Über 30 Grad und die Sonne brennt vom Himmel – im Sommer 2022 gab es viele solcher Tage. Was man auch Schwimmbadwetter nennen könnte, hat seine Schattenseiten, besonders, wenn es gar keinen Schatten gibt. Der Zellinger Gemeinderat befürwortete einen Antrag der CSU-Fraktion, die Sand- und Wasserspielbereiche für Kleinkinder im Freibad mit einem Sonnenschutz zu versehen. Viele Eltern hätten an solchen Hitzetagen Angst gehabt, ihre Kinder in der Sonne spielen zu lassen, berichtete Susanne Gehrig von Schwimmbadbesuchen mit ihren Nichten und Neffen. Um das Bad attraktiv zu halten, werden nun 50.000 Euro in den Haushalt eingestellt.
Generell befasste sich der Gemeinderat in einer Art "Wunschstunde" mit den Anträgen der Fraktionen zum Haushalt. Die CSU beantragte auch, möglichst bald alle öffentlichen Gebäude auf LED-Beleuchtung umzustellen und die Technik des Freibades auf energieoptimierte Pumpen. Dazu gab es allerdings keine Abstimmung. Unter anderem fragte Gemeinderätin Sonja Rupp nach einem Gesamtüberblick, was im Schwimmbad ansteht. Bürgermeister Stefan Wohlfart verwies auf die jährliche Bedarfsposition von 90.000 Euro für das Schwimmbad und sah es als Anregung. Gedacht ist die Bedarfsposition, falls die (noch zur Amtszeit von Bürgermeister Karl Mühlbauer installierten) Solarabsorber für das Badewasser auf dem Dach von Duschen und Umkleiden kaputtgehen, doch die erwiesen sich bislang als erstaunlich haltbar.
Ansatz wurde aufgestockt
Einstimmig beschlossen wurde dagegen, den Ansatz zum Erwerb von Immobilien in Zellingen und Retzbach für ISEK-Projekte von 150.000 auf 400.000 aufzustocken, die CSU-Fraktion hatte ursprünglich sogar eine halbe Million Euro beantragt. Begründet wurde das mit mehreren Quartieren in der Ortsmitte mit Entwicklungspotenzial.
Die SPD-Fraktion hatte mit zwei Anträgen Erfolg. So werden für einen zweiten Fluchtweg und die Renovierung der obersten Wohnung im ehemaligen Lehrerwohnhaus am Schulplatz 6 nun 80.000 statt bisher 60.000 Euro in den Haushalt eingestellt. Die Wohnung kann seit Jahren aus Brandschutzgründen nicht vermietet werden. Der Bürgermeister berichtete, dass zudem mit dem Landratsamt geklärt werden musste, ob das Gebäude jemals als Wohnhaus genehmigt werde. Das stehe inzwischen fest und auch für den Brandschutz habe man eine Lösung gefunden.
Erfolg hatte auch der Antrag, in Zellingen und Retzbach je eine neue Ladesäule mit zwei Ladepunkten für E-Autos aufzustellen. 30.000 Euro werden dafür eingeplant.
Eine längere Diskussion gab es zum SPD-Antrag, 100.000 Euro als Beteiligung für einen Umbau der Kreuzung der Himmelstadter Straße mit dem Zubringer zur neuen Mainbrücke einzuplanen. Bürgermeister Stefan Wohlfart machte deutlich, dass die Gemeinde eine Änderung der Vorfahrt mit Umbau komplett selbst finanzieren müsste. Das Straßenbauamt werde nichts zahlen, und die Polizei sehe keinen Unfallschwerpunkt und habe sich gegen einen Umbau ausgesprochen, "das ist ausverhandelt".
Gemeinderat Werner Küffner sprach von einer gefährlichen Stelle, auch unter der neuen Mainbrücke: "Dort queren Fußgänger und Radfahrer und die Autos kommen mit Tempo 100 an". Es grenze an ein Wunder, dass noch nichts passiert ist. Ein Tempo-Trichter wurde schon einmal abgelehnt. Gemeinderätin Susanne Gehrig schlug vor, ähnlich wie im Herbst in Retzbach, eine Verkehrsbefragung zu machen. Der Antrag für den Haushalt fand mit fünf zu zehn Stimmen keine Mehrheit.
Keine kommunale Pflichtaufgabe
Mit drei zu zwölf Stimmen noch deutlicher abgelehnt wurden zwei SPD-Anträge: Das waren ein Härtefonds bei drohender Obdachlosigkeit und eine Potenzialanalyse für einen zentralen Dorfladen. Mit 10.000 Euro wollte die SPD Menschen mit niedrigen Einkommen unterstützen, die wegen der gestiegenen Energiekosten und Inflation Miet- und Nebenkosten nicht mehr bezahlen können. Das sei keine kommunale Pflichtaufgabe, gab der Bürgermeister zu bedenken. Zum Dorfladenkonzept sagte Andrea Heßdörfer, dass praktisch alle Dorfläden mit anderen Märkten in der Nähe schnell wieder hätten schließen müssen.
Die Freien Bürger zogen ihre beiden Anträge für einen Minikreisel oder eine Querungshilfe bei der "Norma-Kreuzung" in Zellingen und auf die Vermessung und Markierung von Parkflächen vorerst zurück. Letzteres sollte Besuchern von Anwohnern der Maingasse und Oberdorfstraße regelkonformes Parken erleichtern. Bürgermeister Stefan Wohlfart sprach von einem teuren Vergnügen und ging für die drei Ortsteile von 50.000 bis 70.000 Euro aus. Danach wäre jährliche Pflege nötig, schon um den weißen Trennstrich zwischen Fuß- und Radweg in der Allee am Main nachzuziehen, finde sich kaum eine Firma.