Der Weltrekordversuch von Carsten Neder für das Guiness-Buch der Rekorde ist geglückt. Ende September ist er die Treppenstufen des Münchener Olympiaturms 51 Mal hoch- und wieder herunter gelaufen. Binnen 24 Stunden absolvierte der 42-jährige Neder, der aus Birkenfeld stammt und mittlerweile im oberbayerischen Weßling zu Hause ist, 103 020 Stufen und sammelte so 16 000 Euro Spendengelder für einen guten Zweck.
Doch wie kommt man auf eine solch verrückte Idee? „Vorrangig ging es mir nicht um den Weltrekord“, antwortet der Familienvater, der als selbstständiger Grafiker, Lauftrainer und Trail-Guide sein Geld verdient, mit einem Lachen. Vielmehr wollte Neder für die „Initiative krebskranke Kinder“ in München Spendengelder sammeln. „Ich habe mir überlegt, wie ich Gelder für die Initiative generieren kann und habe mir dafür den Olympiaturm auserkoren“, berichtet Neder, dessen großes Hobby das Laufen ist.
Mehrere Ultra-Bergläufe im Jahr
Zwei bis drei Ultra-Bergläufe absolviert der 42-Jährige im Jahr, vergangenes Wochenende ist er beispielsweise die Zugspitze hochgelaufen – in rund zwei Stunden und 50 Minuten. „Ich laufe auch 100 Kilometer am Stück. Das ist für viele Leute unvorstellbar, aber ich empfinde es als angenehm“, erklärt Neder angesichts seiner extremen Lauf-Leidenschaft. Die Kondition und Vorbereitung auf den Weltrekordversuch war für den Familienvater demnach nicht das Problem. Auch wenn er zugibt, dass die Belastung im Olympiaturm nicht mit seinen sonstigen Läufen zu vergleichen sei.
„Zum einen gibt es dort nicht so viel Sauerstoff, zum anderen sind die Treppenstufen hoch und gleichzeitig nicht so tief wie andere“, beschreibt er die Herausforderung. Knifflig wurde es aber auch bei der Planung und Umsetzung des Weltrekordversuchs. „Ich dachte nicht, dass ich rein darf“, gibt Neder, der alles selbst organisiert hat, offen zu. Beinahe ein dreiviertel Jahr dauerte die Vorbereitungszeit von der ersten Anfrage über Gesprächen mit den Verantwortlichen bis hin zur Durchführung. Denn in der Regel wird der rund 300 Meter hohe Olympiaturm von Besuchern nur bequem mit dem Aufzug erkundet. Die Treppe ist nur für Notfälle gedacht.
Nie ohne Begleitperson zum Training
Nachdem feststand, dass Neder diesen geschützten Bereich betreten darf, machte er sich auf Sponsorensuche und stellte sich ein 35-köpfiges Team zusammen, das ihn bei seinem Vorhaben unterstützte. Denn sowohl beim Training, als auch beim Lauf selbst benötigte er Helfer. „Ich war im Vorfeld etwa einmal die Woche im Turm, insgesamt an die 30 Stunden“, berichtet Neder und fügt an, dass er für diese Trainingseinheiten stets eine Begleitperson benötigte. „Wenn du da im Treppenhaus stürzt, dann liegst du wochenlang unbemerkt herum“, gibt er zu bedenken.
Aber auch beim Weltrekordversuch selbst war er auf Unterstützung angewiesen, denn schließlich galt es, ihn während der 24 Stunden mit Essen und Trinken zu versorgen. Neben den zahlreichen Sachspenden wie Laufschuhe, Trikots und Getränke sind inzwischen 16 000 Euro an Sponsorengeldern für die „Initiative krebskranke Kinder“ zusammengekommen. Bereits seit langer Zeit hat Neder Kontakt mit dem Verein.
Prüfung für Weltrekordeintrag läuft noch
„Ich finde es faszinierend, wie rührend und aufopferungsvoll die Ehrenamtlichen der Organisation betroffene Familien und Kinder unterstützen. Da wollte ich unbedingt helfen“, nennt er seine Motivation. Ob es nun mit dem Weltrekord tatsächlich geklappt hat, ist noch nicht offiziell. Freilich hat Neder sich im Vorfeld informiert, ob irgendjemand diesen Rekord bereits aufgestellt hat. Bislang ist ihm jedoch nichts bekannt. Nach der Durchführung hat er nun seine Aufzeichnungen und die Daten des 24-Stunden-EKGs an das Unternehmen „Guinness World Records“ geschickt. Dort wird nun geprüft, ob er tatsächlich der Erste ist, der eine solch außergewöhnliche Herausforderung umgesetzt hat.
Und wenn wider Erwarten doch schon irgendwo auf der Welt jemand diesen Weltrekord aufgestellt hat? „Dann will ich den natürlich schlagen – schließlich bin ich Sportler“, verkündet Carsten Neder voller Überzeugung.