Wie kommen Plüschtiere, Kronkorken und Trockenbatterien in die Biotonne? Das fragte sich wohl so mancher Kreisrat, als es im Ausschuss für Umwelt und Nachhaltigkeit einmal wieder um die Abfuhr der Biotonnen ging. Vorher hatte der Ausschuss im Landratsamt über die weitere Optimierung und Sicherung der Qualität der Bioabfälle beraten. Denn seit der Landkreis im Herbst 2020 erstmals Biotonnen kontrollierte und auch Kampagnen startete wie 2021 "Biokönner – Zeig, dass Du es kannst!" wurde zwar manches besser, aber gut ist es noch nicht.
Das große Ziel lautet: höchstens ein Prozent Kunststoffe in den Bioabfällen aus den Biotonnen. Es wird von der nächsten Novelle der Bioabfall-Verordnung ab 2025 vorgegeben, wie Martin Oppmann als Leiter der Abfallwirtschaft im Sitzungsteil erklärte. Wird es nicht erreicht, müssen Anlagebetreiber mehr kontrollieren, aussortieren, können die Verarbeitung ablehnen oder sie dürfen die Bioabfälle in Extremfällen gar nicht mehr zu Kompost verarbeiten. Dann bliebe letztlich nur die Verbrennung.
Biologisch nicht abbaubare Stoffe
Aktuell gingen die Störstoffe zwar schon zurück, es finden sich aber immer noch nicht zugelassene Beutel aus nicht zugelassenen biologisch nicht abbaubaren Kunststoffen, aber auch ganz ordinäre Müllsäcke mit Restmüll wie Glas, Zigarettenkippen, Batterien oder eben auch Plüschtieren. Nach der Verpressung im Sammelfahrzeug verunreinigt das die ansonsten gut sortierten Abfälle.
Inzwischen hat der Landkreis auch die Satzung für die Müllabfuhr angepasst. Fallen Störstoffe in der Biotonne auf, wird sie nicht geleert und erhält einen Aufkleber. Der Hauseigentümer hat dann die Wahl, den Inhalt zu sortieren oder ihn gegen Extragebühr von rund 20 Euro je Leerung bei einer 120-Liter-Tonne als Restmüll entsorgen zu lassen.
Zuletzt am 20. Januar 2022 wurden am Humuswerk zwei Stichproben aus der Lohrer Altstadt einer Chargenanalyse unterzogen. Ergebnisse: In einer guten halben Tonne Abfälle war mehr als ein halber Zentner Störstoffe enthalten. Den größte Anteil identifizierbaren Mülls (23 Prozent) entfiel auf Alt- und Bauholz, gefolgt von Folienkunststoffen (20 Prozent) und Hartplastik (acht Prozent). Bezogen auf die Gesamtmenge waren es 1,6 Gewichts-Prozent Kunststoffe und insgesamt 5,43 Prozent Störstoffe. Eigentlich waren die Bioabfälle vorbildlich sortiert – 80 bis 90 Prozent der Störstoffe stammten aus 15 mit Restmüll befüllten Säcken.
Technisches Detektionssystem
Deshalb gab es Anfang März versuchsweise eine Kontrollaktion mit technischer Unterstützung: Das spezielle Sammelfahrzeug war mit einem technischen Detektionssystem ausgestattet. Weil das derzeit nur bei Heckladerfahrzeugen möglich ist, ergab sich eine doppelte Kontrolle: Sichtkontrolle über die Müllwerker – hier fällt auf, was oben liegt – und technische Kontrolle in der Tiefe. Das erwies sich als effektiv. Ansonsten ist im Landkreis Main-Spessart seit Jahren die Leerung der Tonnen mittels Seitenladerfahrzeugen üblich.
Die schon negativ aufgefallenen Bereiche sind vor allem die Kernstädte der vier Kreisstädte. Der Ausschuss beschloss einstimmig, die Biotonnen in diesen Problembereichen bis zur Neuausschreibung der Abfuhrleistungen in dieser Art zu kontrollieren. Generell gilt: Je ländlicher die Gegend, desto sauberer erfolgt die Sortierung in Bio- und Restmülltonnen.