"Was zählt mehr: Der Mensch oder die Gewerbesteuer?" – unterstützt durch mahnende Transparente übergab eine Delegation von 15 Schwebenrieder Bürgerinnen und Bürgern im Arnsteiner Rathaus eine Unterschriftenliste an Bürgermeister Franz-Josef Sauer. In der Protestschrift wehren sich 418 Schwebenrieder gegen den Bau einer Windkraftanlage im Schwebenrieder Waldstück "Struth".
"Wir sind bereits von 39 Windrädern umgeben", sagte eine der Delegierten bei der Übergabe. "Weshalb soll denn jetzt auch noch ein intaktes Waldstück für Jahrzehnte – oder gar Jahrhunderte – ge- und zerstört werden?" Um eventuell vorhandene Missverständnisse und Falschinformationen auszuschließen, lud Bürgermeister Sauer die Abordnung im Anschluss an die Übergabe zum einstündigen Gespräch ins Rathaus ein.
Im Windkraft-Vorranggebiet WK4 des bayerischen Regionalplans wird der Schwebenrieder Waldbereich "Struthholz" als Windkraft-Konzentrationsfläche für die Stadt Arnstein empfohlen. "Es ist noch gar nichts festgelegt" – diese Aussage wiederholte Bürgermeister Franz-Josef Sauer mehrfach. Im derzeitigen Planungsstand stünden alle energetischen Nutzungsarten (Sonne, Wind, Biomasse, Wasserkraft) noch im Abwägungsprozess. "Wir haben alle eine nachhaltige Verantwortung für den Klimaschutz", betonte Sauer in seinen Ausführungen.
Nicht grundsätzlich gegen Windkraftanlagen
Mehrfach wurde der Bürgermeister von den Gesprächsteilnehmern "ermahnt", nicht abzuschweifen. Es ginge hier konkret um die Zerstörung eines intakten Waldgebietes. Auf Unverständnis stoße bei den Schwebenrieder Bürgern, weshalb nicht im nahegelegenen und bereits vorhandenen Windkraftgebiet "Schraudenbacher Höhe" weitere Windkraftflächen ausgewiesen würden. Die dort stehenden Windräder seien knapp 20 Jahre alt und es sei abzusehen, dass diese durch effektivere ersetzt werden. "Das wäre doch eine ideale Fläche, um die im Wald geplanten vier Windräder mit einer Nabenhöhe von 240 Metern hinzuzufügen", so das Anliegen der Schwebenrieder. "Wir sind nicht grundsätzlich gegen Windkraftanlagen", so die Aussage der Interessengemeinschaft. "Aber doch nicht in unserem größten Gemeindepotenzial, dem Wald".
Bürgermeister Franz-Josef Sauer zeigte Verständnis für die Sorgen und betonte, dass Schwebenried zu den Gemeinden gehöre, deren Infrastruktur mit schnellem Autobahnanschluss, Schule, Kindergarten, Kirche, Baugebiet, Einkaufsmöglichkeit gut aufgestellt und damit ausbaufähig sei. Er sicherte zu, dass diese Argumente bei der Entscheidung einfließen.
"Wir wollen mit unseren angrenzenden Nachbargemeinden ein gemeinsames Konzept erstellen", erklärte Sauer. Nach den Ferien sollen Bürgerversammlungen in Schwebenried, Schraudenbach und Vasbühl stattfinden. Um Transparenz für alle Bürger zu ermöglichen, würden die "Arnsteiner Windkümmerer" in den nächsten Wochen den aktuellen Planungsstand in die Homepage der Stadt Arnstein stellen. "Das ist uns schon lange versprochen worden", so die Kritik der Delegationsmitglieder.
Drängen auf Einhalten der 10 H-Regel
Weiter drängten die Schwebenrieder darauf, dass die 10H-Abstandsregeln eingehalten werden und die Bewohner nicht durch Schattenschlag und Schall belästigt werden. "Wir hören von den umliegenden Windrädern oft genug die Schläge, die entstehen, wenn die Rotoren zum Stillstand gebracht werden", so ein Sprecher.
Bürgermeister Franz-Josef Sauer betonte, dass kein Fremdinvestor die Gewinne einfahren würde. Das Projekt soll ausschließlich mit Bürgerkapital finanziert werden und der Gewinn fließe wieder in die Stadt zurück. Als Beispiel nannte er die Ausschüttung aus dem Windpark "Retzstadter Höhe" in Binsfeld. Vom Windparkerlös erhalten alle Kindergärten im Arnsteiner Stadtgebiet in den nächsten Wochen eine Sonderzahlung von 1000 Euro.
Mit dem Versprechen des Bürgermeisters "Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, es ist noch nichts über einen Standort entschieden" endete die Protestveranstaltung.
Das waren höchstens Voraussetzungen für eine Mülldeponie, aber nicht für ein ordentliches erschlossenes Gewerbegebiet.
Gegen ein komplett und vernünftig erschlossenes Gewerbegebiet mit Strom, Wasser, Kanal, befestigten Straßen usw. hatten die wenigsten Schwebenrieder etwas.
Letztendlich ist es damals an formalen Fehlern gescheitert. So war zum Beispiel der Plan der Anlage, welcher dem Landratsamt vorlag, abweichend von dem der dem Stadtrat als erstes zur Beschlussfassung vorgelegt wurde.