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Lohr
4244 Verstöße gegen Tempolimits in Lohr
Die Jahnstraße auf Höhe des Schulzentrums führt mit 1076 Verstößen von Mai 2019 bis April 2021 die Liste der festgestellten Geschwindigkeitsübertretungen in Lohr an.
Foto: Thomas Josef Möhler | Die Jahnstraße auf Höhe des Schulzentrums führt mit 1076 Verstößen von Mai 2019 bis April 2021 die Liste der festgestellten Geschwindigkeitsübertretungen in Lohr an.
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 12.02.2024 07:52 Uhr

Eine gemischte Zwischenbilanz zu zwei Jahren kommunaler Geschwindigkeitsüberwachung hat ein privater Dienstleister am Montag in der Sitzung des Haupt-, Finanz- und Bauausschusses des Stadtrates gezogen. An einigen Messstellen führte der Überwachungsdruck zu einer Senkung der Zahl der Verstöße, an anderen nicht. Finanziell blieb unter dem Strich ein kleines Plus für die Stadt.

Am 1. Mai 2019 startete die Geschwindigkeitsüberwachung in Zusammenarbeit mit der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Lohr. Als Dienstleister wurde die gemeinnützige Gesellschaft für Kriminalprävention und Verkehrssicherheit mbH (gGKVS) engagiert. Deren Verkehrsreferent Benjamin Schubert zog Bilanz für den Zeitraum bis Ende April 2021.

Nach seinen Angaben leistete die gGKVS in den zwei Jahren 433,5 Messstunden bei insgesamt 151 Messungen. Durchschnittlich wurden pro Messung 2,8 Stunden aufgewandt. 82 Prozent der Messungen erfolgten beidseitig. Es gab 33 Messpunkte.

Spitzenreiter Lehmskaute

Dabei wurden laut Schubert 4244 Geschwindigkeitsverstöße festgestellt, was einer Verstoßquote von circa 6,5 Prozent entspricht. Spitzenreiter war die Lehmskaute in Höhe der Spessarttorhalle mit einer Quote von 28,1 Prozent, gefolgt vom Hemmenhausweg in Halsbach (26,2), der Rodenbacher Straße in Rodenbach (23,5), der Bergwiesenstraße in Wombach (22,1) und der Heinz-Paulisch-Straße in der Lindig-Siedlung (19,5).

Diese Quoten seien schon sehr hoch, so Schubert. Ziel müsse es sein, sie überall unter zehn Prozent zu drücken. Bei den absoluten Zahlen führt die Jahnstraße in Höhe des Schulzentrums mit 1076 registrierten Verstößen, gefolgt von der Lehmskaute in Höhe der Spessarttorhalle (432), der Vorstadtstraße in Höhe des Jugendzentrums (398), der Grabenstraße (396) und dem Anfang der Rodenbacher Straße in Lohr (345).

Der Blick Schuberts auf einige Messpunkte zeigte ein differenziertes Bild. An der Lehmskaute halbierte sich die Zahl der festgestellten Verstöße von 2019 bis 2021. Auf der Jahnstraße in Höhe des Schulzentrums stieg sie dagegen sogar deutlich an, was Schubert als "erschreckend" bezeichnete. Womöglich hätten die Autofahrer aufs Gas gedrückt, weil sie wegen des Lockdowns davon ausgegangen seien, die Schulen seien leer. Diese Messstelle sei auch für fast alle verhängten Fahrverbote verantwortlich, 2019 eines, 2020 sogar 15.

Im Lockdown gemessen

Philipp Halbritter, Amtsleiter Bürgerdienste im Rathaus, betonte, während des Lockdowns seien die Messungen vor Schulen und Kindergärten bewusst weitergeführt worden. Denn die Einrichtungen seien wegen der Notversorgung nicht leer gewesen. Eine sehr hohe Verstoßquote gab es laut Halbritter 2019 und 2020 auf der Grabenstraße in Höhe des Spielplatzes. Auf Anraten der Polizei seien die Messungen jedoch ausgesetzt worden. Zunächst solle die verkehrsrechtliche Anordnung der Geschwindigkeitsbegrenzung geprüft werden.

