War es nun gut oder schlecht, dass die Laurenzi-Messe vor zwölf Jahren vom Festplatz an den Mainkai zog. Eine Gretchenfrage, bei der sich noch heute die Antworten teilen. Es gibt einige, die sich noch nicht an den neuen Ort gewöhnt haben. Wer will es ihnen verübeln, war die Messe doch über fünf Jahrzehnte am alten Festplatz gestanden.
Wenn einer diese Frage beantworten kann, dann ist das Stefan Halm. Als Marktleiter kümmert er sich seit 35 Jahren darum, dass das Geschäft mit den Ständen auf Laurenzi läuft. Er kennt beide Plätze gut. 23 Jahre hat er das am alten Festplatz gemacht, dieses Jahr wird das zwölfte am neuen sein.
Heute steht der 59-Jährige am Mainkai. Er hat einen weißen Schnauzer und trägt ein pinkes Hemd. Bei ihm ist Inge Albert, bei der Stadt für das Marketing zuständig. Beide wollen heute über den Laurenzi-Markt führen. Um sie herum bauen die ersten Kaufleute ihre Stände auf. Noch wirkt der Platz am Mainkai ziemlich lückenhaft. Trotzdem legt Halm los.
Die langjährige "Nummer Eins"
Ab nächsten Freitag werden auf dem noch ziemlich leeren Platz 124 Aussteller und zehn Imbissbuden über zwei Wochen ihre Waren präsentieren. Als Marktleiter entscheidet Halm, wer auf dem Markt verkaufen darf. Die Plätze seien so begehrt, dass schon ab März Verträge mit den Ausstellern geschlossen werden würden, erklärt Albert. "Zur Rückversicherung für die Stadt und die Aussteller."
Bei seiner Auswahl setzt Marktleiter Halm auf eine Mischung aus Altbewährtem und Neuem. Er sagt: "Es gibt einige Aussteller, die sind schon länger da als ich." So etwa die langjährige "Standnummer Eins" am Mainkai, die Marktaussteller Friedrich-Herbst. Schon seit Halms Kindheit sind sie auf dem Laurenzi-Markt vertreten. Sie verkaufen Haushaltswaren. Zeigen kann er den Stand aber nicht. Die "Nummer Eins" ist nicht unter den ersten, die aufbauen.
Von Gewürzständen über tibetanische Klangschalen bis zu alten Unterhosen
"Es hat hier jeder seinen Berufsstolz, viele machen das schon seit Generationen", erklärt der Martkleiter. Friedrich-Herbst, zum Beispiel, würden als Alteingesessene auf ihren Platz am Anfang des Markts bestehen.
Viele der Stände werden von regelrechten Marktaussteller-Familien betrieben. Halm erzählt, dass zum Beispiel die Familie Baumann aus Würzburg, die seit Jahren einen Mandel- und Nussstand betreiben, vor einigen Jahren den traditionsreichen Marktheidenfelder Gewürzstand "Messner" übernommen haben. Sogar aus Fichtenau in Baden-Württemberg kommen dieses Jahr fünf verschiedene Aussteller. Einer davon sei ein echter Geheimtipp, sagt Halm: "Da gibt's Unterhosen, wie sie woanders seit 25 Jahren nicht mehr im Handel erhältlich sind."
Springen Aussteller kurzfristig ab, gibt es bis zum Freitag der Eröffnung die Möglichkeit auf Restplätze. "Die Leute warten dann auch noch am Freitag frühs unter der Alten Mainbrücke auf ihre Chance", sagt Halm. "Wer was anbietet, das wir noch nicht haben, kann dann punkten." So kommen jedes Jahr ausgefallene Angebote auf den Markt. Heuer ist es, unter anderem, der Stand von Shanker Maharjan, wo tibetanische Klangschalen verkauft werden.
Der Duft von Laurenzi liegt schon beim Aufbau in der Luft
Für Inge Albert ist es das Rundumpaket aus Markt, Imbissbuden, Fahrgeschäften und Festzelt, das die Laurenzi-Messe zum Highlight macht. Schon beim Aufbau verbreitet sich der Duft von gebrannten Mandeln und Gewürzen. Albert sagt: "Das darf nicht fehlen, es riecht jetzt schon nach Laurenzi."
Was hat sich also verändert, nachdem die Laurenzi-Messe vom alten auf den neuen Platz gezogen ist? Halm überlegt kurz und antwortet: "Das Ambiente für die Messe ist schöner geworden. Jetzt haben wir mehr für die Optik zu bieten." Auch wenn noch manche dem alten Festplatz nachtrauern, vergessen wird man ihn nicht. An die Geschichte der Messe erinnert ja seit 2007 ein Gedenkstein vom Marktheidenfelder Bildhauer Erich Gillmann.