In dem zum Klinikum Main-Spessart gehörenden Kreisseniorenzentrum in Marktheidenfeld sollen 16 Tagespflegeplätze eingerichtet werden. Das beschloss der Kreistagswerkausschuss am Mittwoch im Geriatriezentrum Lohr einstimmig. Zum Hintergrund: Laut Marcus Müller, Verwaltungsleiter der Kreisseniorenzentren, führt die zunehmende Alterung der Bevölkerung zu einem Anstieg an Pflegebedürftigkeit. Diese könne nicht allein durch vollstationäre Einrichtungen aufgefangen werden.
Bislang gebe es in Marktheidenfeld noch kein Tagespflege-Angebot, eine Tagespflegeeinrichtung sei im Haus Lehmgruben in Planung. Mit den geplanten 16 Tagespflegeplätze, die für rund 40 Gäste ausreichten, wolle man den Bedarf erkunden, sagte Müller mit Blick auf den geplanten Kreisseniorenzentrumsneubau in Marktheidenfeld, in dem ebenfalls 16 Tagespflegeplätze vorgesehen seien. Eingerichtet werden soll die Tagespflege laut Müller im Untergeschoss des ehemaligen Krankenhauses, man rechne mit Investitionskosten von rund 30.000 Euro. Start des Angebots soll voraussichtlich im vierten Quartal dieses Jahres sein.
Klinikum verbucht Minus von 5,47 Millionen Euro
Auf Nachfrage von Sven Gottschalk (SPD) sagte Müller, an den Wochenenden sei kein Betrieb vorgesehen. Geplant sei, die Tagespflege montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 17 Uhr zu öffnen, weil es dadurch voraussichtlich leichter sei, Mitarbeiter zu finden. Seit einem halben Jahr gebe es Wochenendpflege in Gemünden, sagte Müller; diese werde gut angenommen. Aktuell sind im Kreisseniorenzentrum Marktheidenfeld 70 Menschen stationär untergebracht. Die geplante Tagespflege soll Müller zufolge auch dazu beitragen, das derzeitige Defizit zu vermindern; bei einer Auslastung von 94 Prozent in der Tagespflege sei mit einem positiven Betriebsergebnis von 20.500 Euro zu rechnen.
Der Jahresabschluss 2023 des Klinikums Main-Spessart fiel besser aus, als erwartet. Laut stellvertretendem Klinikreferent Albert Prickarz hatte man im Wirtschaftsplan mit einem Defizit von 10,43 Millionen Euro gerechnet. Tatsächlich habe sich ein Minus von 5,47 Millionen Euro ergeben, was unter anderem auf höhere Hilfszahlungen zurückzuführen sei. Für das laufende Jahr 2024 rechne man mit einem Defizit von 5,7 Millionen Euro, sagte Bernd Vogel von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner (Nürnberg). Für die künftige Entwicklung des Klinikums sah Vogel den Masterplan und den Klinikneubau als Chancen, den Fachkräftemangel in der Pflege, bei den Ärzten und in der Administration sowie Sachkostensteigerungen als Risiken.
30 Mitarbeiter werden von Rotkreuzklinik übernommen
Laut Klinikreferent René Bostelaar hat das Klinikum Main-Spessart 30 Mitarbeiter aus der geschlossenen Rotkreuzklinik in Wertheim übernommen. Nun werde auch das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt mit 800 Beschäftigten schließen, sodass es zu einer Umverteilung kommen werde. Dies stimme ihn für das Main-Spessart-Klinikum positiv, auch wenn die Situation eigentlich schlimm sei. Landrätin Sabine Sitter (CSU) sagte mit Blick auf die bisherigen Entwicklungen beim Klinikum Main-Spessart, diese seien eine Mannschaftsleistung gewesen, man habe alles richtig gemacht. Nun habe sie "die Hoffnung, dass es so weitergeht".
Ein weiterer Tagesordnungspunkt im öffentlichen Teil der Werkausschusssitzung war ein Ortstermin auf der Großbaustelle des neuen Kreiskrankenhauses. Etlichen Kreisräten, so schien es, wurde die Dimension des Projektes dabei erst so richtig bewusst.