Nicht „höher, schneller, weiter“, sondern „tiefer, langsamer und näher“ hieß eine der Botschaften der Stuttgarter Sängerin Beate Ling am Samstagmorgen im Pfarrheim St. Josef. Mit Musik und Gespräch zum Thema „Bis hierher und viel weiter“ feierte die Ortsgruppe mit dem 41. Frühstückstreffen ihr 20-jähriges Bestehen.
„Nach 180 Reservierungen mussten die Anmeldungen gestoppt werden“, bedauerte Organisatorin Elisabeth Schmitt im frühlingshaft dekorierten Pfarrheim St. Josef. Wegen Terminproblemen war man von der geräumigeren Schönrainhalle Neuendorf nach Sendelbach ausgewichen.
„20 Jahre Frühstückstreffen für Frauen sind Grund zur Dankbarkeit und Freude“, betonte Schmitt und zitierte Manfred Siebald: „Gut, dass wir einander haben.“
Anfänge in der Lohrer Stadthalle
Dankbar gegenüber ihren rund 25 Mitarbeiterinnen und ihrer Familie für vielfältige Unterstützung erinnerte sie an die Premiere im Februar 1994 mit 532 Frauen in der Stadthalle Lohr. Insgesamt verzeichnete die Ortsgruppe in zwei Jahrzehnten zwischen 15 000 und 16 000 Besucherinnen des überkonfessionellen, in der Schweiz begründeten Frühstückstreffens. Zum Jubiläum freuten sich die älteste (89 Jahre) und die jüngste Teilnehmerin (29) über Gutscheine für das nächste Treffen.
Gestärkt vom gemeinsamen Frühstück ging Beate Ling, die Lehramt studiert hat und in der Musik ihren Traumberuf lebt, mit den Zuhörerinnen auf die Reise „Bis hierher und viel weiter“. Eine Reise, die über den Morgen hinaus ging, die Mut statt Begrenzung und Bewegung statt Stillstand versprach. „Lassen Sie sich ein auf eine Atempause, eine Inselzeit zum Auftanken“, ermunterte Ling, die Stimmbildung und Gesang unterrichtet und Cacau vom VfB Stuttgart oder Volksmusikanten wie „Die Schäfer“ coacht.
Schicksalsschläge
Nicht nur mit ihrer Musik gewann die authentische Sängerin spontan die Sympathien der Zuhörerinnen. Offenherzig stellte sie sich dem Dialog mit Elisabeth Schmitt zu ihrem Leben nach Trauer und Trennung. 1996 trafen die evangelische Pfarrerstochter zwei schwere Schicksalsschläge: Im Zeitraum von nur neun Monaten verlor die älteste von fünf Geschwistern ihren jüngeren Bruder, der ihr seelenverwandt war, durch einen Autounfall. Hinzu kam die Scheidung von ihrem Mann.
Laut Ling tragen drei Säulen nach dem Verlust eines geliebten Menschen durch die Lebenskrise: Ein soziales Umfeld, „das dir den Mantel der Geborgenheit umlegt“, professionelle Hilfe mit dem Fazit „So kann Leben gelingen“ und die Beziehung zu Gott, „dessen Friede höher ist als mein Denken“.
Durch Gottes Wort habe sie Wege aus der Trauer und nach dem Scheitern der Ehe die Vergebung großer Schuldgefühle erfahren. Ihr Herzenswunsch: „Dass alles, was mir passiert ist, Früchte trägt“.
Gelassenheit als Lösung
Was braucht es zur Balance, seine Stärken und Schwächen zu akzeptieren, den Humor nicht zu verlieren? „Gelassenheit“ (gleich Gottvertrauen) sei des Rätsels Lösung. Der Appell der Referentin: „Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand“ (Arno Pötzsch).
Neben der Eigenkomposition „Grabtanz“ zum Thema Trauer zeigte Beate Ling auch ihre heitere, leichte Seite. Im Lied „Selbst ist die Frau“, widerlegte sie die vier Frauensymbole „Parfüm, Handtaschen, Torte und Schokolade“.
Voll ins Schwarze traf sie – die sich dann doch als „Schokoladen-Junkie“ outete – mit ihrem Hit vom „Idealgewicht“, wo sie auf „Ritter Sport statt Bewegung“ setzt.
Das nächste Frühstückstreffen für Frauen ist findet 11. Oktober 2014. Der Veranstaltungsort ist noch offen. Christiane Rösel aus Lahntal bei Marburg spricht über das Thema „Glück ist nicht nur Glückssache“.