Konzentrierte Reihentänzer in Karsbach, jede Menge Videos über das „Güterzugparadies“ Gemünden, der Auftritt einer türkischen Tanzkapelle vor gut gelauntem Publikum in Burgsinn, auch Gemündens Bürgermeister Georg Ondrasch – all das findet man auf YouTube, dem größten Videoportal im Internet. Jeder kann dort die Welt mit kurzen Filmen beglücken. Und so sind auch Videos aus der Umgebung darunter.
Gemünden scheint auf Eisenbahnfreunde eine magische Anziehungskraft auszuüben. Davon zeugen nicht nur die vielen Zugbeobachter auf der Mainbrücke, sondern auch rund 40 000 Aufrufe eines vor drei Jahren eingestellten Videos mit dem Titel „Gemünden: Das ultimative Güterzug-Paradies?“. In der Beschreibung heißt es: „Gemünden/Main ist ein wahres Eisenbahn-Paradies: Massenweise Güterzüge! Oft sogar zwei Güterzüge oder Personenzüge nebeneinander.“ Des einen Freud ist des andern Leid, mögen sich viele Gemündener da denken.
Das Video (Teil vier von vier) zeigt durchfahrende Güterzüge aus verschiedenen Perspektiven, etwa von der Scherenburg oder der Mainbrücke. Was jetzt vielleicht nicht jeden vom Hocker reißt, haben Zugenthusiasten aus aller Welt hingegen schon begeistert kommentiert. Ein Argentinier findet das Video „einfach spektakulär“, ein Pole gratuliert zur Idee. Ein Portugiese meint auf Englisch: „In Portugal gibt es eine Stadt, die beinahe so ist.“ Tja, aber eben nur beinahe.
Spitzenreiter Metal-Festival
Noch häufiger, nämlich knapp 50 000-mal wurde ein 2007 beim ehemaligen Gemündener Heavy-Metal-Festival „Up From The Ground“ aufgenommenes Video einer Band namens „Equilibrium“ (Gleichgewicht) angeschaut. Da kann man nur hoffen, dass die Musik niemanden aus dem Gleichgewicht brachte.
Wie man sich in Karsbach amüsiert, kann man auf YouTube ebenfalls sehen. In mehreren Videos von 2008, die immerhin schon bis zu 8250-mal angeklickt wurden, sind Karsbacher und ihre Besucher zu bewundern, wie sie sich schön in Reihen geordnet beim sogenannten Line Dance, also Reihentanz, in Formation bewegen: eins – zwei – Trippelschritt – vor – zurück – und drehen. Cowboyhut und -stiefel sind bei diesem Spaß offenbar kein Muss, aber doch gerne getragen.
Weniger geordnet, dafür aber exotischer ging es im Oktober 2008 augenscheinlich bei einem Auftritt der türkischen Tanzkapelle „Grup Paparazzi“ in Burgsinn zu. Das mindestens überwiegend türkische Publikum scheint sich gut unterhalten zu fühlen. Viele wollten das Vergnügen wohl zu Hause noch einmal nachvollziehen, was die über 11 500 Zuschauer eines der dort gespielten Lieder andeuten.
Wer sich jetzt schon auf Weihnachten einstimmen will, dem sei ein Filmchen über das Auraer Weihnachtshaus empfohlen. Auch immerhin knapp 5500-mal ist das Video aufgerufen worden. Ein Nutzer mag es zwar „laaaaaaaaangweilig . . .!“ finden, ein anderer dafür aber „wunder-wunderschön“.
Video von schweren Unfall
Ganz und gar nicht erfreulich ist ein Video, das die Aufräumarbeiten nach einem tödlichen Motorradunfall im Juli 2009 zeigt. Dabei stieß bei Mittelsinn ein Motorradfahrer mit einem Kleinbus zusammen und starb noch an der Unfallstelle. Knapp 28 000 Aufrufe hat das Video.
Ansonsten gibt es alles Mögliche und Unmögliche, darunter Fest- und Faschingszüge, einen in Gemünden geborenen ambitionierten Krimi-Autor, offizielle Tourismusfilme und ein auf der Seite liegendes Video vom Bierkästenstapeln beim Pfeilerfest.
Viel Zuschauerpotenzial hat mit bis jetzt weniger als 250 Aufrufen noch das Filmchen, das den damaligen Bundesarbeitsminister Olaf Scholz zeigt, wie er sich 2009 ins Goldene Buch der Stadt Gemünden einträgt. Natürlich dabei: Stadtoberhaupt Georg Ondrasch, der Scholz gar nicht mehr ziehen lassen will. Schon fünf Sekunden lang schüttelt er ihm die Hand, bevor das Ende des Videos die Szene abbricht.