Christine Kohnle-Weis (SPD) berichtete von Beschwerden Rodenbacher Bürger über den Lärm, den Autos in der alten Ortsdurchfahrt auf dem Pflaster am Dorfplatz verursachen. Dort seien Messungen wegen "bestimmter rechtlicher und technischer Voraussetzungen" schwierig, erwiderte Halbritter. Nach Schuberts Angaben beeinträchtigen Erschütterungen des Pflasters die Messgenauigkeit. Auch Bürgermeister Mario Paul haben Bürgerbeschwerden erreicht: von Anwohnern am verkehrsberuhigten Bereichs des Nikolaus-Fey-Wegs.

Beschwerden nachgehen

Paul sagte zu, diesen Beschwerden nachzugehen. Insgesamt gebe es ein "gemischtes Bild", zog Schubert als Bilanz. Schwerpunkte mit einer ausreichenden Überwachung zeigten generell rückläufige Verstoßquoten. Abseits der Schwerpunkte fehle teilweise noch der Überwachungsdruck. Er regte an, diesen Druck zu verstärken, Schwerpunkte weiterhin ausreichend zu überwachen und die sonstigen Messpunkte häufiger zu bemessen. Nötig seien einer bis zwei zusätzliche Messtage pro Monat. Diese Empfehlung werde man umsetzen, kündigte Bürgermeister Paul an.

Das könne man auch wegen der "auskömmlichen Finanzierung" machen, die Schubert vorstellte. In den zwei Jahren kamen nach dem aktuellen Bußgeldkatalog knapp 100 000 Euro zusammen. Die Ausgaben für die gGKVS betrugen 75 000 Euro. Über die Kosten der Zweckvereinbarung mit der VG Lohr wollte in öffentlicher Sitzung niemand reden.

Amtsleiter Halbritter bestätigte jedoch Schuberts Einschätzung, insgesamt gebe es eine "schwarze Null mit einem kleinen Plus". Es sei also nicht so, dass Lohr damit seinen Haushalt saniere, schob der Bürgermeister nach. Ziel sei es, durch eine entsprechende Bemessung die Verkehrssicherheit insgesamt zu erhöhen, betonte Paul. Dabei sei Lohr "auf einem guten Weg".

 
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  • B. L.
    Alles reine Abzocke, mit der Sicherheit, hat das nichts zu tun.
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  • C. W.
    Ist es abzocke, wenn man voraussetzen kann, dass der Autofahrer wissentlich das Geschwindigkeitslimit überschreitet?
    Es ist faszinierend, dass wir es geschafft haben eine Diskussion zu führen, in der die bewusste Entscheidung zu schnell zu fahren als normal und "schützenswert" bezeichnet wird.
    Wenn der Schlüssel umgedreht wird kann man erwarten, dass da aktiv gehandelt wird. (Zu) Schnell Autofahren ist keine passive Position mit Opferrolle! "Abzocke..."
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  • C. H.
    ja, die Jahnstraße. Wie es aktuell ist weiss ich nicht. Vor ca. 10 Jahren war das recht interessant. Die "jungen Raser" fuhren da schön brav ihre 30, laute Musik, posen eben.
    Vorbeigerast sind und in Folge geblitzt wurden vornehmlich gestresste Mütter.
    Damals stand der Radarwagen gerne in der Parkreihe vor dem TSV-Gelände.
    Aber auch wenn der Streifenwagen gut sichtbar positioniert war und der Beamte auf die Motorhaube gestützt die Laserpistole hielt....offenbar stimmt der Spruch "Augen zu und durch".
    Dabei ist die Jahnstraße doch perfekt reguliert. Und zu Ferienzeiten wird das 30-Schild deaktiviert. Besser gehts doch nicht.
    Mein Tipp an die Verkehrsteilnehmer: fahrt konform, auch in der Lindigsiedlung oder Wombach. Dann macht die Stadt Verlust. Ist das kein Anreiz?

    @Redaktion: sucht doch mal den Rekordhalter der Jahnstraße raus. Ihr habt darüber berichtet.
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  • K. K.
    Die Aufhebung des Tempolimits in den Ferien trifft auf die Pfingstferien 2021 nicht zu! Erst am letzten Ferientag war morgens das Tempolimit aufgehoben und am 1. Schultag wieder aktiv. Meine persönliche Beobachtung in der Jahnstraße um ca. 7.30 und ca. 14.00 Uhr
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