Seit 20 Jahren bietet der Bund Naturschutz (BN) in Main-Spessart Bildungsprojekte an. Jedes Jahr steht unter einem anderen Motto, meistens geht es um Klimaveränderungen oder Artenvielfalt. Die Kreisgruppe Main-Spessart ist seit 2006 ausgezeichnet mit dem Qualitätssiegel Umweltbildung.Bayern durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.
Viele der Projekte, die seit 2003 angestoßen wurden, finden heute noch regelmäßig statt. Andere Aktionen wurden eingestellt. Conni Schlosser, Geschäftsführerin der Kreisgruppe des BN, berichtet von sechs erfolgreichen Projekten sowie von Aktionen, die angestoßen, aber wieder eingestellt wurden.
1. Umweltbildung in Kindergarten und Schule
Die Umweltbildung des BN Main-Spessart hat sich zu Beginn ausschließlich auf Kindergärten und Schulen fokussiert. Mit dem Jahresthema "Wald und Hecke" startete man im Jahr 2003 mit dem Ziel, erlebnisreiche pädagogische Angebote in und mit der Natur zu schaffen. "So soll eine Grundlage für zukünftiges verantwortungsbewusstes und nachhaltiges Handeln bei den Kindern und Jugendlichen geschaffen werden", erklärt Schlosser. "Über die Kooperationen mit Einrichtungen kommen auch Kinder in Kontakt mit unseren Themen, die wir sonst nicht erreichen würden."
Vor allem die Grundschule in Zellingen und die Biologieklassen des Balthasar-Neumann-Gymnasiums in Marktheidenfeld nutzen die Angebote rege. Auch über die Burg Rothenfels bietet der BN für Klassenfahrten und Landschulheimaufenthalte verschiedene Bildungsangebote an.
Doch die Buchungen der Projekte hätten mit den Jahren nachgelassen, sagt Schlosser. "Wir schreiben die Schulen an, gewinnen aber kaum neue Teilnehmer". Lehrkräfte, die sich persönlich für die Themen interessieren, fördern das auch bei den Schülerinnen und Schülern und buchen gerne die Angebote des BN. Allerdings sind die Kapazitäten des BN begrenzt. "Für mehr Angebote in Schulen bräuchten wir auch mehr Fachkräfte für die Projekte", sagt Schlosser und freut sich über Bewerbungen.
2. "ERNA" und "ARNE", die Naturerlebnis-Bauwägen
Im Jahr 2003 wurde der Bauwagen "ERNA" als Naturerlebnisstation hinter dem Wald am Marktheidenfelder Krankenhaus aufgestellt. Der Name steht für "ERlebnis NAtur". Mittlerweile hat "ERNA" einen neuen Anstrich und einen neuen Standort auf einer Wiese neben dem Jugendzentrum der Stadt bekommen. Nach wie vor treffen sich dort Jugendgruppen und die örtlichen Schulen und Kindergärten, die ein Projektangebot buchen.
Mit "ARNE" ("Auf Rädern Natur Erleben") kam ein Jahr später ein zweiter, mobiler Bauwagen hinzu, um den restlichen Landkreis zu betreuen. Im Jahr 2020 wurde er verkauft und hat einen festen Platz an der Mittelschule in Zellingen bekommen.
3. Kulturelle Veranstaltungen erweitern das Spektrum
Mittlerweile hat der BN Main-Spessart sein Jahresprogramm ausgeweitet und führt auch kulturelle Veranstaltungen, etwa Ausstellungen zur Umweltbildung durch. Die Aktionen richten sich nicht mehr nur an Kindergärten und Schulen, sondern an alle Altersgruppen. "Man muss immer am Ball bleiben und die Öffentlichkeit über Themen rund um den Umweltschutz und die Klimaveränderungen informieren", so Schlosser.
Um neue Zielgruppen zu erreichen, gab es zum Beispiel 2021 einen Video-Wettbewerb zu Wildnis im eigenen Garten, aktuell hat der BN eine Serie an Postkarten aufgelegt, auf denen Ideen beschrieben sind, wie man selbst aktiv im eigenen Garten zur Artenvielfalt beitragen kann. Nur mit wechselnder Ansprache könne es gelingen, nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Sie hofft, damit nicht nur Menschen zu erreichen, die um die Notwendigkeit des Umweltschutzes wissen, sondern auch solche, die dafür offen sind, aber vielleicht nicht wissen, was sie beitragen können.
4. Fortbildungen für Multiplikatoren
Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten, Lehrkräfte und auch Umweltbildungsfachkräfte sind Multiplikatoren für die Themen der Umweltbildung. Deshalb bot der BN Main-Spessart im Jahr 2006 erstmals Fortbildungen dazu an. Die Nachfrage ist dabei sehr unterschiedlich. Besonders gut laufen Module, die beispielsweise zertifizierten Natur- und Landschaftsführerinnen als Fortbildung angerechnet werden.
5. Jugendliche in ihrer Freizeit begeistern
2009 wurde vom BN in Marktheidenfeld das Jugendprojekt "Auf Winnetous Spuren – von den Indianern lernen" initiiert. An Jugendliche sollte vermittelt werden, dass die Grundprinzipien eines nachhaltigen Lebensstils vor allem auf traditionellem Wissen aufbauen. "Es ist uns leider nicht gelungen, ältere Jugendliche zu gewinnen", so Schlosser. Interessiert hätten sich für das Projekt vor allem 11- bis 14-Jährige, nach drei Jahren sei es "eingeschlafen". Generell sei es schwierig, junge Menschen in diesem Alter zu gewinnen und dauerhaft für ein Projekt zu halten, sagt sie.
Ein erfolgreiches Beispiel für Jugendarbeit in der Umweltbildung in Main-Spessart ist hingegen das Hizuna-Projekt ("Hin zur Natur") in Kreuzwertheim. "Ziel des Projekts ist es, mit Naturmaterialien verschiedene Techniken anzuwenden", erklärt Schlosser. Die Teilnehmenden lernen zum Beispiel, Pfeile und Wurfspeere herzustellen, Feuer zu machen oder Lehmhütten und -öfen zu bauen.
Weil Jugendliche gerne die aktuellen Technologien nutzen, haben sich auch die Methoden der Umweltbildung verändert. Der BN Main-Spessart hat zum Beispiel eine digitale Schatzsuche in den "Lebendigen Gärten" in Marktheidenfeld ausgearbeitet, die mit der App Actionbound aufgerufen werden kann.
6. Runder Tisch zum Thema "Lebendige Grünflächen"
Den Runden Tisch zum Thema "Lebendige Grünflächen" mit Vertretern kommunaler Bauhöfe, Grünkolonnen, Verwaltungen und anderen Interessierten gibt es seit 2020. Einmal im Jahr kommen sie aus dem gesamten Landkreis zusammen, um sich über Erfahrungen auszutauschen und gelungene Projekte zu besichtigen, etwa in den Lebendigen Gärten in Marktheidenfeld oder in diesem Jahr das Mäh-Management und seine Bedeutung für Biodiversität in Mühlbach.
Schlosser sagt: "Es ist wichtig, dass ausführende Mitarbeiter ebenso involviert sind, wie Entscheidungsträger." Die Anregungen erfolgen auf kollegialer Ebene, anstatt "von oben herab".
Auch hier fällt auf, dass der BN zwar alle Gemeinden und Städte im Landkreis anschreibt und zu den Terminen einlädt, dass aber nur wenige Interesse zeigen - nämlich "diejenigen, die sich sowieso schon engagieren".