Der neue Karlstadter Rathausschef Michael Hombach sagt, er könne seinem Vorgänger nur beipflichten, der immer geschwärmt hat, Bürgermeister sei das schönste Amt der Welt. "Es ist eine herausfordernde, anspruchsvolle und sehr abwechslungsreiche Arbeit, die nah an den Menschen ist." Das könne er nach den ersten gut 100 Tagen sagen. Und so habe er sich das auch vorgestellt.
Coronabedingt gab es in den ersten Wochen nach seinem Amtsantritt nur wenige Außentermine, "sodass ich mich voll und ganz im Rathaus einarbeiten und mich mit vielen Mitarbeitern zusammensetzen konnte". Er stattete vielen Einrichtungen wie Musikschule, Bücherei, Freibad, Volkshochschule oder Feuerwehr Besuche ab.
Nach seinen Visionen für Karlstadt befragt, sagt er, er könne noch nicht vorhersagen, das die nächsten sechs Jahre alles in Karlstadt passiert. Aber es sei ihm stets besonders wichtig, sein Ohr am Bürger zu haben. Er freue sich, dass die Bürgermeister-Sprechstunden – jeweils donnerstags von 16 bis 17.30 Uhr – sehr gut angenommen werden. Diese Zeiten wurden beim Amtswechsel bewusst beibehalten. Das Themenspektrum sei da immens. Es reiche von persönlichem Hilfebedarf bis zur Frage nach der weiteren Entwicklung der Altstadt.
Dramatische Leerstände in der Altstadt
Gerade dort in der Altstadt nehmen die Leerstände dramatisch zu, wie in der Alten Bahnhofstraße besonders deutlich zu sehen ist. Vor einem Jahr gab es da noch ein Spielzeuggeschäft, eine Poststelle/Schreibwarenladen, ein Sportgeschäft und einen Geschenkeladen. Jetzt stehen diese Objekte leer. Auch an anderen Stellen der Altstadt gibt es Leerstände, so etwa an der Ecke Obere Kirchgasse/Untere Viehmarktstraße, wo sich ein großes altes Haus befindet mit einer ansehnlichen Freifläche daneben. Gleichzeitig wird an der Peripherie im Hirschfeld ein große Bürogebäude errichtet. Hätte die Stadt da nicht vermittelnd eingreifen können?
Diese Entscheidungen sind vor seiner Amtszeit gefallen. Doch war Hombach da auch als Stadtrat mit eingebunden. Er zeigt ein gewisses Verständnis: "Man muss das als Unternehmer schon auch wollen, ein altes Gebäude zu sanieren." Und wie sehr kann die Stadt bei den leeren Ladengeschäften eingreifen? Hombach: "Ich hatte erst dieser Tage ein Gespräch mit einem beauftragten Büro, das in den nächsten drei Jahren als Leerstandsmanager agiert, um diese Leerstände in der Altstadt wieder zu befüllen." Die Tätigkeit des Büros werde über die Regierung gefördert.
Klausur zu Turmkaufhaus und Hegewaldgelände
Erst jüngst hat die Stadt sowohl das Hegewaldgelände als auch das Turmkaufhaus erworben. Um zu klären, was daraus wird, habe der neue Bürgermeister die Stadträte im November zu einer Klausur eingeladen. Er verweist auf den Zusammenhang mit dem Neubau der alten Mainbrücke und der beabsichtigten Straßenführung. Da ist aber noch nichts Näheres bekannt. "Ich war schon beim Staatlichen Bauamt, aber in den nächsten zwei, drei Jahren tut sich bei der Brücke noch nichts."
Hombach sagt, er sei überzeugt, "dass wir über das Gebiet einen städtebaulichen Wettbewerb drüberlegen." Beim Hegewaldgelände sieht er viele Möglichkeiten, die von einer Kita über Nahversorgung bis zum gemeindeschaftlichen Wohnen reichen. "Zunächst aber werden wir beim Turmkaufhaus die Schaufenster mit Stadtinfo bekleben, damit diese Entree schöner ausschaut als bisher."
Hohe Nachfrage nach Wohnraum
In der Studie zur "Revitalisierung des Einfamilienhausgebiets" zwischen Angerstraße und Bodelschwinghstraße von 2014 ist die Rede von leer stehenden oder von nur einer Person bewohnten Einfamilienhäusern und vom Flächensparen. Wie kann in dem Gebiet ein Generationswechsel gelingen? Die Nachfrage nach Wohnraum ist in Karlstadt groß. 50 Bewerber gab es für 20 Bauplätze im "Wurzgrund". Hombach kündigt an, er wolle die Damen aus den beiden Planungsbüros, von denen die Studie stammt, einladen, um Fördermöglichkeiten für Beratungen auszuloten. Inwieweit die Stadt Vorkaufsrechte haben kann, müsse er noch prüfen, sagt Hombach.
Chefsache seien für ihn die Kitas – das Kinderhaus Heilige Familie steht kurz vor der Fertigstellung – und die Digitalisierung. Im Laudenbacher Weg in Karlstadt gibt es neben der Berufsschule große Firmen wie Schwenk, Kohl oder MSA, die noch keine Glasfaseranbindung haben beziehungsweise hatten. Denn Schwenk hat sich inzwischen selbst um diese schnelle Internetanbindung gekümmert.
Radstreifen in der Gemündener Straße?
"Karlstadt muss fahrradfreundlicher werden", hat Michael Hombach in einem Wahlwerbespot gesagt. Er selbst fährt ganz bewusst jeden Tag mit dem Fahrrad durch die Hauptstraße zum Dienst, auch um dort Menschen zu treffen, die ihn ansprechen. Jüngst hat er sich die Gemündener Straße angeschaut. "Die hat eine gewisse Breite. Ich möchte geprüft haben, ob da ein Fahrradstreifen möglich ist." Die Altstadt sei schon so fahrradfreundlich, dass ein Einzelhänder kürzlich geklagt habe, dass die Radtouristen ihre Fahrräder vor den Schaufenstern abstellen. Hombach fällt in dem Zusammenhang ein: "Wir denken über Abstellmöglichkeiten am Bahnhof nach."
Jüngst war der neue Bürgermeister manchmal schwer erreichbar. Er erklärt: "Die letzten Wochen waren tatsächlich geprägt von vielen Terminen und davon, dass mich viele Menschen aus dem Stadtgebiet sprechen wollten. Am Anfang kommen viel Menschen direkt auf den Bürgermeister zu." Er lerne gerade zu selektieren, welche Gespräche wirklich wichtig sind.
stadelhofen hat noch nicht mal ein orts sprecher
auf die nächsten 100 tage