Fasenacht auf dem Berg beim Faschingsverein der Heßlarer Kuckucken ist ein sagenumwobener Kult. Wenn mehr als ein Viertel des Dorfes aktiv mitmacht, gibt es fünf Stunden lang Tanz, Bütt und Musikkabarett. Einmal mehr sprengten auch in diesem Jahr die "Muppets" die Grenzen der Vorstellung. Die "Garagenbande" begeisterte das Publikum und Leonardo Bonetti, Neuling in der Bütt, brillierte als König von Heßlar.
"Wahnsinn! Warum komm ich nicht in die Höhle?" Ein gedanklicher Schritt zur Seite, den Blick auf das bekannte Partylied von Wolfgang Petry, schon war wieder ein echter Knüller geboren. Die Heßlarer "Muppets" als hungrige Steinzeitmenschen schwankten zwischen dem Einsatz ihrer Keule als "Meinungsverstärker" und einer möglichen Umstellung auf vegane Ernährung mit "Tupperware on the Rocks".
Warum es in der Steinzeit noch kein "Schnick, Schnack, Schnuck" gab
Was immer die "Muppets" auf die Bühne bringen, ist musikalisch und stimmlich klasse umgesetzt. Sie bestechen, bei aller Derbheit, durch intelligente Texte. Ein Beispiel: "Wieso konnten die Steinzeitmenschen nicht 'Schnick, Schnack, Schnuck' spielen? Ganz klar, Papier und Schere waren noch nicht erfunden." Das Publikum war begeistert.
Pfiffige Ideen hatten auch die Herren von der "Garagenbande". Sie eröffneten den Friseursalon "Frisenleger" mit Anspielungen auf das Bauhandwerk. Sie frisierten mit der Zahnspachtel, tönten Haare mit Bauschaum aus der Tube und fackelten letzte Reste der Totalrasur mit dem Bunsenbrenner kurzerhand ab. Die Gruppe mit dem Zweitnamen "Hair-Force-One" hatte zwar auch mal einen grenzwertigen Gag dabei, zeigte aber insgesamt eine tolle Vorstellung.
Applaus erntete auch der Bütt-Neuling, der junge Leonardo Bonetti als König von Heßlar. Er zeigt auf, was ein kleiner Mann Großes leisten kann: "Was im Freistaat Heßlar gemacht wird, bestimme ich!" Mit viel Geschick baute er auch sprachliche Elemente aus dem Italienischen ein.
In der Bütt erzählten Reinhold und Petra Münch von ihren Erlebnissen beim Busfahren. Dabei gab es heftige Seitenhiebe auf die kleinen Schwächen der Mitmenschen. Die beiden schenkten sich auch gegenseitig nichts, besonders im Hinblick auf amouröse Gedanken im öffentlichen Nahverkehr. Als "Weltenbummler" berichtete Stefan Münch von den Spätfolgen der Corona-Krise und den anschließenden Reisen in ferne Länder.
Pyramidenbau und hohe Geburtenrate in Heßlar
Nach der Pause klagten die beiden Bauarbeiter Marc Sigmund und André Rauchalles über ihre Erfahrungen als Unternehmer von "Ramses-Pyramidenbau" und Susanne Rosenkranz tauschte sich mit Simone Försch über ihre Ehemänner, den Hausbau und die Ereignisse während des Lockdowns aus. Schließlich seien in dieser Zeit 18 Kinder im Dorf geboren. Den Abschluss machte das Streitgespräche zwischen Fitnesstrainer Michael Kratochwil und Michael Lamprecht.
Ein kleines Dorf mit einer kleinen Bühne – für Heßlar kein Problem wenn es um den Tanz geht. Stolze 17 junge Nachwuchstalente konnte die "kleine Garde" mit ihrem Südseetanz "Vaiana" aufweisen. Dieser wurde kindgerecht choreografiert und bekam herzlichen Beifall. Die Damen der "mittleren Garde" zeigten sich im Wechsel engelsgleich und teuflisch verrucht. Ihr Tanz war kraftvoll und sie trugen ihn mit großer Begeisterung vor.
Die drei Tanzmariechen des TSV Heßlar
Die Tanzmariechen, das Trio Emily Scholz, Julia Scholz und Anna Mehling, zeigten einen Marschtanz mit tollen Sprüngen. Eine größere Besetzung hatten die "große Garde" und das Männerballett. Temperament, Leidenschaft und herausragende tänzerische Umsetzungen bereiteten viel Freude.
Die 33. Session des Heßlarer Faschings wurde von den Sitzungspräsidenten Thomas Vollmuth und André Rauchalles geleitet, unterstützt wurden sie vom Prinzenpaar Florian II. und Christina I.. Die fetzige Musik kam von den "Waikiki Beach Floppers".