Die Wirtschaft floriert, die Binnennachfrage brummt, aber die Pleitegeier kreisen unerbittlich: In Bayern gab's zuletzt weniger Unternehmenspleiten, im Kreis Main-Spessart auch: Hier notierten die Gerichte 2017 insgesamt 20 Insolvenzanträge. Ein Jahr zuvor waren es noch 26 gewesen. Die schlechte Nachricht für die Gläubiger: Gegen die Unternehmen, die ihre Zahlungsunfähigkeit feststellen lassen wollten, bestanden Forderungen von 4,710 Millionen Euro. Geld, das wohl größtenteils verloren ist.
Deutschlandweit gingen die Firmeninsolvenzen im siebten Jahr in Folge zurück, meldet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Zuletzt sank die Zahl der Pleiten von 21 560 (Jahr 2016) auf 20 200 (Jahr 2017). Damit schlitterten nur noch halb so viele Firmen in die Pleite wie im bisherigen „Spitzenjahr“ 2003. Die Unternehmen profitieren von einer guten Binnennachfrage und melden in der Breite gute Wirtschaftsdaten. Der finanzielle Schaden durch die Pleiten bleibt allerdings hoch: Mit geschätzten 26,6 Milliarden Euro lag die Summe der Insolvenzschäden nur knapp unter dem Vorjahreswert (27,5 Milliarden Euro).
Vermehrt schlittern ältere Unternehmen in die Pleite, beobachtet Creditreform. Was auch am schwachen Gründungsgeschehen der letzten Jahre liege, denn dadurch nehme automatisch der Anteil älterer Unternehmen zu. Beherrschen Großinsolvenzen wie die von Air Berlin, SolarWorld oder ALNO Küchen die Medien, bestätigte sich 2017 der Trend hin zu immer kleineren Insolvenzen: „Rund 83 Prozent der insolventen Unternehmen hatten maximal fünf Beschäftigte.“
Der Blick in die Insolvenzstatistik des Landesamtes zeigt: In Bayern ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zuletzt um 179 gesunken. So meldeten hier landesweit 2559 Unternehmen und Unternehmer Insolvenz an. Bei 692 davon klappten die Insolvenzrichter den Aktendeckel aber rasch wieder zu: Diese Verfahren wurden mangels Masse abgewiesen. Bei uns im Kreis Main-Spessart betraf das übrigens fünf Unternehmen.
„Mangels Masse'“ heißt es im Amtsdeutsch, wenn nicht genug Geld da ist, um die voraussichtlichen Kosten des Verfahrens zu bezahlen, denn die Insolvenzrichter und Insolvenzverwalter arbeiten nicht zum Nulltarif.
Bei 15 Unternehmen im Kreis Main-Spessart wurde das Verfahren eingeleitet, es kam also zur „geordneten Insolvenz“. Überprüft wird in diesem Verfahren im Wesentlichen, ob Zahlungsunfähigkeit und/oder Überschuldung vorliegt. Gemäß § 17, Abs. 2 der Insolvenzordnung ist der Schuldner zahlungsunfähig, wenn er nicht in der Lage ist, seine fälligen Zahlungspflichten zu erfüllen. Und nach § 19 Abs.2 InsO liegt Überschuldung vor, wenn das Vermögen des Schuldners die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt.
Wie groß der Verlust für die Gläubiger ist, ist nicht unerheblich, denn häufig führen hohe Insolvenzschäden zu Folgepleiten. In Bayern lagen die Insolvenzschäden bei 1,86 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,52 Milliarden Euro). Die hiesigen Insolventen sind daran mit 4,710 Millionen Euro (Vorjahr: 15,145 Millionen Euro) beteiligt, also mit 10,435 Millionen Euro weniger Forderungen als im Vorjahr.
Es geht aber nicht nur um Existenzen von Unternehmen und Unternehmern und den Verlusten für die Gläubiger, es geht auch um Arbeitsplätze und Existenzen von Beschäftigten. Im Kreis Main-Spessart waren zuletzt 53 Arbeitsplätze von Insolvenzverfahren betroffen, 77 weniger als im Jahr davor. In ganz Bayern betraf es 14 404 Beschäftigte (Vorjahr: 10 711).