Es ist still auf der Burg. Sehr still. Corona sorgt für ungewöhnliche Ruhe auf Burg Rothenfels, man hört keine Gruppen oder Klassen lärmen und aus den Sälen schallt keine Musik. Eigentlich ein Grund zum Trauern. Und trotzdem gab es dieser Tage lauten Jubel und großen Grund zur Freude. Die tolle Nachricht, die das auslöste: Der Bund unterstützt die Generalsanierung des Ostpalas der Burg Rothenfels mit 5,2 Millionen Euro.
Das entspricht der Hälfte der geplanten Sanierungskosten, erklärt Mathilde Schaab-Hench beim Ortstermin. Sie ist die Sonderbeauftragte für Denkmalpflege des Vereins "Vereinigung der Freunde der Burg Rothenfels". Der Verein ist Träger des Hauses, also der Jugendherberge, des Tagungshauses und der Bildungsstätte. In normalen Jahren zählt das Haus 41 000 Übernachtungen, bei 16 000 Gästen und 290 Betten. Es werden 50 Mitarbeiter beschäftigt.
Mit der Sanierung des Ostpalas steht die aufwändigste aller bisherigen Sanierungen an und damit zugleich die statische Sicherung für das Kerngebäude, in dem Speisesäle, der Rittersaal und die Kapelle untergebracht sind. Mit zur Sanierungsmaßnahme gehören auch die beiden Türme sowie die angrenzende Mauer.
Alexander Hoffmann sei Dank
Dreh- und Angelpunkt für den Erhalt der Förderung des Bundes war laut Mathilde Schaab-Hench der Einsatz des Bundestagsabgeordneten Alexander Hoffmann. "Ihn hat das Leben und die Arbeit auf der Burg begeistert." Aber auch wenn, laut Schaab Hench, in den letzten zehn Jahren keine vergleichbare Summe im Kulturbereich nach Main-Spessart geflossen ist und man mit der Förderung von nationaler Bedeutung, von der Wichtigkeit her, auf eine Stufe mit Schloss Neuschwanstein und der Münchner Frauenkirche gestellt wurde – die andere Hälfte der Kosten muss noch gestemmt werden.
Schaab-Hench hofft auf eine Förderung der Landesdenkmalpflege in Höhe von 3,3 Millionen Euro und dann würden noch 1,9 Millionen für den Verein bleiben: "Wir hoffen, bald wieder wirtschaften zu können. Trotzdem werden wir für den Eigenanteil unsere Freunde noch um große Spenden bitten müssen".
Bei einem Rundgang zeigt Schaab-Hench die großen Risse an den Türmen, die man von der Mainseite aus gut erkennen kann und die eines der ersten Zeichen dafür waren, dass eine Sanierung dringend erforderlich ist. Dort sieht man auch Witterungsschäden und ungeeignete Reparaturversuche am Außenputz.
Wackeliger Plattenbelag im Rittersaal
Die Fensterumrandungen im Innenhof sind aus rotem und gelbem Sandstein: Letzterer ist porös. Im Rittersaal merkt man beim Laufen, dass sich die Sandsteinplatten, die aus schalltechnischen Gründen zum größten Teil abgedeckt sind, bewegen und sich teilweise abgesetzt haben. Nach der Stabilisierung sollen die Platten nach dem gleichen Verlegemuster wieder aufgebracht werden. Durch eine einheitliche Decke soll ein klar strukturierter Raum entstehen. "Menschen sollen dem Raum seinen Charakter geben. Hier können kleine Gottesdienste stattfinden oder Besprechungen, aber es kann auch musiziert werden."
In einem abgegrenzten Raum erklärt Schaab-Hench, dass das dortige Fachwerk, das aus dem 18. Jahrhundert stammt, statisch nicht überall richtig abgestützt ist. Die hohe Treppe zum Rittersaal ist durch eindringendes Wasser beschädigt. Sie muss abgetragen und saniert werden.
Während der Untersuchungen wurde im Untergeschoss eine Treppe zum historischen Gewölbekeller gefunden. Diese soll freigelegt und wieder mit dem Erdgeschoss verbunden werden. Darin soll dann ein neuer Musikraum entstehen. Schaab-Hench: "Das wird bestimmt unser beliebtester Musikraum werden. Da kann man auch um Mitternacht noch Musik machen und niemanden stört es".
Reihenfolge der Arbeiten festgelegt
Im Moment wird die Reihenfolge der Arbeiten festgelegt. Begonnen wird mit der Stabilisierung der Außengebäude und dem Dachgebälk sowie der Dachdeckung. Es liegt eine detaillierte Kostenberechnung vor und die Maßnahmen werden mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt und von diesem begleitet.
Mathilde Schaab-Hench ist sich sicher, dass der Beginn der Sanierungen auch nicht viel länger hätte dauern dürfen: "Statische Dinge werden schlechter je länger man wartet – und teurer. Ich bin sicher, wenn wir nichts gemacht hätten, wäre die Burg in 30 Jahren geschlossen. Wir haben die Burg vor über 100 Jahren gekauft und nach der Sanierung hält sie auch mindestens die nächsten 100 Jahre."
Gewünschter Baubeginn ist im Frühjahr 2022. Die Bauzeit des Projektes, dessen umfassendes Gutachten mit Maßnahmenkatalog bereits 2018 erfolgte, beträgt mindestens drei Jahre. Die Sanierung wird sicherlich noch spannend werden. Denn wie kommen ein großer Kran und das ganze Baumaterial in die Burg? Außerdem soll der Betrieb ja trotz Baustelle normal weiterlaufen – schließlich warten ja alle dringend darauf, dass die Gäste zurückkehren können, man wieder Schulklassen sieht und Musik aus den Sälen schallt.