben zudem den Beschäftigten andere Tätigkeiten in Form von Versetzungen innerhalb des Betriebs in Lohr anbieten, soweit möglich. Entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen für die Mitarbeitenden sollen einen weiteren Baustein der Einigung darstellen.
Springer-Pools
"Die Investitionen in unsere Gießerei tragen maßgeblich zur Zukunftssicherung und Weiterentwicklung der Beschäftigung bei. Dabei ist der Stellenabbau im Kokillenguss ein Wermutstropfen. In den Verhandlungen ist es uns gelungen, die Einführung eines Springer-Pools zu vereinbaren und damit fünf der ursprünglich rund 60 abzubauenden Stellen zu erhalten", wird Peter Urlaub, Betriebsratsvorsitzender der Gießerei und Verhandlungsführer auf der Arbeitnehmerseite, in der Mitteilung zitiert. Weiter heißt es: "Dieser Springer-Pool macht uns flexibler und erleichtert gleichzeitig die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter im Schichtbetrieb. Denn die Springer beherrschen mehrere Arbeitsplätze und können bei kurzfristigem Personalbedarf einspringen, um Schichten aufzufüllen. Darüber hinaus konnten wir betriebsbedingte Kündigungen ausschließen und die unbefristete Übernahme aller Auszubildenden vereinbaren, die bis einschließlich 2023 auslernen. Mit diesen Rahmenbedingungen tragen wir die anstehenden Veränderungen mit."
Bosch Rexroth beschäftigt in Lohr nach eigenen Angaben zurzeit rund 5500 Mitarbeiter, davon rund 460 in der Gießerei.