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Birkenfeld
24 Stunden lang Treppe rückwärts zum Weltrekord
Der gebürtige Birkenfelder Carsten Neder ist Weltrekordhalter im Treppenlaufen. Nun hat er im Münchner Olympiaturm einen neuen Versuch unternommen – diesmal ganz kurios.
Erfolgreicher Weltrekordversuch: Christian Neder ist im Münchner Olympiaturm 24 Stunden lang die Treppen rückwärts gelaufen.
Foto: Christian Brecheis | Erfolgreicher Weltrekordversuch: Christian Neder ist im Münchner Olympiaturm 24 Stunden lang die Treppen rückwärts gelaufen.
Heidi Vogel
 |  aktualisiert: 29.12.2021 02:23 Uhr

Carsten Neder hat seinen zweiten Weltrekordversuch erfolgreich beendet: Vor kurzem ist der gebürtige Birkenfelder (Lkr. Main-Spessart) an einem Wochenende, von Freitag 18 Uhr bis Samstag 18 Uhr, die Treppenstufen des Münchener Olympiaturms rückwärts hoch und runter gelaufen. "Ich bin nicht der Typ, der zweimal das Gleiche macht", erklärt der 45-Jährige mit einem Schmunzeln.

Neder ist als selbstständiger Grafiker, Lauftrainer und Trail-Guide tätig und mittlerweile im oberbayerischen Wessling zu Hause. Da er im September 2018 die 1020 Stufen des Olympiaturms 24 Stunden lang vorwärts rauf und runter gelaufen ist, habe er sich diesmal gedacht: "Warum nicht rückwärts?"

Genehmigung war diesmal kein Problem

War es vor drei Jahren noch deutlich schwieriger, eine Genehmigung für sein außergewöhnliches Vorhaben im Treppenhaus des Olympiaturms zu bekommen, hatte er diesmal leichtes Spiel. "Die haben gleich gesagt, machen Sie mal", freut sich Neder über das entgegengebrachte Vertrauen der Behörden. Ein halbes Jahr lang trainierte der Familienvater einmal pro Woche etwa zwei bis drei Stunden im Turm, um die Muskeln langsam an den ungewöhnlichen Bewegungsablauf zu gewöhnen, in den letzten drei Wochen etwa zwölf Stunden.

"In diesem halben Jahr habe ich mein Gehirn umprogrammiert", erklärt Neder angesichts der besonderen Herausforderung des Rückwärtsgehens. Es gelte, nicht mehr über das Treppensteigen nachzudenken und den Blick nicht auf den Boden zu richten. Denn sonst bekomme man ein steifes Genick und es werde einem übel. Zudem birgt die Treppe des Olympiaturms eine weitere Hürde: "Das sind keine Normstufen, sondern sie sind höher und nicht so tief."

Mit Strichliste wurde die Zahl der Treppenläufe registriert. Carsten Neder musste an seine Grenzen gehen.
Foto: christian Brecheis | Mit Strichliste wurde die Zahl der Treppenläufe registriert. Carsten Neder musste an seine Grenzen gehen.

Schreck in der fünften Stunde: Knie verdreht

Bereits bei den Trainingseinheiten musste für den Fall eines Sturzes in dem rund 200 Meter hohen Turm, dessen Treppenhaus nur für Notfälle gedacht ist, stets eine Begleitperson anwesend sein. Am Tag des Weltrekords kümmerte sich immerhin ein 25-köpfiges Team im Schichtdienst um den aus Birkenfeld stammenden Neder. "Bis zur fünften Stunde lief es ganz gut", antwortet Neder auf die Frage nach dem großen Tag. Doch gegen elf Uhr habe er sich beim Runterlaufen das Knie verdreht. Was nun? "Plan B musste her.

Meine Physiotherapeutin hat mich getaped und meinem Knie eine Manschette verpasst", berichtet der 45-Jährige angesichts der Schrecksekunde, die das Vorhaben beinahe vorzeitig beendet hätte. Außerdem habe er seine Technik umstellen müssen, um die Schmerzen zu reduzieren. "Ich komme aus dem Ultratraillauf, da ist man Leiden gewohnt", zeigt er sich wenige Tage nach dem Weltrekord gelassen. Während das Essen und Trinken nebenbei erfolgte, hat sich Neder am Samstagmorgen um sieben Uhr in einer 15-minütigen Pause mit einer Portion Pasta gestärkt.

Insgesamt 43 Mal ist er die 1020 Stufen nach oben und unten gelaufen, hatte also am Ende sage und schreibe 87 720 Stufen rückwärts absolviert. "Danach haben wir mit alkoholfreiem Sekt angestoßen und ein bisschen gefeiert. Das war alles sehr emotional, denn schließlich haben die mich hoch und runter gebrüllt", berichtet der Sportbegeisterte angesichts der mentalen Unterstützung seines Teams. Neben den ehrenamtlichen Helfern waren auch die beiden sieben- und neunjährigen Söhne sowie Vater Helmut Neder, der eigens aus Birkenfeld angereist ist, bei diesem außergewöhnlichen Ereignis live dabei.

Spenden für "Initiative krebskranke Kinder"

Wie bereits bei seinem ersten Weltrekord, war es auch diesmal das Ansinnen von Carsten Neder, Spendengelder von Sponsoren zu sammeln. Die exakte Summe stehe noch nicht fest, er tippe auf etwa 12 000 Euro. Wie bereits vor drei Jahren will Neder damit die "Initiative krebskranke Kinder" unterstützen. Einen Teil der Sponsorengelder wird er aber auch an den Verein "Condrobs" in Pasing spenden. Die Suchtberatungsstelle unterstützt Jugendliche und deren Eltern. "Gerade durch Corona, wo die sozialen Kontakte fehlen, ist dort die Situation ganz schlimm", nennt Neder die Motivation für sein Engagement in diesem Bereich.

Und hat er bereits ein neues Projekt in Planung? "Eine Idee ist schon da", erklärt er mit einem Lächeln – aber schließlich benötige solch ein Event und auch er selbst seine Zeit.

Bislang fehlt zwar noch die offizielle Bestätigung des Unternehmens "Guinness World Records", doch die Daten sind bereits eingeschickt und wie bereits beim ersten Mal dürfte es nur eine Formsache sein.

 
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  • ra.kellermann@gmx.de
    macht ja auch irgendwie Sinn...
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  • jhuller@gmx.de
    Jaja, das macht ihm so schnell keiner nach! ... Warum auch??
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