Im Meer sind bestimmte Fischarten durch Überfischung gefährdet, im Main, weil sie zum Beispiel den Weg über die vielen Staustufen und Kraftwerksturbinen nicht mehr schaffen. Die Fischerzunft Marktheidenfeld hat in ihrer Besatzaktion 2014 zum Erhalt des Main-Aals jetzt zwischen Marktheidenfeld und Bettingen über 30 000 Aale „zu Wasser gelassen“. Reinhold Brod, Michael Väth, Günter Hegmann und Georg Brönner setzten Aale im Wert von mehr als 10 000 Euro ein.
Aale aus den meisten deutschen Flüssen, auch aus dem Main, sind mit Pentachlorphenolen (PCP), Chloriden oder leicht mit Dioxinen belastet. Auch Schwermetalle werden bei den regelmäßigen Pflichtuntersuchungen festgestellt. Deshalb dürfen sie auch nicht in den Handel gelangen. Im Lokal oder im Geschäft findet man deshalb ausschließlich Aal aus Aqua-Kulturen, künstlichen Aufwuchs-Stationen.
„Früher war der Aal sozusagen der Brotfisch für die Mainfischer“, weiß Dr. Wolfgang Silkenat, der Fischereifachberater für Unterfranken. Kraftwerke und Staustufen hätten aber ihre Zahl dezimiert, weil der schlangenförmige Fisch in den Turbinen oft ums Leben kommt. Energieversorger wie das die Rhein-Main-Donau AG legen Fisch-Abstiegshilfen an. Eine besteht an der Staustufe Rothenfels.
Aale werden aus dem Main in großer Zahl abgefischt und in Harrbach gesammelt. Von dort werden sie per Lkw zur Rheinmündung an die Nordsee verfrachtet. So enden sie nicht in den Turbinen und können ihren Weg in die Laichgründe fortsetzen.
Der Aal ernährt sich von Muscheln und kleinen Wassertieren. Die findet er im Schlamm. Und dieser lagert sich besonders vor Kraftwerksturbinen ab. In diesem Schlamm sammeln sich auch Giftstoffe und Schwermetalle, die der Aal dann mit seiner Nahrung aufnimmt.
„Belastung geht zurück“
„Die Belastung durch Schwermetalle geht glücklicherweise zurück“, informiert Thomas Lermann von der Fischerzunft Marktheidenfeld. Er hofft, dass durch die verstärkte Klärung von Abwässern in einigen Jahren wieder Main-Aale verkauft werden dürfen.
Die im Main ausgesetzten Aale stammen aus einer Fischzucht im hessischen Gersfeld. Dort kamen sie aber nicht zur Welt, weil man Aale nicht züchten kann. Der Zuchtbetrieb holt seine Aale aus Aqua-Kulturen in Holland. Die fangen die jungen Glasaale auf dem Weg in die europäischen Flüsse in der Nordsee ab, ziehen sie bis zu einer bestimmten Größe und geben sie über Händler an Fischereiberechtigte ab.
Aale kommen ausschließlich in den Laichgebieten der Sargassosee südlich der Bermuda-Inseln zur Welt. Nach dem Schlüpfen wandern sie durch den Atlantik. Auf der Reise nach Europa verwandeln sie sich in rund sieben Zentimeter lange „Glasaale“ und im Frühjahr schwimmen sie als „Steigaale“ die Flüsse hinauf. Dort wachsen sie in einigen Jahren zur vollen Größe heran.
Wenn sie geschlechtsreif sind, stellen die Fische die Nahrungsaufnahme ein und wandern die Flüsse wieder hinunter. Sie müssen den Weg durch die Turbinen also zweimal zurücklegen. Sie schwimmen durch den Atlantik in die Sargasso-See zurück. Dort pflanzen sie sich fort und sterben.
Frühjahrsfischbesatz
Die Fischerzunft Marktheidenfeld hat Anfang April eingesetzt: 2500 Barsche (12 bis 15 Zentimeter), 2000 Karpfen über 15 cm, 2000 Schleien über 18 cm, 4000 Rotaugen über 10 cm, 4000 Rotfedern über 10 cm. Diese Fische kosteten 3500 Euro.
Aalbesatz am 7. Mai in Marktheidenfeld: 190 Kilogramm Farmaale (12 bis 20 cm), das sind rund 32 000 Aale zum Preis von etwa 10 500 Euro.
Zwischen Gemünden und Stadtprozelten wurden bei dieser Aktion insgesamt eingesetzt: 970 kg Farmaale (12 bis 20 cm), 165 000 Stück zum Gesamtpreis von 53 350 Euro.
Bezuschusst werden diese Aale über EU-Fördermittel, vom Bayernwerk und der Fischerzunft Marktheidenfeld.
Organisiert wird dieser Besatz über den Fischereiverband Unterfranken.