»Stille Nacht! Heilige Nacht!«: Eines der beliebtesten Weihnachtslieder weltweit und seit 2011 immaterielles Kulturerbe der Unesco wird 200 Jahre alt - Grund genug, um dem Text und seiner Botschaft auf die Spur zu gehen.
Mark Genzel, Kantor im Dekanat Lohr, und Theologe Michael Pfeifer vom Liturgiereferat des Bistums Würzburgs boten bei ihrem Emporengespräch am Freitagabend in der Lohrer Auferstehungskirche die Gelegenheit zur gemeinsamen Betrachtung dieses Liedes, das erstmals am 24. Dezember 1818 in der St.-Nikola-Kirche in Oberndorf bei Salzburg öffentlich zu hören war.
Stimmung zaubern
Mit großem Interesse nahmen die 15 Besucher an der textlich-musikalischen Erläuterung während des einstündigen Vortrags teil, der durch das gemeinsame Singen ergänzt wurde. »Es ist ein Lied, das wie kein anderes Stimmung zaubern und emotionale Wirkung entfachten kann«, stellte Pfeifer zu Beginn der Veranstaltung fest, denn so sei das berühmte Lied doch für viele der »Höhepunkt« jeder Christmette am Heiligen Abend.
In weit mehr als 300 Sprachen und Dialekte übersetzt, fand das »Stille Nacht! Heilige Nacht!« seinen Ursprung in einer einfachen Komposition am Heiligen Abend 1818. Gedichtet wurde »Stille Nacht« 1816 von Pfarrer Joseph Mohr; zwei Jahre später, am 24. Dezember 1818, bat Mohr seinen Organisten Franz Gruber, die Worte mit einer passenden Melodie zu ergänzen. Am gleichen Abend war das Lied bereits in der Christmette zu hören - mit insgesamt sechs Strophen, von denen heute noch drei übermittelt sind und gesungen werden.
Brücken geschlagen
Über den damaligen Orgelbauer Karl Mauracher sowie einer Zillertaler Sängergruppe wurde das als »Tiroler Volkslied« definierte Lied von der dörflichen Welt des Alpenlandes in die Städte exportiert - und schlug von dort aus Brücken in andere Länder und Kontinente.
Im Ersten Weltkrieg brachte »Stille Nacht« am Weihnachtsfest gar den Waffenstillstand in den Schützengräben; die Veröffentlichung in Militärgesangbüchern fand lange vor der Aufnahme in die kirchlichen Gesangbücher statt. Erst seit 1975 zählt das Lied zum Stammteil des katholischen Gotteslobes, auf evangelischer Seite kam das Lied 1993 dazu.
Den Sinn verdeutlichen
Unter dem Titel »Perlen im Gesangbuch« steht eine Reihe von Veranstaltungen im Wechsel zwischen Aschaffenburg und Lohr. Kirchenlieder aus evangelischen und katholischen Gesangbüchern, die heute vielleicht eher unzeitgemäß oder schwer verständlich wirken, sollen in ihrem eigentlichen Sinn verdeutlicht werden.
Durch Übersetzung der barocken Sprache gemeinsam mit der theologischen Auslegung findet sich in den Liedtexten oft der Bezug zur heutigen Zeit. Somit können »Perlen« entdeckt und verstanden werden - wie das »Stille Nacht! Heilige Nacht!«, das jährlich zum Weihnachtsfest von rund 2,5 Milliarden Menschen gesungen wird.