
Er ist gerade mal rund 100 Tage im Amt und hat die Krankenhaus-Landschaft Main-Spessart doch schon kräftig durcheinandergewirbelt: der neue Klinikreferent Gregor Bett.
Seinen Kritikern ist seine Gangart auf dem Weg zur Zentralisierung zu schnell, sein Vorgehen zu ruppig, sein Diskussionsstil zu kompromisslos. Er selbst ist nicht nur von sich, sondern auch von seinem Handeln überzeugt: Bett will dem Main-Spessart-Kreis eine „exzellente stationäre Medizin“ verordnen. Ohne Wenn und Aber.
Patient im Vordergrund
Der Klinikreferent sagt, er stellt den Patienten in den Vordergrund: Er soll die bestmögliche medizinische Versorgung im Landkreis erhalten, auch wenn es sie nicht direkt vor der Haustür gibt. Damit setzt Bett einen deutlichen Kontrapunkt zu den Sonntagsreden, die viele Kreispolitiker über Jahre gehalten haben, wenn sie von der „wohnortnahen“ Versorgung sprachen, ohne sich bewusst zu sein, was das bedeutet. „Auch Arnstein oder Gemünden hat kein Krankenhaus vor der Tür“, sagt der Klinikchef.
Bett ordnet seinem Ziel alles unter. Der Forchheimer kommt von außerhalb, sieht sich keiner Interessengruppe verpflichtet und behauptet, den ungetrübten Blick auf die hiesige Krankenhauslandschaft zu haben.
Warum so schnell zentralisieren?
Warum treibt er die Zentralisierung so schnell voran?, fragen seine Kritiker. Warum gönnt er den drei Krankenhäusern keinen sanften Übergang? Bett will alle medizinischen Ressourcen bündeln, um den Patienten bestmöglich zu versorgen. „In der Medizin gibt es keine halben Sachen“, lautet sein Credo. Für drei Häuser fehlt ihm das Personal. Also zieht er es zusammen.
„Statt Nachtschichten an drei Standorten gibt es sie dann nur noch an einem“, nennt er ein Beispiel. Das schafft Freiraum.
Auch das Klinikum-Defizit drückt den promovierten Mediziner, Diplom-Physiker und Kaufmann. „Zehn Millionen Euro im Jahr – das geht auf Dauer nicht.“ Also legt er zusammen, versucht, Synergien zu heben und einzusparen. Das gilt auch für die Verwaltung: Bett hat die Hierarchie verschlankt, Leitungsebenen aufgelöst und umstrukturiert.
Alle 1200 Mitarbeiter sind ein Team
Sowieso sieht er alle 1200 Mitarbeiter als ein Team – von der Küchenhilfe bis zum Chefarzt. Und er bemüht sich, sie alle kennenzulernen. „Jeder ist mir wichtig“, sagt der Chef.
Schließlich ist er für sie verantwortlich. Was in der öffentlichen Diskussion oft zu kurz kommt: Der Erfolg des Einhaus-Klinik-Modells hat nicht nur Auswirkungen auf die Patienten, sondern auch auf die 1200 Arbeitnehmer. Der Landkreis steht im Wort, keinen wegen der Zentralisierung zu entlassen.
Widerspruch von vielen Seiten
Trotz aller hehren Ziele – Betts Weg dorthin fordert Widerspruch heraus: vom Personal, von der Politik, von der Bevölkerung, von den Bürgerinitiativen. „Sie machen das Klinikum platt“, lautet ein Satz, den sich der Neue oft anhören muss. Wenn er kann, diskutiert er darüber mit seinem Gegenüber. „Wenn man es erklärt, bekommt man auch Verständnis“, hat er erfahren.
Er hat den Eindruck, dass in der Vergangenheit zu wenig kommuniziert wurde. Emotionalität in der Diskussion stört ihn nicht: „Das spricht für die Leidenschaft der Leute bei dem Thema. Das Schlimmste wäre eine Wurstigkeit.“
Und Bett selbst? „Ich habe noch keinen Tag bereut, hier zu arbeiten. Es gibt wahnsinnig viel zu tun und zu bewegen. Und das macht Spaß.“
Aha. Das schafft also Freiraum. Vor allem spart es Kosten! Es geht wieder einmal nur um das liebe Geld - die Menschen sind nebensächlich. Wundert sich wirklich noch jemand über Landflucht? Wer heutzutage nicht in einem Ballungsgebiet wohnt wo man alles hinterher geworfen bekommt von dem man auf dem Land nur träumen kann hat auf ganzer Linie das nachsehen. Man könnte auch sagen die Ar***karte!
Natürlich hat sie, die Landflucht, durchaus ihre Vorteile. Die lästigen Wünsche der Landbewohner (Versorgung mit Lebensmittel, Verkehrsanbindung und -mittel, Ärzte, Schulen, Altenheime und sogar Internet nur um einiges zu nennen) können völlig ignoriert und dadurch immense Kosten gespart werden. Vielleicht ist dies ja tatsächlich das langfristige Ziel?
Von Gemünden nach Würzburg in die Uniklinik sind es per Pkw 35 Minuten, mit den Öffentlichen ist man in 40 Minuten dort. Es gibt Wohngegenden in Würzburg, von wo die Fahrt in die nächstgelegene Klinik nur unwesentlich kürzer ist. Fahren Sie z.B. mal im Berufsverkehr von Rottenbauer nach Grombühl.
Ich glaube daher, dass das Geschimpfe über den Wegfall der zwei Klinikstandorte in MSP ein Jammern auf sehr hohem Niveau ist.
Selbst erlebt! Zwei Klassen Medizin?
Wo sind all die jene, die durch schnelle Hilfe vor Ort, weiterhin ein adäquates Leben führen?
Vielleicht sollten sich diese Menschen einmal zu Wort melden.........